Vava’U, Tonga vom 22.08. bis 13.09.2018

Der Rest der Familie möchte die Wale natürlich auch aus der Nähe sehen. Wir biegen mit der MANGO nach Westen ab, dorthin, wo wir am Nachmittag oft den Blas der Buckelwale beobachten konnten. Ein Wal winkt uns mit seiner Brustflosse, einer springt. Wir sehen den Blas, aber ganz in unsere Nähe trauen sie sich nicht. Wir wollen das Glück auch nicht herausfordern, einen Eindruck der riesigen Tiere haben nun alle bekommen. Wir segeln nach Süden. Guter Wind ist vorhergesagt, die Richtung stimmt aber nicht, Segeln und Motoren halten sich fast die Waage. Wir erreichen am späten Vormittag die Stadt Neiafu und schnappen uns eine Muring.

Hier müssen wir wieder zum Zoll, weil man zwischen den Inselgruppen ein- und ausklarieren muss. Der Beamte überträgt unsere Daten in ein großes Buch. Es beginnt zu schütten. Heute haben wir natürlich keinen Regenschirm dabei. Es schüttet weiter, wir rennen bis zum großen überdachten Markt. Erstmal sicher. Wir kaufen bei fast jeder Marktfrau etwas, finden es gut, dass die Preise transparent sind und wir nicht handeln müssen. Der Regen kennt keine Gnade. Bis wir zurück auf der MANGO sind, sind wir pudelnass.

 

Am nächsten Tag gehen die Männer bei strahlendem Sonnenschein in die Stadt und überraschen uns mit Eis, dem letzten in ganz Vava’U. Das wird unser zweites Frühstück, beziehungsweise verfrühtes Mittagessen. Egal, wir haben ja Urlaub!

Dann legen wir ab und fahren zum Ankerplatz Nr. 7 (Luakapa). Vava’U ist ein beliebtes Revier für Chartersegler. Um die Orientierung etwas zu erleichtern, hat die Charterfirma einfach alle Ankerplätze durchnummeriert, was von den Seglern einfach übernommen wurde. Wir treffen also auf Nr. 7 die MOYA wieder, die uns auf ihrem Schiff eine wunderbare Tour zu drei Grotten ermöglicht. Die erste ist die Mariners Cave, die man von außen gar nicht sehen kann. Ihr Eingang liegt etwa drei Meter unter Wasser und ist auch drei Meter lang. Nick traut sich und ist fasziniert von der indirekten Beleuchtung der Höhle. Weiter geht’s zur Swallows-Cave. Wir besuchen zuerst die Nachbarhöhle, die oberhalb der Wasserlinie sehr schön ist. Isa wartet mit den MOYA Jungs im Dinghy, während Nick mit unseren Kindern durch einen unterirdischen Zugang in eine Nebenkammer schwimmt. Unsere Kinder halten sich an seinem Gürtel fest. Eric trägt eine Schürfwunde an seiner Schulter davon, der Tunnel war doch etwas niedriger als gedacht. In der Swallows-Cave springen wir alle ins kalte klare Wasser. Riesige Schwärme kleiner silbriger Fische tanzen um uns und unter uns. In der Tiefe schwimmen Taucher und senden ihre Luftblasen zu uns. Toll sieht das aus, wenn die Fische ausweichen. Zurück geht es mit der Moya. Die Kinder spielen wild und „fressen“ uns den Kuchen weg. Der Strand von Nr. 7 gefällt uns ganz gut. Nur leider müssen wir ihn mit vielen Moskitos teilen.

 

In der morgendlichen Funkrunde werden alle Kid-Boats zum Ankerplatz 30 (Kenutu) eingeladen. Da können wir nicht fehlen. Am späten Nachmittag soll es ein Lagerfeuer geben. Die Kinder ziehen sich gemeinschaftlich zum Spielen zurück, wilde Räuberspiele! Das Feuerentzünden ist erwartungsgemäß schwierig. Die Firestarter scheitern erwartungsgemäß. Der „Hot Devil“ (Feuerzeug) bringt’s. Es gibt Stockbrot, was den Erwachsenen sehr viel Geduld abverlangt. Die Kinder erscheinen nur zum Essen. Viel zu früh ist es dunkel.

 

Am nächsten Tag ist es frisch und windig. Eine Kaltfront passiert unsere Gegend. Wir ziehen Fleecedecken in unsere Bettbezüge, denn die Nacht war kalt (für hiesige Verhältnisse). Wir machen einen Spaziergang zum Kliff und beobachten, wie die Ozeanwellen donnernd und spritzend gegen die Felsen schlagen. Dort oben ist viel Platz zum Erkunden und Spielen. Am Nachmittag geht es weiter. Die vielen Kinder spielen Island-Warriors (Insel-Krieger), bemalen ihre Gesichter mit Kohle vom gestrigen Lagerfeuer, Stöcke sind die Waffen, ein Fort bzw. eine Hütte gibt es auch und überraschenderweise auch einen Feind. Der Stickbreaker hatte einen Stock zerbrochen, der ihm ins Gesicht gefuchtelt wurde. Isa kann sogar auf der MANGO das Kriegsgeschrei hören. So schön hätte es doch auch schon eher sein können. Wir haben die vielen Kinder vermisst.

Der Wetterbericht prophezeit Ungemütliches. Wir suchen mit Nr. 11 (Tapana) einen geschützten Ankerplatz aus. Die Idee haben auch noch einige andere Boote. Es wird ein Rennen um die freien Muringbojen. Da die MANGO mit ihrer Motorleistung unterlegen ist, müssen wir dies durch Organisationstalent wieder wettmachen. Wir funken heimlich die MOYA an (per DSC-Call), die mit ihrem Paddle-Board eine Muring für uns reserviert. So können wir entspannt den Rasern hinterher segeln und bekommen trotzdem noch einen Platz. Ätsch!

Den ersten Teil des windig-regnerischen Nachmittags verbringen wir mit einem Strand- bzw. Riffspaziergang. Wir sehen viele Schlangenseesterne, Seeigel und Kegelschnecken. Auf der MOYA (www.sy-moya.de) verbringen wir den Rest des Nachmittags, wo alle Kinder recht harmonisch spielen. Unsere Wege trennen sich nun leider, nach fast zwei Monaten. Sie wollen weiter nach Vanuatu und nächstes Jahr bis nach Deutschland segeln.

Am Nachmittag laufen wir einen schönen, aber mit großen Spinnen dekorierten Buschweg. Nick borgt sich einen langen Stock von unseren Kindern und wedelt eventuelle Spinnennetze vor unseren Gesichtern weg. Irgendwann zweigt eine Straße zum Strand ab. Dort wurden aus Korallenplatten Grabsteine herausgehauen. Das Meer half offenbar mit. Da gerade Niedrigwasser herrscht, können wir am Strand zurücklaufen. Sand, Korallenplatten und „saftige“ Seegraspolster wechseln sich ab. Der Flipflops-Busch markiert die Stelle, wo wir wieder auf die andere Inselseite abbiegen müssen. Mit BONAIRE, BLUE ZULU, die wir bereits aus den Tuamotus kennen und anderen Familienbooten treffen wir uns zum Sundowner. Wir haben soviel zu bequatschen, dass die Dunkelheit bereits hereinbricht. Die Kinder spielen im Busch bis der rötliche Schein eines entfernten Buschbrandes alle beunruhigt. Die Flammen in der Dunkelheit sind nicht zu übersehen. Für uns besteht jedoch keine Gefahr. Wir sind weit weg mit der MANGO und von Wasser umgeben. Irgendwann glauben uns unsere Kinder auch.

Am nächsten Tag laufen wir mit den anderen Familien den Spinnenweg noch einmal. Wir sind auch neugierig auf die Brandstelle. Offensichtlich war es nur die Schneidegraswiese, die brandgerodet wurde.

Nach Lagerfeuern, Stockbrot und wilden Kinderspielen brauchen wir mal kurz Abstand und verlagern uns zum Ankerplatz Nr. 16 (Vaka’eitu). Da der Weg unspektakulär und ohne Herausforderungen oder Riffe ist, lesen wir Kalle Blomquist vor und lernen die Räubersprache. Von nun an wird bei uns ge-ror-t und ge-lol-t. Da Eric noch nicht so gut darin ist, sagt er: „Wir sollten lieber in der Funksprache reden!“ (Echo-Romeo-India-Charlie) .

 

Wir sind das einzige Boot auf dem Ankerplatz. Die Kinder vom Ankerplatzeinheimischen David sind heute außerplanmäßig zu Hause, weil der Lehrer nicht in die Schule kam. Sie leihen uns ihre Tochter Rosemary, um uns den Pfad auf die andere Seite der Insel zu zeigen. Wir besuchen auch das Grab des deutschen Ur-ur-Großvaters. Deutsche Vorfahren oder Verwandte, die in Deutschland arbeiten, typisch Tonga. Später geben wir Davids Frau noch Medizin gegen Bauchschmerzen. Wir schleppen vier Schuhkartons Medikamente mit uns herum und haben so gut wie nichts davon gebraucht, zum Glück!

 

Der nächste Ankerplatz ist wieder ein Kinderboot-Ankerplatz, Nr. 8 (Nuku). Neue Bekanntschaften, BBQ, Stockbrot, Popcorn, wilde Spiele, Kletterbäume, schön… In Dinghy-Reichweite ist ein Inselchen mit herrlichem Sand. Die Kinder genießen das Buddeln sehr und sind sehr kreativ. Sophie nimmt eine Segelstunde auf dem Segeldinghy der BONAIRE. Das fetzt. Sie bekommt sogar ein Lob und ist wohl ein Naturtalent. Nick darf auch mal. Segeln macht Spaß, wenn die Bedingungen stimmen. Der Himmel ist den ganzen Nachmittag grau. Irgendwann meint es der Regen ernst und alle Familien ziehen sich auf ihre Boote zurück.

 

Der Weg in die Stadt Neiafu ist wieder ein Wettrennen. Wir sind zwar die ersten, die Anker-auf-gehen, werden aber von zwei anderen Booten überholt. Wir kommen als letzte im Muringfeld an. Uii, ist das voll hier. Direkt vor uns wird eine Muring frei, die wir direkt ansteuern. Ein anderes Boot kommt von ganz hinten aus dem Muringfeld ebenfalls auf diese Muring zugerast. Frech! Wir „gewinnen“ jedenfalls dieses Duell. Vermutlich kann die andere Familie uns jetzt nicht mehr leiden…

 

Nun wird neu verproviantiert, vor allem Frischwaren, Wäsche gewaschen, Bücher getauscht und endlich schaffen wir es auch, auf den Aussichtspunkt des Mt. Talau zu steigen. In der Methodistenkirche waren wir am Sonntag, zusammen mit fast allen Seglern des Muringfeldes. Der Pastor hatte sogar ein paar englische Worte für die Segler und die Gesänge waren sehr ergreifend und inbrünstig.

 

Nicks Höhepunkt von Tonga ist das Schwimmen mit den Buckelwalen. Er sieht den Blas, springende Wale und welche, die mit ihren Brustflossen „winken“. Unter Wasser hört er „Walgespräche“, die er sogar aufnehmen kann. Die Tiere sind sehr neugierig. Einmal schwimmen Mutter und Kalb ganz nah an ihn heran, doch dann kommt ein Männchen und geht dazwischen. Zeit für den Rückzug, die Wale sind riesig… „Ein superschönes Erlebnis, das hat sich definitiv gelohnt!“ sagt Nick hinterher. Seine Bilder bringen es dem Rest der Familie ebenfalls nahe.

 

Bevor wir weiter nach Fiji segeln, machen wir einen Zwischenstopp in Nr. 13 (Hunga Haven). Die Einfahrt in die kleine Lagune ist wirklich sehr schmal, Nick steht wieder vorn und gibt seiner Steuerfrau Zeichen. Wir ankern vor dem Strand, der bei Hochwasser verschwindet und verbringen hier noch einen grauen verregneten Tag mit Basteln und Gesellschaftsspielen.

Die ganze Nacht hindurch kann Isa Walgesprächen lauschen. Am Morgen kommt der Rest der Familie in Isas Bett auch in diesen Genuss. Zwei Tiere kommunizieren. Vielleicht waren es Mutter und Kalb in der Dunkelheit. (Mama wo bist du, ich kann dich nicht sehen. - Hier bin ich, ganz in deiner Nähe…) Ein toller Abschiedsgruß von Tonga und den Walen.

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