Ein Kapeffekt, der sich gewaschen hat - Cherbourg

Aus einem Start um fünf wird ein Start um kurz vor acht, da sich über dem Hafen noch ein Gewitter entlädt. Der Wind ist böig, das gibt sich aber sicher hinter der Hafenausfahrt. Ablegen ist entsprechend schwierig.

Nach der Hafenausfahrt erwarten uns Böen um 40 kn und natürlich die dazugehörigen Wellen. Klar, der Wind pfeift durch das Tal auf das freie Meer. Wir haben noch eine ganze Stunde lang dieses Vergnügen, gewürzt mit einem Blitz und gelegentlichem Donner. Dann ist der Wind auf einmal ganz weg, oder doch nicht. Er weiß es selbst nicht.

Der Höhepunkt des Tages: Wir überqueren den Nullmeridian. Das Feuerschiff Greenwich fotografieren wir leider nicht - ein Umweg durch das Verkehrstrennungsgebiet, außerdem ist es den ganzen Tag diesig, sichtweite rund eine Meile. Die wenigen Schiffe, die uns begegnen, sehen wir nur, weil sie auf dem Monitor erscheinen. Alles Geisterschiffe, da nützen einem auch die teuersten Augen nichts! Etwa 20 Meilen vor Cherbourg erwischt uns der Gegenstrom. Wir machen nur noch 1,5 kn Fahrt über Grund (bei 4,5 kn Fahrt durchs Wasser, „Isa brems doch nicht so!“) In der Nacht haben wir Nebel mit einer Sichtweite bis zu unserem Bug. Dazu wieder Schiebestrom, eine gefährliche Kombination, doch wir haben elektronische Augen: AIS und Radar; Technik sei Dank!

Kurz vor Cherbourg klart es wieder auf, man sieht sogar ein paar Sterne. Die Hafenansteuerung ist unkompliziert. Wieder viele Lichter durch die Straßenbeleuchtung, aber diesmal mit schwarzen Lücken für die Einfahrten. Voller Enthusiasmus düsen wir erstmal am Yachthafen vorbei. Schnell bemerkt und schnell festgemacht, sogar unsere Lieblingsseite. Dann verschnaufen wir noch kurz, genießen die milde Luft und die ruhige Atmosphäre bevor wir drei Uhr nachts in die Kojen fallen.

 

Wir schlafen lange und verpassen heute nichts. Regenwetter, leider. Nachmittags machen wir eine kurze Exkursion zu drei Shipchandlern, kaufen aber nichts. Die Kinder entdecken den Fernseher im Foyer des Hafenmeisters. Maritime Dokumentationen auf französisch ziehen sie in ihren Bann.

 

15.08.15 Wir erwachen und fühlen uns wie in einer Tropfsteinhöhle, beschlagene Scheiben, alles feucht, 15 Grad Celsius Innentemperatur. Isa fürchtet aufkeimende Pilzkulturen. Wir legen das erste Mal seit Reisebeginn Landstrom und betreiben unsere Standheizung. Bereits zum Frühstück ist es kuschelig warm und im Laufe des Vormittags sinkt auch die Luftfeuchte wieder auf ein tolerierbares Niveau. In den Schränken haben wir jetzt Tütchen mit Trockenmittel verteilt.

Der Ölwechsel ist fällig. Nick hat alles darüber gelesen (leider nicht viel). Wir haben hier leider auch keine neuen Bekanntschaften geschlossen (die behilflich wären). Also muss er sich durchkämpfen. Es funktioniert natürlich nicht so, wie gedacht. Aber Nick kriegt das hin. Eigentlich ganz leicht, wenn man weiß, wie es geht…

Inzwischen war der Rest der Familie Wäsche waschen (8€ für eine große Maschine).

Am Nachmittag erkunden wir Cherbourg per Laufrad und Roller. Unser einstündiger Stadtrundgang aus der Touristinfo ist schlecht beschrieben. Wir landen irgendwann auf einem Platz mit Brunnen, wo die Kinder begeistert matschen bis sie nass sind. Der Rückweg zieht sich ganz schön in die Länge.

 

16.08.15 Die Cité de la Mer liegt direkt gegenüber unseres Liegeplatzes (umgebauter Bahnhof mit Aquarium und U-Boot-Ausstellung). Wir müssen aber leider 45 min um das Hafenbecken herumlaufen („Ach wäre ich doch der Jesus, dann könnte ich über das Wasser laufen“, wünscht sich unsere Tochter). Hier soll auch die Tschutschu-Bahn losfahren. Aber weil Sonntag ist, gibt es vormittags keine Fahrten L. Da schauen wir uns eben die U-Boote an. Spektakulär, welch winzige U-Boote in so große Meerestiefen vordringen konnten. Respekt an die Besatzungen!

Wir finden schöne verborgene Ecken von Cherbourg. Die Kathedrale ist eher klein geraten. Da hatte sich Isa etwas  mehr versprochen (aus „Die Säulen der Erde“). Hier wurde wohl erstmal die neue Bauweise ausprobiert.

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Kommentare: 1
  • #1

    elkeund rolf (Freitag, 21 August 2015 15:56)

    Hallo Ihr Seefahrer ,es ist immer wieder interessant und vor allem spannend Eure Infos zu lesen. Die wunderschönen Fotos dabei und voralemm die lachenden Kinder erfreuen uns immer. Morgen kommt nun Melina in die Schule. Sie ist so aufgeregt und kann es kaum erwarten.Habe ihr auch die Bilder gezeigt soll lb Grüsse ausrichten.Machts gut ihr vier und weiterhin Umarmungen von uns, Elke