Camaret-Sur-Mer

Wir wollen etwas länger hier bleiben und bezahlen unseren (neuen) Liegeplatz zum großen Erstaunen des Hafenmeisters gleich für eine Woche im Voraus.

Nick hat das Angelfieber gepackt. Das Angelzubehör an Bord ist leider noch nicht zusammengeknotet. Wir wissen auch nicht, welche Teile aus unserem Sortiment wir brauchen. Aber das Internet ist auskunftswillig. Im lokalen Supermarkt können wir die fehlenden Teile erwerben und den Rest gucken wir uns von den anderen Anglern ab.

Am ersten Abend fangen wir nur ein Algenblatt. Den Plan, dieses für späteres Sushi aufzubewahren verwerfen wir wieder J. Sophie ist bitter enttäuscht, sie hatte sich so auf ein Fischbrötchen gefreut. Der Gedanke, plötzlich einen richtigen zappelnden Fisch an der Angel zu haben, ist irgendwie unheimlich. Insgeheim hofft Isa, dass es nicht so schnell passiert. Am zweiten Abend beißt eine kleine Makrele. Okay, die Angel funktioniert also. Die Makrele darf weiter schwimmen. In Nick’s Augen sehen wir jetzt akutes Jagdfieber. Er probiert es weiter, jedoch erfolglos, bis der Regen uns zum Rückzug zwingt.

 

21.08.15 Die Sonne scheint. Wir wollen wandern. Nach dem Packen und Proviant-vorbereiten ist es bereits halb elf. Wir laufen den Küsten-Wanderweg entlang, der uns an einigen Aussichtspunkten und Festungsanlagen älteren und neueren Datums vorbeiführt. Schöne Pfade mit Brombeerverpflegung, bunter Vegetation und der breite Sandstrand Pen Hat für unser Mittagspicknick – Das ist Urlaub! Der Rückweg führt uns an dem verfallenen Anwesen des französischen Dichters Pol-Roux vorbei und an vielen Hinkelsteinen. Da stellt sich uns die Frage: wo liegt denn eigentlich dieses kleine gallische Dorf von Asterix und Obelix? Das fragen wir später unsere neuen französischen Freunde Anne, Philippe-Jerôme und ihre Kinder Vincent und Carole von der SY IDEFIX V. Anscheinend gibt es darüber Streit zwischen der Normandie und der Bretagne. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen…

Auf jeden Fall haben alle die ca. 7 km tapfer durchgehalten, auch die Sonne. Auf der Mango setzt das große Gähnen ein. Wir gehen heute mal früher zu Bett.

22.08.15 Alle haben länger geschlafen. Papa geht morgens einkaufen. Beim Hafenmeister kann man sich kostenlos ein blitzeblaues Fahrrad ausborgen. Heute wollen wir nur zum Strand nebenan. Doch da klopft der Zoll an unsere Mango. Drei Beamte kommen an Bord, einer wartet auf dem Steg, damit wir nicht türmenJ. Sie kontrollieren das Flaggenzertifikat und sind beeindruckt von unseren nagelneuen und bisher unbestempelten Reisepässen. Mehr wollen sie aus unserer reichhaltigen Dokumentensammlung nicht sehen. Wir sind in eine Zufallskontrolle geraten, schließlich liegen wir schon seit Dienstag hier.

Zum Strand brauchen wir jetzt auch nicht mehr zu gehen. Nick zerlegt den Windgenerator, ölt ihn und baut bis zum Nachmittag wieder alles zusammen. Er produziert auch weiterhin keinen Strom. Abends finden wir per Youtube heraus, dass er noch weiter zu zerlegen geht. Wir vermuten das Problem bei den Kugellagern.

Nach dem Mittagsschlaf geht’s jetzt aber wirklich zum Strand. Genau jetzt verschlechtert sich das Wetter. Unsere Freunde von der IDEFIX V gehen gerade wieder zurück als wir ankommen. Die Kinder toben sich aus, sie spielen heute sehr harmonisch, ohne Streit um die kleine blaue Schaufel. Den Rückweg nehmen wir im Laufschritt und werden ganz schön nass.

 

24.08.15 So ein Schietwetter! Starker Regen und Sturm. Wir liegen zum Glück gut geschützt weit innen im Hafen. Gegen Mittag klart es auf. Wir spazieren zum Außenponton und machen heute ziemlich viele neue Bekanntschaften. Viele wollen auch über die Biskaya segeln. Da sind wir zum Glück nicht allein.

Auf der SY Swede Dreams gibt es auch zwei Kinder. Unsere verschwinden gleich hinter ihnen im Schiffsbauch und genießen deren Spielzeugparadies, denn wir werden gleich an Bord gebeten. So geht der Nachmittag dahin.

 

25.08.15 Vormittag ist wieder zu schlechtes Wetter zum Rausgehen. Lino von der SY Stella schaut vorbei und fragt uns um Rat wegen seiner Motorprobleme. Uns!?! Da wir bereits ähnliche Probleme hatten, geben wir unser Wissen gerne weiter. Dann räumen etwas auf. Wir haben gestern unsere neuen Freunde eingeladen und es soll ja hier nicht aussehen, wie bei Hempels unterm Sofa. Am Nachmittag besuchen uns Elmar, Diana und ihre Tochter Lupita von der SY September Blue. Die Kinder spielen ausgelassen, während die Eltern den ganzen Nachmittag fachsimpeln. Wir lernen wieder viel dazu.

Die Kinder haben einfach noch zu viel Energie. Nick geht mit ihnen noch einmal raus. Das war aber ein kurzer Spaziergang. Nick bringt die Schweden mit. Carlos, Lola und ihre Kinder Paco und Luna besuchen uns. Sie haben zwei selbst gefangene Makrelen mitgebracht. Toll! Das Mittagessen für morgen ist also gesichert.

Noch eine Spiel-Session für die Kinder. Sophie sagt: „Das ist der glücklichste Tag in meinem Leben!“, das sagt doch auch Anna aus Frozen, oder?

 

26.08.15 Vormittag Mistwetter. Wir sind zum Spielen auf der SY IDEFIX V eingeladen. Hier gibt es eine Armada von Playmobilfiguren und ebenso viele Autos. Genug um unsere Kinder eine Weile zu beschäftigen. Isa lässt sich detailliert erklären, wie man Makrelen zubereitet. Das Rezept wird beim Mittagessen sofort umgesetzt. Erfolgreich, denn es war köstlich! Na gut, vielleicht wäre es doch nicht so übel, selbst welche zu fangen…

In Ermangelung von Spielplätzen turnen die Kinder auf den Riesensteinen neben der Hafenmauer herum. Eric kann schon richtig gut klettern. Es gab also keine gebrochenen Gliedmaßen. Wir warten auf die leicht verspätete Ankunft einer Regatta, sehen sogar den Zieleinlauf. Abends gibt es noch ein Feuerwerk. Sophie ist total aus dem Häuschen. Eric wirft nur kurz einen Blick darauf und legt sich wieder hin. Es ist ihm zu laut.

 

In den nächsten Tagen soll das Wetter besser werden für unsere Biskaya-Überquerung. Mehr dazu aus Spanien…

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Jörg, Anja, Leon, Frida und Aaron (Sonntag, 30 August 2015 16:26)

    Viele liebe Grüße aus der Heimat, vor allem von Frida an Sophie! Lesen immer euren Block, der echte literarische Qualität hat. Im Ernst - es liest sich wirklich sehr unterhaltsam. Freue mich, dass Ihr derzeit in der Bretagne seid, ich (Anja) hab mal ein Jahr in Brest gelebt. Besucht Ihr auch die Ile d'Ouessant? Ein Paradies für Vogelfreunde und wunderbar zum Radfahren. Auch wir bewundern Euren Mut zu einer so langen Auszeit und Reise auf dem Wasserweg! Alles Liebe und eine schöne Zeit..

  • #2

    Elke und Rolf (Montag, 31 August 2015 11:03)

    Hallo Ihr vier ,finden es immer wieder toll Euch begleiten zu dürfen, auch wenn es nur per Kommentar ist. Wie viele Eindrücke es auch für die Kinder sind ,ist unbeschreiblich. Bei uns ist auch soweit alles okay .Wünschen euch weiterhin Kraft und Stärke .Lasst Euch ganz fest umarmen von uns . Melina geht ganz stolz in die Schule.