Ria de Muros

Portosin

 

07.09.15 Diesmal sind wir die ersten, die aus A Coruna aufbrechen. Unser Wetterbericht sagt Riesenwellen für die nächsten Tage voraus. Dem wollen wir unbedingt zuvorkommen.

Alle, die beim Anlegen geholfen haben, machen jetzt unsere Leinen los. Der Abschied fällt diesmal schon schwerer.

Nachdem wir aus dem Hafen und der Bucht herausmotort sind, setzen wir unser Leichtwindsegel. Nach drei Stunden frischt der Wind auf, und wir wechseln auf unsere bewährte Schmetterlingskombination. Wir fahren diesmal recht dicht an der Küste entlang. Das macht sich auch beim Wind bemerkbar. Nach jeder Landspitze ändert der Wind seine Richtung und Stärke. Viel Segelarbeit heute! Das gefürchtete Kap Finisterre zeigt sich bei ruhigem Wetter von seiner friedlichen Seite. Gegen 2 Uhr nachts übernimmt Isa die Wache. Hier gibt es richtig viele Fischerboote, die meisten ohne AIS, hier heißt es, richtig hingucken! Manche sind taghell erleuchtet andere wiederum im Tarnmodus.

Als wir in die Ria Muros einbiegen wird es übersichtlicher. Die Ufer sind komplett mit kleinen Städten gepflastert, mit vielen Straßenlaternen, auch auf den Verbindungsstraßen. Die knallorangefarbene Mondsichel trägt auch ihren Teil zur indirekten Beleuchtung auf dem Wasser bei. Wir kommen unfallfrei durch und liegen gegen 6Uhr morgens im halbleeren Hafen von Portosin. Toll! Noch drei Stunden Schlaf bis die Kinder erwachen…

Den Gefallen taten sie uns natürlich nicht. Heute endet die Nacht um acht. Nach dem Frühstück besucht Isa mit den Kindern den Hafenmeister. In seinem Büro werden wir von zwei sehr sehr netten Damen begrüßt. Es gibt spanische Schokoriegel (Kinder Bueno, hahah) verpackt in einem Karton zum Sammeln von Altbatterien. Damit sind die Kinder glücklich und beschäftigt. Isa fragt derweil nach der Busverbindung nach Santiago de Compostela. Die Frage kommt hier wohl öfter. Auf dem Stadtplan von Portosin ist der Busfahrplan gleich mit drauf. Dazu gibt es noch Info-Material und ein sehr nettes Gespräch. Den Zuckerflash verarbeiten beide Kinder auf dem benachbarten Spielplatz.

Nach dem Mittagsschlaf laufen wir in die Stadt. Hier ist es kleinstädtisch unspektakulär. Das Riesen-Seil-Klettergerüst begeistert unsere Kinder und hält die Eltern in Atem. Dann laufen wir ans andere Ende der Stadt zum Supermarkt. Wir fühlen den starken Drang, etwas zu kaufen. Dort stellen wir leider fest, dass wir kaum etwas brauchen, weil wir in letzter Zeit so gut gehamstert haben. Zehn Liter Wasser gehen trotzdem.

09.09.15 Santiago de Compostela

Als der Wecker halb acht klingelt, ist es noch fast dunkel und wir fühlen uns noch hundemüde. Wir zögern das Aufstehen mit der Snooze-Taste des Weckers noch eine Viertelstunde hinaus. Normalerweise erheben wir uns hier erst gegen neun Uhr, wir haben uns doch schon an spanische Gepflogenheiten angepasst. Nach dem Frühstück laufen wir zur vermuteten Haltestelle. Die haben wir gestern ausgekundschaftet, aber es deutet kein Zeichen darauf hin. Wir stehen richtig sagen uns die freundlichen Spanier. Im Ort Noia müssen wir umsteigen. Wieder geben uns die Mitfahrer bereitwillig Auskunft. Wir scherzen sogar, denn der 10 Uhr-Bus hat Verspätung. Die Uhr auf dem Fahrsteig zeigt auch 20 min später noch 10 Uhr an.

Unser Bus hat sogar Gardinen. „Oh in so einem Bus wollte ich schon immer mal fahren!“ sagt Sophie. Beide Kinder schauen gebannt aus dem Fenster und kommentieren die nieseltrübe Landschaft.

Der Busbahnhof von Santiago liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums. Das bringt den ersten Kilometer auf unsere Sohlen. Wir besuchen zuerst den Park de San Domingos de Bonaval, gehen dann in die Altstadt und folgen dem vorgeschlagenen 3h-Stadtrundgang. Wir kommen an wirklich vielen Kirchen vorbei, sehen viele Pilger mit ihren großen Rucksäcken. Der Tageshöhepunkt für uns Eltern ist der Besuch der Kathedrale von Santiago. Hier liegen die Gebeine des heiligen Jakob in einem silbernen Reliquienschrein. Die Atmosphäre hier ist ziemlich aufgeregt und laut. Kein Ort der Stille, wie wir das von Kirchen normalerweise kennen.

Wir nehmen 17 Uhr den Bus zurück nach Noia/Portosin, das wird der Höhepunkt für unsere Kinder. Erst kurz vor dem Ziel werden sie müde, jetzt lohnt sich das Einschlafen nun wirklich nicht mehr. Wir kitzeln sie wieder fit.

Das war ein anstrengender Tag. Alle haben super durchgehalten, sogar ohne Mittagsschlaf. Isa hat am nächsten Tag Muskelkater. Jetzt schon Muskeln verloren oder lag es nur am ungewohnten Schuhwerk?

Eine Dampferfahrt nach Muros

 

Nicks letzter Besuch beim halb zehn öffnenden Supermarkt leitet unseren Abschied in Portosin ein. Gestern haben wir noch ein paar Punkte auf unserer ToDoListe abgearbeitet (Der Hafen ist menschenleer, keine Ablenkung) und den Spielplatz besucht. Hier soll es auch Petroglyphen geben. Dorthin gehen wir noch kurz. Wir finden nicht das vor, was wir erwartet haben. Was versteht ihr denn darunter?

 

Bei Sonnenschein und Wärme, kurzärmelig! verlassen wir Portosin. Bei Tageslicht sehen wir nun die vielen kleinen Orte und Strände. Im Sommer ist es bestimmt wunderschön hier. Den Kindern verkaufen wir diese Tour als Dampferfahrt. Das lockt sie tatsächlich mal kurz an Deck. Nach etwa einer Stunde kommen wir in Muros an. Wir fahren in den recht leeren Yachthafen hinein und machen am erstbesten Ponton fest. Isa geht mit den Kindern Richtung Hafenmeisterbüro. Der Chef persönlich kommt uns mit grimmigem Gesicht entgegen. Wir hatten unser Kommen nicht per Funk angekündigt. Ups, aber das haben wir in Spanien noch nie. In seinem Büro taut er auf, als er merkt, dass wir ehrliche zahlende Gäste sind und sogar all unsere Dokumente für seinen Kopierer mitgebracht haben. Zum Schluss scherzt er sogar mit den Kindern. Na also. Grillig wird er wieder, als unsere ankernden Freunde in seinem Hafen herumlaufen.

In der Stadt treffen wir unsere Freunde von der SWEDE DREAMS und SEPTEMBER BLUE wieder. Das war echte Wiedersehensfreude. Die Kinder tollen über den Platz und spielen schön. Jeder erzählt seine Erlebnisse. Da wir morgen schon wieder weiter wollen, verabschieden wir uns zu einer Stadtbesichtigung. Muros ist recht klein. Es hat viele kleine Gässchen, die über Treppen verbunden sind. In einigen Gärten stehen Zitronenbäume, die Früchte leider außerhalb unserer Reichweite. Die Blätter duften beim Zerreiben aber auch intensiv nach Zitrone.

Zum Schluss gehen wir zum Supermarkt, der jedoch bis halb sechs!!! Siesta hat. Gegenüber liegt der Strand. Und eine Viertelstunde reicht völlig, um sich samt Kleidung in ein Sandschnitzel zu verwandeln. Mit einsetzendem Regen öffnet der Supermarkt seine Pforten. Wir brauchen wieder nur wenig.


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Kommentare: 1
  • #1

    Matthias Schroth (Donnerstag, 17 September 2015 20:50)

    Hallo ihr Urlauber.
    Wie ihr wisst lese ich keine Bücher (zu viel Text), aber euren Berichten lausche ich gern und mindestens so interessiert wie Phelan.
    Dank euch weiß ich jetzt das die spanische Feuerwehr ein gelbes "Blaulicht" hat.
    Ich hätte auch nie gedacht das man sich Hafen per Funk anmeldet.
    Grüßt mir eure Freunde, die es immer schaffen 1 Stunde Vorsprung zu haben. Ich glaube ihr nutzt sie als Wettertester, und bummelt deshalb mit Absicht ;-)

    Grüße auch vom Rest meiner, nach neuen Pichler Abenteuern lechtzenden Familie