Mohammedia, Marokko

Wind, Wellen, Frachter und … Fisch!

 

Es ist Wind vorhergesagt, den wir nicht ungenutzt verstreichen lassen wollen. Wir verabschieden uns von alten und neuen Bekanntschaften und fahren gegen Mittag los. Der Wind weht mit 5 bft; Am Wind Kurs mit entsprechender Schräglage, die Dünung ist recht unangenehm. Isa zählt die Meilen bis zum Ziel. Wir queren die Großschifffahrtsroute. Soviel Verkehr aus dem Mittelmeer! Wir müssen oft funken, um herauszufinden, auf welcher Seite die Dicken an uns vorbeifahren wollen. In einem kritischen Moment mit Wellen, viel Wind (wir wollen eigentlich reffen) und zwei bedrohlichen Frachtern, haben wir unseren ersten Fisch an der Angel! Nick gelingt es, ihn an Bord zu holen. Die Köder funktionieren also doch!

Gegen Morgen kommen viele Squalls mit pechschwarzen Wolken, nervigen Winddrehungen und viel Regen. Die Windfahnensteuerung fährt ein paar Buckel in unsere Kurslinie, das Alarm-Piepen wird von uns einfach mal weggedrückt. Dann haben wir noch eine sehr ärgerliche Begegnung mit einem Frachter, der auf unsere Anfrage nach seinem Kurs Unverständliches nuschelt. Er verfolgt weiter seinen Kollisionskurs und wir müssen „Bremsen“, was ja bekanntlich mit einem Segelboot schwieriger ist, als mit einem Auto. Grrrr!

Schließlich erreichen wir den Wellenbrecher vom Hafen Mohammedia. Welche Wohltat, ohne Dünung! Wir bereiten uns auf eine Mondlandung vor. Wir haben keine Vorstellung von Marokko, da Afrika in unserer Routenplanung keine Rolle gespielt hatte. Islam, Verschleierung, Bakschisch, was erwartet uns hier? Isa funkt den Hafen an und versteht nur die Hälfte. Wieder nuscheln alle, war das die Antwort für uns oder was? Am Steg werden wir von Hafenmitarbeitern erwartet und festgemacht, na also. Dann warten wir auf das Dreigestirn aus Polizei, Zoll und Einwanderungsbehörde. Der Hafenmeister nimmt unsere Daten auf, ein autoritärer Uniformierter lässt uns bezahlen, wir vermuten, die Liegegebühr. Es gibt auch auf Nachfrage keine Quittung. Wir sind zu müde für Streit. Als wir gerade der Goldmakrele zu Leibe rücken wollen, kommt das Dreigestirn. Sie füllen kurz ihre Formulare aus, nehmen unsere Pässe mit, die wir morgen gestempelt wieder abholen können. Ganz kurz, freundlich und schmerzlos.

Die Präparation des Fisches klappt erstaunlich gut, dank Anleitung. Diese Goldmakele hat vorzüglich geschmeckt, dazu Kartoffelbrei.

 

Mohammedia 14.10. bis 20.10. 2015

 

Der Hafen wird von vielen Öl-Tankern angelaufen, deshalb gilt das Hafengelände als Transitzone. Wer hinaus oder hinein möchte, braucht einen Passierschein. Diese Scheine bekommen wir zusammen mit unseren Reisepässen ausgehändigt. Ein sehr freundlicher Polizist beantwortet unsere Fragen und erklärt die Prozedur und den Weg zum Yacht-Club. Der Swimming-Pool ist leider nur für Club-Mitglieder, aber im Restaurant essen dürfen wir dennoch. Es hat allen gut geschmeckt und war wider Erwarten recht preiswert. Nach dem Mittagsschlaf bauen wir den Pool auf dem Sonnendeck der MANGO auf. Wir brauchen keinen Club! Die Kinder planschen ausgiebig. Dann bekommen wir Besuch von Eberhard von der ZUBEN UBI. Wir fahren schon eine Weile in dieselbe Richtung, jetzt wird es Zeit, die Bekanntschaft zu vertiefen. Währenddessen soll Nick die nicht-ausgestellte Quittung von gestern zeigen. Der Beamte kriegt Ärger von seinem Vorgesetzten, am Ende hat Nick eine Quittung und einen sehr freundlichen Beamten. Hier sollte mal das QM-Handbuch überarbeitet werden, insbesondere die Zuständigkeiten für Geldangelegenheiten und Kommunikation müssten besser geregelt werden, aber uns Deutsche fragt ja keiner.

 

Zu Fuß gehen wir in die Stadt, überall wird gebaut und modernisiert. Der Park mit den Palmen ist sehr gepflegt. Wir finden eine Bäckerei, die Baguette-Versorgung ist gesichert. Sophie, heute in pink, bekommt von einer fremden jungen Frau einen Kuss, Mama wertet das als Kompliment in Körpersprache, nette Überraschung.

 

Die Crew der SY SEPTEMBER BLUE ist wieder da! Unsere Kinder verschwinden gleich zum Spielen. Nick fährt mit Elmar in die Stadt. Vielleicht füllt man hier unsere Gasflasche wieder auf, leider nicht. Der Besuch im Carrefour-Supermarkt war erfolgreicher, wenn auch die Waren größtenteils arabisch beschriftet waren. Die internationalen Firmen-Logos und Marken erkennt man aber trotzdem. Das Obst und Gemüse taugt hier nicht viel für längere Lagerung.

Am Nachmittag zeigen uns Diana und Elmar ihre Marokko-Bilder (indirekte Landes-Besichtigung, haha).

Wir hoffen jeden Tag auf die Weiterfahrt und werden deshalb auf unsere Marokko-Erkundung verzichten. Nick schaut im gefühlten drei-Stunden-Takt auf das Wetter. Es ändert sich jedes Mal. Ein Azoren- TIEF hat sich breitgemacht zwischen Spanien, den Kanarischen Inseln und Marokko. Es pendelt ein bisschen in jede Richtung und macht jede Wetterprognose zu einem Lotterie-Spiel. Jedesmal heißt es entweder, wir fahren morgen weiter oder, vor Montag wird es nichts.

 

Am Montag wollen wir zum Mittagessen in den Yacht-Club. Der hat aber heute Ruhetag. Wir laufen hungrig weiter, vorbei an einem Bistro mit kaffeetrinkenden, rauchenden Männern. Eine Straße weiter winkt uns der Wirt eines Straßen-Restaurants zu sich. Das allein reicht schon, um uns zu überzeugen. Die Speisekarte ist bebildert, unsere Sprachkenntnisse reichen für die Kommunikation. Nick isst einen überbackenen Eintopf und den Tomatensalat der ganzen Familie, Isa gegrillten Fisch. Es hat prima geschmeckt. Näher kommen wir den Einheimischen nicht.

Abends kommt wieder ein Hafenmeistergeselle und fordert Geld. Diesmal die WC/WLAN-Gebühr. Natürlich gibt es wieder keine Quittung. Am nächsten Tag fragt der Hafenmeister nach der Quittung. Isa kriegt jetzt eine Abneigung gegen Marokko, gelinde gesagt. Wir klarieren aus. Morgen früh geht es wirklich los, das Azoren-Tief stirbt langsam. Wir fahren in einem Ritt zu den Kanaren oder verbringen, je nach Wetterlage, ein oder zwei Anker-Nächte vor Essaouira.

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Kommentare: 1
  • #1

    Petra (Mittwoch, 11 November 2015 00:17)

    Hallo Weltenbummler,
    Ihr macht alles richtig!!! Schön, eurem Tagebuch zu folgen und ein bisschen teilzuhaben. Hier dreht sich's Mäuserädchen weiter. Würde gern ein Stück mitfahren :-)
    Genießt die Zeit, liebe Grüße aus J in D