Rio de Janeiro 08.06. bis 14.06.2016

Wir fliegen von Joao Pessoa direkt nach Rio de Janeiro. Auf dem Flughafen erwartet uns wieder eine Horde Taxifahrer, die uns in die Stadt bringen wollen. Wir aber möchten Bus fahren. Wir fragen, werden verstanden, aber die ausführliche Antwort überfordert uns etwas. Schließlich finden wir den Bus, den auch der Reiseführer empfiehlt. Gegen 16 Uhr fährt er ab, gondelt durch das Stadtzentrum bis zum anderen Flughafen. Es gibt viel Stau und schließlich geht gar nichts mehr. Wir werden unruhig, weil viele Fahrgäste einfach aussteigen, um sich ein Taxi zu nehmen, und spielen auch mit diesem Gedanken. In unserer Unterkunft hatten wir unsere Ankunft mit 18 Uhr angegeben, das schaffen wir jedenfalls nicht. Isa bittet schließlich eine englisch sprechende Frau, dort anzurufen. Danach sind wir etwas beruhigter. Sie gibt uns auch noch Tipps und sagt uns, an welchem Hotel die nächstgelegene Haltestelle liegt. Die Busfahrt vom Flughafen hat ziemlich genau drei Stunden gedauert, genau wie der Flug. Unsere Unterkunft ist ein Appartement in einer Wohnanlage mit Portier im Stadtviertel Copacabana.

 

Am nächsten Tag fahren wir mit der Metro ins Stadtzentrum und machen einen Stadtrundgang. Hervorhebenswert sind die vielen Kolonialbauten, die Nationalbibliothek, die größte Bibliothek Südamerikas. Nach dem großen Erdbeben in Lissabon wurden viele alte Bücher aus der zerstörten Bibliothek hierher gebracht. Ein Blickfang ist die Kegelstumpf-förmige Kathedrale San Sebastian, für uns etwas zu modern, aber die Sitzbänke sind perfekt zum Ausruhen. In der ganzen Stadt gibt es irgendwie keine Parkbänke und die meisten Parks hatten hohe Zäune und keine offenen Eingang. In die Confeitaria Colombo trauen wir uns hinein. Tolles Ambiente mit riesigen Spiegeln aus Belgien. Wir essen mittelmäßigen Kuchen in Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre. Sophie sagt: “Mama, deine Kuchen schmecken mir viel besser!“ Alle geben ihr recht. Nach längerem Suchen entdecken wir die schmalste Gasse Rios, Beco das Cancelas, sogar mit Rinnstein. Die tollsten Sitzbänke mit Armlehnen für alle gab es in der sehr schönen Kirche Iglesia de Nossa Senhora da Candelaria, der größten historischen Kirche Rios. Unsere letzte Station ist das Benediktinerkloster mit Barock-Kirche. Eine Wucht, denn sogar der Eingang ist vergoldet, genau wie das gesamte Innere der Kirche. Sophie ist begeistert.

Wir wurden heute sicher fünfmal angesprochen, ob wir Hilfe bei der Orientierung bräuchten. Sogar auf Englisch. Die Brasilianer sind sehr hilfsbereit.

Wir haben trübes Wetter, und mit nur 19°C ist es sehr kühl. Heute fahren wir zum Corcovado und wollen der Christus-Statue einen Besuch abstatten. Im Bus sitzt ein Kassierer, der auch Herr über ein riesiges Drehkreuz ist. Da Kinder keinen Fahrschein brauchen, müssen sie über das Drehkreuz gehoben werden. Das Kreuz ist auch ziemlich schwergängig, da es einen eingebauten Zähler hat. Isa befürchtet, stecken zu bleiben.

Mit der Zahnradbahn fahren wir dann hinauf auf den Berg, wir sitzen rechts, genau, wie im Reiseführer empfohlen und können schon erste spektakuläre Ausblicke auf Rio erhaschen. Unsere Kinder erfreuen sich am Zug fahren. Oben angekommen werden wir mit unseren „kleinen“ Kindern direkt zum Fahrstuhl durch gewunken. Die letzten Meter nach oben geht es per Rolltreppe. Dann wird es eng. Überall stehen Touristen, die sich mit der Statue fotografieren lassen wollen. Andere warten, dass sie selbst dran sind. Das gibt Stau. Der Blick hinunter offenbart, wie hügelig Rio und wie grün die Umgebung ist. Außerdem Wolkenkratzer, Großstadt eben. Es ist trübe und diesig, können wir nicht ändern. Auf dem Weg zur Bahnstation sehen wir kleine Weißbüschelaffen und jede Menge fliegende Raben.  

Nach dem Mittagessen kehren wir in unser Stadtviertel zurück und spazieren über die Strandpromenade der Copacabana. Viele Händler, paar Sandburgen, einige Sportler. Unsere Kinder haben noch Energie, rennen und klettern an den Edelstahlgerüsten für die Sportler.

Am nächsten Tag laufen wir die Strandpromenade in die andere Richtung. Es sind heute sehr hohe Wellen, der Strand entsprechend schmal. Am Ende wartet das Fort de Copacabana auf uns, oder wir auf das Fort, da wir noch eine halbe Stunde auf die Öffnung warten müssen. Wir beobachten ältere Herren beim Beach-Volleyball. Im Fort gibt es ein Museum der Landesgeschichte aus Sicht des Militärs. Auf dem Dach sind Riesenkanonen installiert mit 23 km Reichweite („Nehmt euch in Acht, Piraten!“). Das Fort wurde erst Anfang der Zwanziger Jahre erbaut und entbehrt dadurch etwas an Charme. Man hat aber einen tollen Blick auf die Copacabana und zwei Cafes sorgen für das leibliche Wohl.

Mit dem Metrobus fahren wir nach Leblon. Nach einem Zwischenstopp auf dem Spielplatz gehen wir zuerst zum Aussichtspunkt Mirante do Leblon, wo uns die Riesenwellen vollspritzen. Dann gehen wir in den Parque do Penhasco Dois Imaos. Da die Kinder heute etwas triefig und müde sind, bleiben wir beim Aussichtspunkt und Spielplatz und erklimmen keinen der beiden Gipfel.

Den Botanischen Garten lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Zuerst lassen wir uns die Hauptattraktionen mittels Elektrokarren zeigen, Später laufen wir die empfohlene Route. Die Kinder können sich hier frei bewegen und müssen nicht die ganze Zeit hinter uns hergezerrt werden, auch mal schön. Wir sehen unter anderem Riesenseerosen, Bromelien, Kakao- und Jackfruchtbäume, Uralte Mangobäume, die schon von Epiphyten besiedelt waren und Bambus. In der Picknickzone gibt es viele freche Weißbüschelaffen, die den Leuten da Essen klauen. Außerdem sind viele Schwangere unterwegs, die sich hier fotografieren lassen wollen.

Mit großem Hunger gehen wir in eine Churrasceria. Dort geht es zu wie auf dem Bahnhof. Wir verstehen das Prinzip nicht gleich und nutzen das Grillangebot viel zu wenig. Am Ende sind wir trotzdem alle satt. Der Abendspaziergang führt uns wieder über die Copacabana.

Nun ist endlich ein Tag mit acht Sonnenstunden bei 20°C vorhergesagt. Heute wollen wir auf den Pao de Acucar. Die richtige Buslinie zum Stadtteil Urca zu finden ist relativ schwierig. Die im Reiseführer empfohlene fährt scheinbar nicht. Spontan entscheiden wir uns für eine andere Linie, die Urca in ihrem Display stehen hat. Am Ziel angekommen, steuern wir zielstrebig in Richtung Morro-Rock, der ersten Etappe zum Zuckerhut. Dieser Wanderweg wurde und von der ROUSALKA-Familie empfohlen. Nach 45 min und 900m soll man das Ziel erreicht haben. Eine Herausforderung! Der Weg führt über steile Treppenstufen oder treppenartige Felsbrocken nach oben. Rechts und links der Atlantische Regenwald, wild wuchernd. Nur der Weg wird regelmäßig frei gekehrt, das sieht man. Fünf Schilder, die uns die Parkregeln erklären (so schützen wir den Wald) unterteilen den Weg, der oben etwas flacher wird. Beide Kinder schlagen sich wacker. Auf dem Morro da Urca liegt der Zwischenstopp der Seilbahn zum Zuckerhut. Zum Glück kann man auch hier Tickets dafür kaufen, früher ging das nur unten. Die Kinder zahlen nichts. Die Seilbahn fährt mit 36 km/h, legt etwas über 700 m freischwebend zurück und befördert uns von 220 m auf 396 m Höhe. Oben gibt es eine Plattform, einen Shop, WCs und ein paar Wege, so dass sich der Besucheransturm gut verteilt. Unser Kekspicknick wird von neugierigen Weißbüschelaffen beobachtet, die gerne etwas davon genommen hätten. Diese kleinen Affen sind scheinbar die Squirrels von Rio. Wir haben heute eine tolle Sicht bei fast klarem Sonnenschein. Als wir wieder zurückfahren zieht sich der Himmel zu, Glück gehabt. Auf dem Morro da Urca gibt es zur Stärkung Eis, wir zählen auf den Turbo-Effekt bei unseren Kindern. Wir laufen denselben Wanderweg wieder zurück, nur schneller (1h statt 2h). Eric stößt ganz schön an seine Grenzen. Wir verstehen es als effektives Beinmuskel-Training, haha. Dann dürfen beide Kinder noch auf den Spielplatz und haben plötzlich wieder Kraft und Elan. Später spielen wir bei Tageslicht im Sand der Copacabana.

 

Der Besuch der Nationalbibliothek ist sehr enttäuschend. Die versprochene Führung gibt es nicht für uns, die Lesesäle kann man nur von außen anschauen. Aber das Gebäude ist sehr schön. Eric fragt uns, ob man hier auch Kuchen essen kann, er sieht die Ähnlichkeiten zum Kaffeehaus Colombo.

Am Nachmittag verlassen wir unsere Unterkunft, fahren mit dem Bus zum Flughafen und geben die „größte Reisetasche der Welt“ (Eric) auf. Dann suchen wir die Policia Federal, um nach nur fünf Stationen von der Dame einer Fluggesellschaft vier Blanco-Formulare der Cartao-de-Entrada zu erhalten. Unsere haben wir dummerweise zu Hause gelassen. Ohne kann man das Land nicht verlassen, stand im Reiseführer. Dann Passieren wir problemlos die Sicherheitskontrolle und lassen unsere Kinder auf dem Spielplatz toben (der scheinbar auf ein Alter bis drei Jahre ausgelegt ist). Dann entdecken wir einen Disney-Stand mit Fernseher, auf dem gerade „Frozen“ läuft. Natürlich gibt es Tränen, als wir ins Flugzeug nach Foz do Iguacu stiegen. Daran können auch 20g Kräuterkekse nichts ändern. In der Ankunftshalle (der einzigen Halle) des Flughafens von Foz richten wir uns häuslich ein, denn es ist uns mit 01:00 Uhr nachts zu spät in die Stadt zu fahren. Die Kinder werden mit allen Tüchern zugedeckt, die wir dabei haben und schlummern selig, für uns Eltern wird die Nacht sehr lang und sehr kalt. Wir ziehen uns immer wärmer an, aber da alle Türen der Halle geöffnet sind, ist es auch drinnen nicht wärmer als acht Grad.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Annett & Co (Dienstag, 19 Juli 2016 17:50)

    Juchuuuu, ihr lebt noch!
    Olympia habt ihr in Rio aber knapp verpasst. Das hätte uns ja unheimlich interessiert, dafür hätten wir dann die Kirchen ausgelassen . Kunstbanausen!

  • #2

    Robert (Dienstag, 19 Juli 2016 22:00)

    Danke für den Bericht, ist ja alles von Rio dabei, aber wo sind die Fotos von den Strandschönheiten? ;-)

  • #3

    Nick (Dienstag, 19 Juli 2016 22:26)

    Aufgrund des frischen Wetters, welches uns von einem Sturm im Südatlantik beschert wurde, haben sich die Strandschönheiten leider in ihr Schneckenhaus verkrochen. Oder zum Schönheitschirurgen. Erstaunlich ist auch die hohe Zahnspangendichte bei den Erwachsenen.
    Von Olympia haben wir nur die Fan-shops gesehen. Ich musste mich ins Zeug legen,um Isa vom Erwerb solcher Andenken abzuhalten, schließlich hat auch die größte Reisetasche der Welt nur begrenztes Fassungsvermögen.
    An der Copacabana konnten wir den Aufbau der Beachvolleyball Arena beobachten.

  • #4

    Emma Resch/Gloger (Samstag, 23 Juli 2016 15:40)

    Hallo liebe Sophie,

    Ich befinde mich gerade mit meiner Familie im Urlaub. Wir machen Kroatien mit dem Boot unsicher und mussten an euch denken. Wie geht es dir/ euch? Wir haben gehört und jetzt gelesen, das ihr doch eine längere Reise plant...die Bilder und eure Berichte sind einfach traumhaft! Habt Ihr Sehnsucht? Ich würde mich freuen was von dir zu hören...bis dahin geniest jeden Tag...deine Emma und Familie.