Foz do Iguacu 15.06. bis 20.06.2016

Gegen halb sieben nehmen wir den Bus in die Stadt, in unser Hotel. Wir bekommen problemlos unser Zimmer, obwohl es erst halb acht ist. Wir machen uns frisch und stürmen dann das leckere Frühstücksbuffet, natürlich mit dem Vorsatz, dafür zu bezahlen. Es fragt uns aber keiner.

Der Tag ist jung, unsere Füße wieder warm. Wir machen uns auf den Weg in den Nationalpark. Dort wollen wir die größten und angeblich schönsten Wasserfälle der Welt sehen. 20 km bevor sich der Iguacu-Fluss in den Rio Parana ergießt, verengt sich sein Bett so stark, dass sich die Ufer bis auf 100 m nähern. Nach einer scharfen Kurve lässt der Rio Iguacu dann seine Wassermassen auf einer Breite von 2700 m über Felsstufen und in zahllosen Haupt- und Nebenfällen in eine 100 m breite Schlucht donnern. Die Fallhöhen variieren zwischen 50 und 80 m (Reise Know-How).

Der NP-Bus fährt uns bis fast zu den Wasserfällen. Wir laufen einen recht kurzen Rundweg und sehen viele Wasserfälle. Leider scheint die Sonne heute nicht, so dass wir keine Regenbögen über den Wasserfällen sehen können. Nass werden wir aber trotzdem durch die Gischt bei den enormen Garganta do diablo. Glücklicherweise tragen die Kinder ihre Regenjacken und wir Regenmäntel aus dünner Folie, die es vorhin im Bus gab. Es war sehr beeindruckend, die tosenden Wasserfälle so nah zu erleben. Unterwegs sehen wir immer wieder Nasenbären, die von Touristen gefüttert werden wollen. In den Gaststätten gibt es sogar extra Angestellte, die die Tiere vertreiben. Unser Kekspicknick fällt daher auch eher kurz aus, wir mussten flüchten. Der Anblick des Plakates mit der blutigen Bisswunde hat unsere Kinder das Fürchten vor den Nasenbären gelehrt.

Heute Morgen haben beide Kinder neue Turnschuhe gekauft bekommen, was in Rio unmöglich war. Hier herrscht gerade Winter, 17°C Tagestemperatur sind kein Sandalenwetter. Seine neuen Treter beflügeln Eric zu Höchstleistungen, er rennt, hüpft und balanciert ohne zu ermüden.

Zurück im Hotel malt Sophie für ihre Reisemappe. Die Klimaanlage in unserem Zimmer kann auch heizen, toll.

Nach langem Ausschlafen besuchen wir heute den Parque das Aves, der spektakulärste Vogelpark Lateinamerikas. Hier gefällt es uns richtig gut. Die Wege verlaufen durch Atlantischen Wald. Es gibt begehbare Volieren, die der bunten Aras war riesig! In einer anderen gab es Tukane und knallrote Ibisse. Ein Tukan lies sich sogar streicheln. So nah werden wir den Vögeln sicher so schnell nicht wieder kommen. Spektakulär waren auch die Kassoare, die Vögel mit dem Hornhelm auf dem Kopf. Im Schmetterlingshaus konnten wir die winzigen Kolibris beobachten. Es gibt aber auch andere Tiere hier zu sehen, ein kleiner Vorgeschmack auf den Dschungel: Boa constrictor, Anaconda, Vogelspinne, Schildkröten, Kaimane, Leguane und Schwarzbüschelaffen. Wir sammeln den ganzen Tag Vogelfedern, mal sehen was wir daraus basteln…Erst 17 Uhr fahren wir zurück, auch mal schön, so ein Schlendertag. Die Kinder sind viel gerannt, besonders Eric war öfter mal weit voraus.

 

Wenn wir uns schon mal in einem Dreiländereck aufhalten, wollen wir natürlich auch mal rüber. Wir nehmen den Bus nach Paraguay. Als wir uns auf der Brasilianischen Seite unsere Ausreisestempel abholen, werden unsere mühsam erworbenen Passes de Entrada ungesehen den Pässen entnommen und dann entsorgt. Aber wehe, wir hätten sie nicht dabeigehabt. Dann laufen wir über die Brücke der Freundschaft (Pont de Amicade) nach Paraguay, wo unsere Pässe ganz unkompliziert gestempelt werden. Dann stehen wir in der Cuidad del Este und werden im Zehnsekundentakt gefragt, ob wir ein Smartphone, Laptop oder Fotoapparat kaufen wollen. Die Brasilianer kaufen angeblich hier ihre ganze Elektronik. Die ganze Stadt besteht nur aus Händlern, Verkaufsbuden und Shopping-Malls. Alles ist unübersichtlich, viel Verkehr, keine Ampeln, schmutzige, unbefestigte Straßen. Wir gehen in das Kaufhaus Monalisa, für das auf der Brasilianischen Seite so oft geworben wurde. Dort findet man alle europäischen Luxusmarken, die Isa aus Hochglanz-Frauenzeitschriften kennt, Mode, Kosmetik und in der oberen Etage Milka, Kinder, Haribo, Nutella (das 140g-Glas ist der perfekte Reisebegleiter), Nestléprodukte und Hela-Gewürz-Ketchup, den wir aus dem Aldi kennen. Obwohl es sich um deutsche Spezialitäten handelt, widerstehen wir dem Kaufdrang, grinsen und gehen wieder. UV-Shirts gibt es hier nicht, warum auch, es ist kalt und im cappuccinofarbenen Parana-Fluß geht sicher keiner baden. Sophie sagt: „Ich will wieder nach Brasilien!“, wir auch. Nach nur zwei Stunden reicht es uns, und wir vollziehen die Einwanderungsprozedur rückwärts.

Das Wasserkraftwerk Itaipu Binacional, das größte Wasserkraftwerk der Erde, (abgesehen vom Drei-Schluchten-Damm in China) mit zwanzig Generatoren ist unser heutiges Ziel. Die Wetter-Unke sagte sieben Sonnenstunden voraus, Fleece-Pullis und Mützen blieben also im Hotel. Wir haben Glück, kurz nach unserer Ankunft beginnt eine Panorama-Bustour im Doppeldeckerbus. Natürlich sitzen wir oben, wo es keine Scheiben gibt. Wir frieren jämmerlich. Ein anderer Besucher bietet Sophie sogar seinen Schal an. Der Ausblick lässt sich auch eher erahnen als erblicken, denn es herrscht leichter Nebel.  Der Reiseleiter berichtet ausführlich und spart auch nicht mit Zahlen. Paraguay benötigt nur zwei Generatoren um seinen eigenen Strombedarf zu decken, den restlichen Strom verkauft es an seine Nachbarländer. Es gibt auch ein Kino, die Kinder stehen drauf! Mitten im Film fragt Sophie, ob der Film schon angefangen hat. Es hätte ja auch die Reklame sein können, vom Stil her. Wir wissen jetzt: Itaipu verbessert die Welt. Der Propagandafilm war zwar auf Portugiesisch, hat ihnen aber trotzdem gefallen. Im Kino-Vorraum finden wir Modelle, anhand derer man gut den Weg des Wassers und was es bewegt, erklären konnte. Der Tag ist noch nicht vorbei. Wir lassen uns mit dem Minibus zum Eco-Museum fahren, wo wir unseren eigenen Führer haben, der uns jederzeit kompetent Auskunft gibt, auf Deutsch. Interessant war die Flusslandschaft vor und nach der Flutung des Stausees. Es gab auch eine Dschungel-Szene, wo wir aus der Nähe die Tiere bewundern konnten, die wir nächste Woche im Dschungel zu sehen hoffen.

Nun wollen wir die Wasserfälle auch noch von der argentinischen Seite aus bewundern. Unser Busfahrer hält an der Grenze, sammelt unsere Pässe ein und beschleunigt so das Ausreiseverfahren. Nach Überquerung des Grenzflusses müssen aber alle persönlich bei der Behörde vorsprechen. In Puerto Iguacu tauschen wir Geld. Gestern waren schon alle Wechselstuben geschlossen und heute ist Sonntag. Wir wollen 700 Pesos, da man den Eintritt nur in Landeswährung und bar begleichen kann. Nach einigen Herumgerenne und Handeln mit Taxifahrern, hat Nick das Geld beisammen. Nach einer halben Stunde Busfahrt sind wir am Park-Eingang, berappen den Eintritt und laufen bis zur Bimmelbahn-Station. Mittlerweile ist es 13 Uhr. Der kleine gasbetriebene Zug fährt uns nach längerer Wartezeit im Schneckentempo zur nächsten Station, wo wir aussteigen und auf den nächsten Zug warten müssen. Wir fahren bis zur Endstation und laufen zum Teufelsrachen, den größten und Wasserreichsten Fällen des Parks. Der Weg führt über viele Nebenarme und Inselchen des Flusses. Im Gänsemarsch geht es voran, denn es herrscht viel Betrieb hier. An der Aussichtsplattform müssen wir auf eine Lücke am Geländer lauern, um selber mal ein Foto schießen zu können. Leider verdeckt eine Gischt-Wolke die Sonne, kein Regenbogen! Zurück zur Bimmelbahn. Wir laufen den Wanderweg an der oberen Abbruchkante vieler Wasserfälle entlang und plötzlich werden unsere Kinder ganz laut und aufgeregt: Regenbogen! Die Sonne steht genau richtig und wir können viele schöne Ausblicke inklusive Regenbogen bewundern. Hier ist die Aussicht doch noch schöner, als von der brasilianischen Seite aus. Dann laufen wir noch den Lower-Trail, den Weg unterhalb der Wasserfälle entlang. Wir kürzen etwas ab, die Kraft der Kinder lässt nach, gelangen aber direkt vor die Wasserfälle und bekommen auch eine Dusche. Kurz vor 18 Uhr verlassen wir diesen schönen, aber zeitintensiven Nationalpark. Wir wollen nicht den letzten Bus über die Grenze nehmen. An der Bushaltestelle bestätigt uns ein Einheimischer, dass wir nur 10 min warten müssen. Aber der Bus kam nicht. Inzwischen ist es dunkel geworden, mehr Leute kommen, auch ein paar Busse, aber nicht unserer. Wir werden unruhig, nach 70 min kommt der Bus dann doch, ziemlich voll. An der Grenze erledigen wir schnell alle Formalitäten. Der Busfahrer wartet zum Glück auf uns.

 

Die größte Sorge der Kinder ist, ob das Buffet schon eröffnet ist. Ja, war es, aber wir sind trotzdem satt geworden.

 

 Die Zeit bis wir zum Flughafen müssen, verbringen wir bei McDonalds. Wir konnten nirgends in Foz einen Kinderspielplatz entdecken! Wir lassen also unsere Kinder spielen, laut und lange. Am späten Nachmittag steigen wir mit Sack und Pack in den Bus zum Flughafen. Aufgrund der enormen Große unserer Reisetasche, dürfen wir diesmal im Bereich vor dem Drehkreuz bleiben. Erleichterung! Zum Aussteigen müssen wir aber doch Kinder und Tasche drüberhieven, hinten aussteigen, ärgerlich!

 

Im Wartebereich des Flughafens begutachten Nick und Sophie die Edelsteine des Juweliers H.Stern. Sophie folgt Nicks Ausführungen aufmerksam und bekommt von der Verkäuferin einen kleinen Ketten-Anhänger geschenkt, toll! Sophie trägt ihn voller Stolz an blauem Tüddelband.

 

Unser Flug hat ein paar Minuten Verspätung. Wir sorgen uns grundlos wegen des Anschlussfluges. Es stellt sich heraus, das wir mit demselben Flugzeug weiterfliegen, das uns nach Rio gebracht hat. Nach vier Stunden landen wir in Manaus. Wir bekommen eine Nachtverlängerung, weil wir die Uhren um eine Stunde zurückstellen müssen. Die Nacht, oder was davon noch übrig ist, verbringen wir wieder auf dem Flughafen, diesmal bei angenehmeren Temperaturen.

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Kommentare: 1
  • #1

    elke und rolf (Freitag, 22 Juli 2016 09:52)

    Hallo Ihr 4 ,haben den Kartengruß herzlich bekommen.Wie schön zu sehen das es Euch gut geht und bei diesen vielen Eindrücken.Wir sind stolz auf Euch ! wir hoffen das Euch das Landleben auch mal wieder gut getan hat .(Wie man aus den Fotos entnehmen kann)Nun zur Zeit ist es auch bei uns sehr heiß,natürlich nicht zu vergleichen mit Euch.In ein paar Tagen ist ja für Sophie der 1.Schultag oder ?Wir drücken Sie ganz fest und umarmen Euch alle vier.Und wie IHR festgestellt habt, ist nun schon ein Jahr rum, wo Ihr in die weite Welt aufgebrochen seit.Macht weiter so und paßt auf Euch auf, segelt weiter damit wir Euch besuchen kommen können.Viele liebe Grüße und viele Umarmungen aus Nordhausen.