Jacare 23.05. bis 30.07.2016

Behördentag

 

Den größten Teil der Einreiseformalitäten konnten wir ja bereits in Fernando de Noronha erledigen. Es fehlt nur noch der Zoll. Nach dem Frühstück kämpft Nick mit der online auszufüllenden Zollerklärung. Unser Drucker ist heute auch nicht gerade kooperativ (er tut sich schwer den wichtigen Strichcode auszudrucken). Als er das Dokument in seinen Händen hält, will er mit dem Zug nach Cabedelo fahren. Am Bahnhof erfährt er, dass er lieber den Bus nehmen soll, da der Zug erst in 2h fährt. Da keiner englisch spricht, drängt er sich Leuten auf, die in dieselbe Richtung wollen. Am Busbahnhof in Bessa hilft der Einweiser, den richtigen Bus zu erwischen. Die Hafenbehörde/Zoll ist etwa 50 m vom Busbahnhof in Cabedelo entfernt. Nick passiert Sicherheitskontrolle und Metalldetektor. Im Büro findet er zwei sehr nette Beamte, die sehr stolz auf ihr einzigartiges elektronisches System sind. Nick bekommt alles ausführlich gezeigt und darf sogar hinter den Schreibtisch. Da der Chef mit dem Stempel in einer Besprechung ist, unterhalten sie sich auf englisch über alles Mögliche. Ein Kompliment über die Sprachkenntnisse der Beamten verstärkt die positive Atmosphäre. Nick bekommt in der Teeküche leckeren Ingwer-Zimt-Tee serviert und muss noch eine Dreiviertelstunde Geduld aufbringen bis er sein Dokument in den Händen hält. Damit geht er zur Hafenbehörde. Der Beamte dort spricht leider kein einziges Wort englisch. Die Verständigung ist schwierig. Nick muss dasselbe Formular, wie in Noronha ausfüllen und schreibt einfach ab. Der Beamte war irritiert, dass in Noronha immer alles etwas anders aussieht (Schriftart, Zeilenabstand?). Am Ende bekommt Nick seinen Stempel und mit einer Handbewegung gibt der Beamte ihm zu verstehen, dass er jetzt gehen soll.

 

Draußen entledigt sich Nick erstmal der förmlichen Klamotten. Lange Hose und feste Schuhe sind nichts für diese Klimazone. Auf dem Heimweg besorgt er frisches Obst und Brötchen für die Familie und ist froh, wieder bei uns zu sein.

 

 

 

Jacaré

 

Nach dem Kaffeetrinken gehen wir ins Touristen-Village. Dieser Ortsteil wird am Nachmittag richtig lebendig. Viele Touristen, Ausflugsboote, Kneipen, laute Musik, Souvenir-Läden und überall Krokodil-Statuen, denn Jacaré heißt übersetzt Krokodil. Jeden Tag während des Sonnenuntergangs spielt ein Saxophonist den Bolero, während er in einem kleinen Fischerboot entlang der Ausflugsboote gerudert wird. Wir können seine Musik sogar auf der MANGO hören und gewöhnen uns auch an die allabendlichen Ausflugsboote mit der immer gleichen Tanzmusik.

 

Der Rest des Ortes besteht aus unbefestigten Straßen, kleinen Läden und kleinen Reihenhäuschen. Man verbringt seine Freizeit hier auf dem Gehweg sitzend. Vielleicht gibt es ja was zu sehen. Alle sind freundlich und grüßen uns zurück.

 

17 Uhr 09 geht die Sonne unter. Als es dunkel ist, fühlt es sich gleich drei Stunden später an, als es eigentlich ist. So `ne blöde Zeitzone hier!

 

 

 

Cabedelo

 

Wir wollen in den nächst größeren Ort fahren und sind uns nicht sicher, ob wir da heute überhaupt hinkommen. Es ist nämlich Fronleichnam. Der Zug fährt nicht, aber der Bus. Nick kennt sich ja aus. In den Kirchen finden Gottesdienste statt. Die Türen sind weit geöffnet, so dass wir den Gesängen lauschen können. Wir besichtigen das Fort von Cabedelo. Es hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 2 Reais  (also 0,50 Euro) gibt es fast nichts zu sehen, außer Mauern und ein paar rostigen Kanonen. Dann laufen wir zur Markthalle, kaufen kleine rote Früchte und leckere kleine Bananen. Die roten Früchte waren Acerola-Kirschen, ziemlich sauer und eher für Säfte geeignet. Im Obergeschoß steigt uns Grillgeruch in die Nasen. Wir suchen das zugehörige Restaurant und laden unsere Teller voll. Es ist ein Prato-Restaurant, hier wird pro Teller bezahlt. Dazu gibt es leckeren Saft. Brasilianisches Essen ist definitiv Isa-kompatibel!

 

Mit dem Bus geht es wieder zurück. Im Umsteige-Busbahnhof passt man gut auf uns auf und ruft uns zum richtigen Bus. Auf der Arbeitskleidung des Anweisers steht:  „Kann ich helfen?“

 

 

 

Hier in der Marina lässt es sich aushalten. Langsam gewöhnen wir uns an das tropische Klima. Es sind gerade viele Kinder hier. Sophie wird regelmäßig zum Schwimmen im Pool abgeholt. Sie kommt nur zurück zum Schiff, um ihre nassen Badesachen abzuliefern oder zu holen und zieht gleich mit den anderen Kindern wieder los. Sie genießt es, so selbständig sein zu können und mal was ohne ihre Eltern zu unternehmen.

An einem Abend gehen wir mit der Crew der RUSALKA ins Touristen-Village und essen Tapioka, eine Art dicke Pfannkuchen aus Maismehl, sehr sättigend, aber nicht so ganz unser Fall. Am nächsten Tag kommen sie zu uns zu Besuch. Während die Eltern sich im Cockpit unterhalten, gehen die Kinder alle zum Spielen runter. Richtig laut wird es, als der Musikantenkoffer entdeckt wird.

Joao Pessoa

 

Wir fahren mit dem Bus nach Joao Pessoa. Beim Umsteigen sind wir schon Profis. Am Busbahnhof ist es sehr voll und laut, man kann sich kaum denken hören. Wir sollten ja den Berg zu den Kirchen hinaufgehen. Unterwegs erstehen wir in einer Markthalle einen 12V Ventilator, der vor Ort noch schnell getestet wird. Dann besichtigen wir einige Kirchen und das Franziskanerkloster, welches jetzt ein Kulturzentrum beherbergt. Wir werden dort sogar von einem deutschstämmigen Herrn herumgeführt, sein Großvater ist aus Deutschland ausgewandert. Als er uns erzählt, dass die Holzwürmer einen wertvollen Altar zerstört haben, ist Sophie sehr entsetzt. Sie schaut jetzt alle Holzgegenstände sehr genau an. Anschließend besuchen wir unser erstes Kilo-Restaurant. Man lädt sich auf den Teller, was und wie viel man möchte. Das Essen wird gewogen, der Preis entsprechend berechnet. Total günstig, lecker und ohne böse Überraschungen. Auf dem Rückweg laufen wir durch die „Baumarkt-Straße“. Hier gibt es viele kleine Läden, die sich alle auf jeweils eine Abteilung des Baumarktes spezialisiert haben. In anderen Straßen gibt es Elektro-Läden, Apotheken, oder Optiker, immer viele Läden einer Sorte auf engem Raum. Das ist in vielen Städten so. Wenn man etwas Bestimmtes sucht, braucht man nicht durch die ganze Stadt zu rennen.

 

Wir packen unsere Sachen für unsere „Rundreise“ in Brasilien. Die Eltern schauen „Vier Fäuste gegen Rio“ und die Seilbahnszene aus dem James-Bond Film: „Moonraker-Streng geheim“. Nick sagt: „Wir müssen uns doch auf Rio vorbereiten!“

 

Bis zur Abreise

 

Jetzt brauchen wir erst einmal ein paar Tage zur Erholung. Ein paar Häuser weiter befindet sich die BigToysMarina. Unsere Freunde von der SAXXON 1 ermöglichen uns die Nutzung des dortigen Swimmingpools, juhu! Ansonsten übt Sophie auf einem geborgten Fahrrad das Radeln. Irgendwann hat sie sogar Spaß dabei und probiert bis es alleine klappt. Wir sind stolz auf sie. Die Unwägbarkeiten des warmen Klimas treffen uns unerwartet. Unser Reisvorrat ist leider von kleinen schwarzen Käfern befallen, igitt. Da wir nicht sehr hart im Nehmen sind, entsorgen wir ihn schweren Herzens. Lackarbeiten im Innenraum der MANGO, Diesel auffüllen, Weiterreise planen, Erfahrungen anderer Segler sammeln…da gönnt sich die Isa erstmal einen Caipirinha. An einem Regennachmittag schauen die Kinder „Rapunzel“ an und die Eltern im Abendprogramm „Papillon“, denn wir wollen nach Französisch Guyana und die Iles de Salut besichtigen, wo dieser Film spielt. Die SY AKKA leiht uns den Film auf CD, oh da müssen wir aber tief in der Entertainment-Kiste buddeln, um das externe CD-Laufwerk zu finden.

 

Das Ausklarieren dauert zwei Tage. Zur Policia Federal muss die ganze Familie. Leider warten wir dort ewig, weil der halbe Hafen die Idee hatte, heute dorthin zu gehen. Im Warteraum gibt es einen Fernseher mit grottenschlechtem Programm, was unsere Kinder jedoch nicht stört. Der Beamte ist besonders langsam und gründlich. Er schaut sich unsere Pässe ganz genau an, vergleicht die Fotos intensiv mit unseren Gesichtern, prüft die Echtheit und begutachtet jede Seite einzeln, auch die ungestempelten. Zu dumm, dass wir extradicke Pässe haben. Unsere Kinder bekommen von einem anderen Beamten eine Handvoll Bonbons und ertragen die Stunde stillsein fast klaglos. Am Ende bekommen wir unsere Stempel und noch ein A4-Dokument zur Ausreise. Das reicht für einen Tag. Nick erledigt die restlichen Behördengänge am folgenden Vormittag. Der Großeinkauf erfolgt im Carrefour. Leider haben wir unsere Kreditkarte vergessen, aber das Bargeld reicht zum Glück. Die Milchtetrapacks bekommen vor dem Verstauen eine Insektizid-Dusche, von Ungeziefer wollen wir nichts mehr sehen. Dann ist alles erledigt und es könnte losgehen. Das Wetter sieht aber etwas stürmisch aus, also bleiben wir noch etwas.

 

Was tut man mit so einem geschenkten Tag? Wir lassen die Bettwäsche waschen, klopfen Polster und Matratzen aus und starten eine tiefgründige Putzaktion. Der zweite Wartetag verläuft dann sehr entspannt. Wir nehmen den Zug nach Joao Pessoa, gehen dort in ein Kilo-Restaurant (alle Leute saßen in Blickrichtung zum Fernseher) und fahren zwei Stunden später wieder zurück. Morgen geht es los.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Rolf und Elke (Dienstag, 06 September 2016 16:41)

    Hallo Ihr Weltenbummler,nun ist der August auch schon vorbei und .Ihr habt schon viele Strecken hinter Euch gelassen,sicherlich auch mit vielen Überraschungen.Für Sophie hat auch die Schule begonnen und wir hoffen, das es ihr gefällt ein paar Unterrichtsstunden am Tag in der Mango zu verbringen.Die Zeit vergeht so schnell und es ist schon wieder ein halbes Jahr her als wir alle auf den Kanaren waren.Nun wir haben uns auch ein neues Gefährt gekauft( ein größeres Wohnmobil) da wir ja auch jetzt kürzer arbeiten wollen.Es fällt manchmal einwenig schwer .Rolf arbeitet nur noch 3 Tage in der Woche.Es wird Zeit für Ihn und ich versuche auch einwenig kürzer zu treten.Ihr genießt weiter Eure schönen gemeinsamen Tage und last Euch ganz fest drücken!!!! Von Elke und Rolf