St. Laurent du Maroni (Fr. Guyana) 20.08. bis 09.09.2016

Fahrt nach Saint Laurent du Maroni

 

Auf der Fahrt verlässt uns relativ schnell der Wind, so dass wir den Rest der Strecke motoren. Die schöne Strömung finden wir leider auch nicht wieder. Kurz vor der Ansteuerung des Moroni-Flusses werden wir von der SY RUSALKA angefunkt. Wir kennen die Familie mit ihren drei Kindern bereits aus Jacare. Sie teilen uns mit, dass sie heute früh aus Saint Laurent abgefahren sind. Lange Gesichter und Tränen bei unseren Kindern. Etwa eine Viertelstunde später melden sie sich erneut, sie haben ihren Kurs geändert und kommen zurück, wir werden uns wiedersehen. Ohrenbetäubendes Freudengeschrei! Das Fahrwasser ist betonnt, jedoch anders als in unserer Seekarte. Zum Schluss kürzen wir ab und steuern direkt über eine Sandbank auf das Bojenfeld zu. Es herrscht noch starke Strömung und am Sonntagabend ist auch keiner da, um uns zu helfen. Der Schäkel der Bojen befindet sich nur 10cm über der Wasseroberfläche, so dass es extrem schwierig ist ihn richtig zu erwischen. Wir brauchen mehrere Anläufe, verbiegen dabei unseren Bootshaken, Isa bekommt einen dicken blauen Fleck und ein Büschel graue Haare. Schließlich fängt Nick die Boje und macht uns erstmal fest. Nach dem Abendessen ist Stillwasser. Das springt Nick kurzerhand ins Wasser und macht uns richtig fest. Soo ist es doch viel besser. Dann folgt ein Wolkenbruch, wie wir ihn noch nicht gesehen haben. Unser Beiboot hängt noch an den Davits und füllt sich mit Wasser. Wir wollen lieber nichts riskieren und senken wenigstens die Spitze des Bootes ab, dann kann der Regen ablaufen. Wir sind nass geworden bis auf die Knochen, oller kalter Regen!

 

 

 

Am nächsten Tag rudern wir an Land und erkunden die Marina. Zum Einklarieren müssen wir am Computer zwei Formulare ausfüllen, eine Herausforderung, da sich mindestens die Hälfte der Buchstaben nicht am richtigen Platz der Tastatur befand. Die Immigrationsprozedur verdient ein Lob, Pässe hingeben, kurzer Blick auf Foto und Gesicht, Stempel rein. Ein Geschwindigkeitsrekord!

Am Nachmittag treffen wir uns mit der RUSALKA-Familie. So eine Wiedersehensfreude. Trotz Regenschauers spielen und toben unsere Kinder wie die Wilden, Nick geht inzwischen den Supermarkt erkunden und kehrt mit vollen Rucksäcken und leuchtenden Augen zurück. Uns erwartet ein deliziöses Abendessen mit frischem Baguette und französischem Camembert.

Wow, Raketenstart der ARIANE 5, 24.08.2016

 

Nachdem wir die Hoffnung schon aufgegeben hatten kam die Email mit der persönlichen Einladung zum Start für Isa (Mindestalter 16 Jahre, sonst wären wir alle gefahren. Nick verzichtete, weil er bereits einmal in Cape Canaveral in Florida war). Wir versuchen einen ganzen Vormittag die Fahrt nach Kourou zu organisieren. Der kostenlose Bustransfer ist diesmal nicht im Angebot. Nach einigem Hin und Her mieten wir ein Auto und fahren eben selbst nach Kourou. Isa steigt am Pole Culturel in einen Shuttle-Bus zum Aussichtspunkt Agami, der 7,5 km vom Raketenstartplatz entfernt liegt. Nick, unsere Kinder und die RUSALKA-Familie fahren zu einem kleinen Hügel namens Carapa (12 km entfernt), der ebenso einen guten Blick auf die Ereignisse bietet.

 

Alles läuft planmäßig bis 7 min vor dem Start. Da wird der Countdown plötzlich angehalten, keiner weiß wieso. Unruhe macht sich breit, nicht dass die ganze Sache abgeblasen wird. Das Startfenster beträgt 45 min… Mit 22 min Verspätung startet die Rakete dann wirklich. Der Nachthimmel wird plötzlich orange-hell. Wow! Einige Sekunden später hören wir den Schall, ein tiefes Grollen, Ohrenstöpsel waren nicht nötig. Und dann erhebt sie sich in den Himmel, ein Feuerstrahl, zuerst ziemlich langsam, gefolgt von einer schmalen Rauchspur. Sie nähert sich der Wolkenschicht, die beim Durchstoßen kreisförmig auseinanderweicht. Kurze Zeit später werden die Feststofftriebwerke abgetrennt, für scharfe Augen wahrnehmbar. Nach zwei Minuten ist nur noch ein Leuchtfleck am Nachthimmel erkennbar. Auf den Bildschirmen kann man verfolgen was nun geschieht: welche Stationen Sichtkontakt melden, Blick in das Kontrollzentrum, welche Flugbahn, welche Geschwindigkeit und Höhe, Computersimulation des Absetzens beider Satelliten, natürlich auch Werbefilme, die uns bewusst machen, wie die Verbesserung der Breitbandkommunikation unser Leben bereichert…

 

Das war unzweifelhaft einer der Höhepunkte unserer Reise. Einen Raketenstart gibt es nicht überall zu sehen. Hier bei Kourou liegt der europäische Weltraumbahnhof, der sehr begehrt ist. Wegen der Äquatornähe bekommen die Raketen noch einen extra „Schubs“ und benötigen so weniger Treibstoff, also ist mehr Zuladung möglich.

Zwei Stunden später ist die Familie wieder komplett. Jetzt kommt der härteste Teil des Unternehmens, die Rückfahrt im Dunkeln bis ein Uhr nachts.

Saint-Laurent du Maroni ist eine nette kleine Stadt mit, wer hätte das gedacht, Kolonialbauten. Man hat uns gesagt, ab welcher Querstraße man nicht mehr sicher ist. Der Supermarkt ist bequem mit dem Trittroller erreichbar, was fast zum täglichen Ritual für Nick wird. Wir mögen das erste Mal den Wochenmarkt: alles kostet entweder einen oder zwei Euro, ordentliche Tischreihen, übersichtliche Präsentation, Preise gut sichtbar und vor allem kein Handeln nötig.

 

Wir verabreden uns jeden Nachmittag mit der RUSALKA-Familie auf dem Spielplatz. Wir lassen die Kinder toben, klettern, später lernt Sophie mit dem großen langen Seil Seilspringen. Im Nu haben wir eine ganze Mädchenriege versammelt, die gerne mit springen dürfen, auch ein paar mutige Jungen probieren sich aus. Die Kinder sind hier sehr offen und freundlich. Sie animieren gern andere mitzuspielen. Auf deutschen Spielplätzen geht es dagegen eher um Ausgrenzung, z.B. jüngerer Kinder…

 

Die Hauptattraktion der Stadt ist das „Camp de la Transportation“, das Gefängnis, für das die Stadt eigentlich gegründet wurde. Wir nehmen an einer Führung durch das Gefängnis im Gefängnis teil. Leider ist sie auf französisch, statt wie versprochen auf Englisch. Isa macht den Dolmetscher. Wir sehen viele Einzelzellen, zum Teil sogar mit schwarz gestrichenen Wänden. Wenn die Häftlinge sich verbotenerweise angelehnt haben, wurde ihre Kleidung schwarz und sie dafür bestraft. Beeindruckend war die Demonstration der Fußfesseln. Schon nach drei Minuten hat sich bei der Versuchsperson aus dem Publikum eine Druckstelle gebildet. Wie schlimm muss solch eine Stelle erst nach drei Tagen aussehen?! Nach Verbüßung ihrer Strafe waren die Häftlinge zwar theoretisch frei, sie mussten sich jedoch das Geld für ihre Rückfahrt verdienen, was nur selten gelang. Also brauchte man auch Unterkünfte für die Freien. Erst 1949 wurde St. Laurent zu einer normalen Stadt und das Gefängnis  aufgelöst.

 

Eines späten Nachmittags gerät Nick nach seiner Einkaufstour mit dem Trittroller in eine Verkehrskontrolle der Polizei. Hier in Französisch Guyana passieren scheinbar viele Unfälle mit Radfahrern. Nick bekommt eine neongelbe Warnweste geschenkt (eine schöne Erinnerung an dieses Land) und kommt mit den freundlichen Polizisten ins Gespräch. Er erfährt, dass die Beamten drei Monate im Jahr Dienst in den Überseegebieten Frankreichs verrichten, die restlichen neun Monate zuhause in der Heimat. So sieht man auch allerhand von der Welt.

 

Erster September – Schuleinführung (endlich!)

Nachdem Sophie uns die letzten Tage fast in den Wahnsinn getrieben hat mit ihrer Vorfreude auf die Schule, ist es nun heute endlich soweit. Unsere selbstgebastelte Girlande wird aufgehängt, nach dem Frühstück halten wir eine Ansprache und überreichen Sophie ihre Zuckertüte. Eric bekommt natürlich auch eine. Er teilt uns sehr überzeugend mit, dass er nun in die Vorschule geht. Okay, die kann ja auch mehrere Schuljahre lang sein, nicht wahr? Das Auspacken bringt viel Spaß und Oho. Als Überraschung kommt bei Sophie ein Glas Mühlhäuser Pflaumenmus zum Vorschein. Danach folgen die Schulbücher, die sich unsere Schülerin sehr genau anschaut. Am Liebsten würde sie sofort loslegen. Zusammen mir Eric darf sie die vorgestanzten Mathe-Materialien herausdrücken. Den Nachmittag verbringen wir an Land, leider ohne RUSALKA, die leider vor drei Tagen losgefahren sind.

Am nächsten Tag beginnt der Unterricht: je eine Stunde Deutsch und Mathe, klappt ja prima. Das machen wir jetzt jeden Tag so. Sport gibt es jeden Nachmittag, sobald die Temperaturen erträglicher werden, und alles andere ergibt sich. Sonntage und Segeltage sind unterrichtsfrei…

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Kommentare: 1
  • #1

    Elke und rolf (Montag, 10 Oktober 2016 20:14)

    Nun ihr vier heute sitze ich wieder und bestaune eure Berichte die wie immer spannend Sindbad.Die Zeit geht so schnell vorbei.Sophie ich hoffe du lernst fleißig für die Schule gratulieren dir zur Einschulung.Und Isabel du siehs gut aus!Zu Nick Glückwunsch zu so einem großen fang,Erick und du bist groß gewordene.ja bei uns ist auch viel passiert in dieser Zeit.rolf hat nun sein Gewerbe abgemeldet, es tat weh. Aber ich hoffe das er jetzt mehr Zeit für sich hat.er geht nur noch 3tage in der Woche arbeiten,das braucht ernüchternd für sich.wir hatten jetzt unser Haus voll gehabt für 3 Tage ich hatte Geschwister treffen ,meine noch 6 Geschwister mit Anhang waren bei uns im Poppenbergweg zu Besuch? Es wurde gegessen,gelacht,getanzt und es vielen auch Tränen,aber es war super..heute ist es sehr herbstlich draußen,bei euch ist es warm wäre da jetzt auch gern,so drücke und umarme euch und past weiter auf euch auf und Liebe Grüße aus nordhausen