Suriname 16.09. bis 30.09.2016

Suriname 16.09. bis 30.09.2016

 

 

 

In der Nacht erreichen wir die Flussmündung des Suriname-Rivers. Da wir in der Nacht keinen unbekannten Fluss befahren möchten, ankern wir und legen uns schlafen. Am Morgen besuchen uns neugierige Flussdelfine und kommen der MANGO ganz nah. Sie bleiben eine ganze Weile bei uns und sind das Posieren für Fotos offensichtlich gewohnt. Wir warten noch auf günstige Strömung, die uns ins Landesinnere tragen soll. Wir nehmen die geschenkten ein bis drei Knoten Strömung gern entgegen und motoren drei Stunden lang. An der Jules-Wijdenbosch-Brücke müssen wir uns per Funk anmelden, es kommt uns aber kein Frachter entgegen. Es herrscht auch hier viel Schiffsverkehr. Am Ufer gibt es luxuriöse Villen mit eigenem Anleger, Gewerbegebiete, Paramaribo, die Hauptstadt, eine Raffinerie mit Fackel, leider auch Äste und viel Müll im braunen Fluss.

 

In Domburg machen wir an einer Muringboje fest und steigen gleich ins Beiboot, um an Land zu fahren. Wir melden uns in der Marina an, bekommen gleich einen Riesenstapel Formulare als Hausaufgabe bis Montag, dann geht es zum Einklarieren in die Hauptstadt. Wir besorgen Brot, der eigentliche Grund unseres Landausfluges und kehren auf unsere MANGO zurück.

 

Die Marina liegt direkt neben dem Dorfplatz, der von vielen kleinen Restaurants und einem kleinen Supermarkt gesäumt wird, es gibt einen Spielplatz und einen Swimmingpool. Die Preise sind niedrig, weil der Surinamedollar schwächelt, bei uns bleibt hier die Küche kalt, denn Nasi oder Bami sind günstig. Außerdem sparen wir gern Abwasch…Das Klima ist heiß, sehr heiß! Von 10 bis 16 Uhr kann man nichts tun, außer schwitzen. Jede kleinste Anstrengung ist zuviel, man genießt jeden leisen Windhauch. Nach der Mittagsruhe findet man unsere Familie meist im oder am Pool.

 

 

 

Paramaribo

 

Für die Fahrt in die Hauptstadt zum Einklarieren nehmen wir uns Harry, einen einheimischen Taxifahrer. Er beglückt uns mit Schokoriegeln, lecker! An einem Drive-In-Geldwechsel holen wir uns Surinamedollar. Harry weiß genau, wo er parken muss und wechselt mit allen Beamten und dem Wachpersonal freundliche Worte. Beim MAS werden wir den ersten Stoß unserer Formulare los, wir versichern im Gesundheitsfragebogen, das keiner bei uns an Bord an Ebola-Symptomen leidet. Das gestempelte Formular für die Militäpolizei interessiert dort niemanden. Wir bekommen unsere Pässe und Touristenkarten (gebührenpflichtige Eintrittskarte für Suriname) gestempelt und sind ganz schnell wieder draußen. Durch den für uns recht chaotisch anmutenden Berufsverkehr und dazu noch Linksverkehr geht es im klimatisierten Wagen zurück nach Domburg und ab in den Pool…

 

 

Brownsberge

 

Wir haben einen Mietwagen, einen Toyota, damit fallen wir nicht auf, denn 80% aller Autos sind hier Toyotas. Er ist golden und hat Klimaanlage. Linksverkehr, die Straßen haben viele Drempels (Schwellen zur Geschwindigkeitsreduktion) oder sind alternativ dazu so ausgefahren, dass man auch nicht schnell fahren kann. Der sogenannte Highway ist anfangs auch ziemlich schlecht, mit 40 bis 80 km/h kommen wir aber voran. Wir fahren bis nach Brownsweg, finden aber keine Ausschilderung zum Nationalpark. Also folgen wir der Straße noch 20 km weiter, kehren wieder um, fragen uns durch. Witzig ist die holländisch-englische Kommunikation. Alle Antworten sind auf holländisch, aber ungefähr die Hälfte verstehen unsere deutschen Ohren. Kurz, wir landen auf einer Schotterpiste, oder eher Feldweg. Ein uraltes verblichenes Schild kündigt das Ziel in 13 km an. Die Straße führt erst durch Buschland, später in den Wald, hat tiefe Schlaglöcher und Regenrinnen, sehr abenteuerlich. Nicks ganzes fahrerisches Können ist gefragt. Unser Auto ist eher für die Stadt gebaut und hat auch keinen Allradantrieb. Das Klima fühlt sich an wie im Tropenhaus des Botanischen Gartens. Plötzlich hören wir Brüllaffen, so nah, dass wir anhalten und die ganze Gegend absuchen. Tatsächlich, auf einem nicht allzu weit entfernten Baum sehen wir zwei große Exemplare, toll! Wir fahren weiter, die Straße gabelt sich, ist nicht ausgeschildert. Nur schneller als 30 km/h dürfen wir nicht fahren, das regelt aber schon die Qualität der Straße! Nach mehr als einer Stunde Fahrt erreichen wir den Eingang des Nationalparks. Wir beschließen hier zu übernachten, damit wir uns in Ruhe umsehen können. Nach dem Mittagessen beziehen wir unser Zimmer mit Seeblick und brechen zu einer Wanderung im Regenwald zu den Leowasserfällen auf. Unserem besorgten Schulkind verkaufen wir das Ganze als Sachkunde und Sport. Zuerst sehen wir eine Goldfadenspinne, nur durch Zufall, denn die Sonne scheint gerade auf ihr goldenes Spinnennetz, das ja zu den allerfestesten der Welt gehören soll. Isa testet die Stabilität mit einem Stock und ist überzeugt. Nach anderthalb Stunden auf einem schönen gepflegten Wanderweg erreichen wir den Leoval. Der letzte Abstieg hat es in sich und geht sehr in die Beine. Eine Abkühlung von oben ist daher Pflicht. Vielleicht vertreibt das auch die lästigen Beißfliegen, die uns die ganze Zeit verfolgen und zubeißen sobald wir stehenbleiben. Die sind völlig unbeeindruckt von unserem Nobite, der stärksten Insektenabwehr für die Haut. In ihrem Rucksack entdeckt Isa zufällig unser Bug-Spray. Ha, wenn wir sie mit Insektizid einsprühen, hauen sie ab. Es geht auf dem Rückweg steil bergauf. 16 Uhr beschließen wir, die anderen Wasserfälle auszulassen. Die Kinder haben Wanderstöcke gefunden und sind sehr stolz darauf. Ein alter Goldgräbertunnel bringt uns kurz vom Wege ab und kleine Affen in den Baumkronen motivieren für den Rückweg. Bis zum Abendessen genießen wir die Aussicht auf den See, auch in der Hoffnung noch andere Tiere zu entdecken. Vom Bett aus hören wir Frösche quaken, viele Zikaden und in der Nacht wieder Brüllaffen. Das Klima hier oben auf dem Brownsberg ist angenehm frisch, auch tagsüber.

 

 

 

Am nächsten Tag spazieren wir zu einem kleinen Aussichtspunkt, der Weg von gestern steckt uns noch in den Knochen. Wir sehen ein Spinnennetz, so dicht und groß, wie eine Hängematte. Hier kann man auch gut sehen, dass jede Nische bewachsen ist, auf fast allen Bäumen gibt es Aufsitzerpflanzen. Auf dem Rückweg wollen wir noch einmal das Netz der Goldfadenspinne sehen, leider haben wir kein Glück, die Sonne kommt aus der falschen Richtung, oder hat die Spinne etwa eingepackt und ist umgezogen?

 

Wir quälen uns und unseren Wagen wieder die schreckliche Straße hinunter, brauchen lange und bemerken, dass die Pfützen etwas kleiner geworden sind. Als nächstes wollen wir den Afobaka-Staudamm sehen, der uns (nach Itaipu) recht klein und übersichtlich vorkommt. An der Brücke über den Surinamefluss endet die Autobahn und geht in eine unbefestigte Straße über. Auf dem Aussichtspunkt werden wir von hungrigen Hunden belagert. Unser Frischluftpicknick mit Blick auf den Stausee wird also gezwungenermaßen ins Auto verlagert. Die Baumstämme die man aus dem Wasser des Stausees ragen sieht, werden jetzt von zwei Spezialfirmen „geerntet“. Wir fahren noch durch ein paar Ortschaften, in die die Bewohner umgesiedelt wurden, deren Dörfer geflutet wurden, ab und zu kommen wir an Plätzen mit riesigen Holzstämmen vorbei und Hinweisschildern auf Goldminen. Wir fahren zurück nach Domburg und lassen die Kinder in den Pool.

 

 

Paramaribo

 

An den Linksverkehr haben wir uns gewöhnt und trauen uns jetzt in die Stadt. Unterwegs sehen wir kleine bunte Tempel und Moscheen (ein Großteil der Bevölkerung hat indische oder javanische Wurzeln), ein paar Seerosen in den Wassergräben. In der Stadt ist viel Verkehr, aber das Smartphone kennt sich aus.

 

Wir besichtigen die hölzerne Kathedrale, die uns aufgrund ihrer Helligkeit und Schlichtheit gut gefällt. Entlang einiger Kolonialbauten aus Holz in weiß und schwarz laufen wir zur größten Synagoge Surinams. Gleich daneben liegt die größte Moschee. Eine freundliche Frau bereitet die Getränke für das Freitagsgebet vor und bietet uns kaltes Wasser an. Super, die Sonne dörrt uns ganz schön aus. Auf dem Weg zum Gartentor trällert Eric den Gesang des Muezzins. Ein längerer Aufenthalt im klimatisierten McDonalds Restaurant mit Eis, Milchshake (30 fl oz = 888 ml) und Spielplatz belohnt die Aufmerksamkeit und Geduld unserer Kinder. Leider schließt das Fort hier bereits um 14 Uhr, wir gehen trotzdem hinein, fühlen uns dank Backsteinbauten kurz wie in Holland, werden jedoch schnell wieder vertrieben. Okay, dann fahren wir zurück nach Domburg. Nick bringt das Auto zurück. Der Vermieter sieht unsere rötlich vollgespritzten Autoreifen und ruft aus: „Oh! Bauxit!“ und sagt uns, dass wir gar nicht auf einer Pistenstraße hätten fahren dürfen, zu spät. Nick behauptet, der Dreck kam von den 500 m bis zum Aussichtspunkt am Staudamm…

 

 

 

Ein paar faule Tage später, in denen Eric an seinen Schwimmkünsten gefeilt hat, fahren wir noch mal in die Stadt. Diesmal besuchen wir den Schmetterlingspark und lassen uns ausführlich über die Vermehrung aufklären. Da der Park mit dem Export der Puppen sein Geld verdient, gibt es viel dabei zu lernen. Über das Leben und die Vermehrung von Schildkröten und Boas lassen wir uns ebenfalls aufklären. Hier gibt es einen großen Spielplatz, den wir natürlich nicht ungenutzt lassen.

 

Weiter geht es über die große Brücke nach Nieuw Amsterdam. Hier gibt es ein unsichtbares Fort. Nein - der Boden war zu schwach um starke Steinmauern tragen zu können, stattdessen wurden Wälle aufgeschüttet. Wir erinnern uns an kaum wahrnehmbare Kanonen bei der Einfahrt in den Suriname-River. Dann entdecken wir ein weitläufiges Freilichtmuseum mit netten Gebäuden, Riesenseerosen, natürlich einem Spielplatz…Zum Abschluss gibt es noch eine Runde im Domburger Pool. Eric schwimmt mit nur zwei Klötzen am Schwimmlerngürtel, morgen will er ohne, „Nur mit Badehose!“

 

 

 

Der letzte Tag mit Auto führt uns noch einmal nach Paramaribo. Wir klarieren aus, gehen wieder Roti essen und besuchen den städtischen Zoo. Dieser kommt uns eher wie ein riesiger Spielplatz vor, mit ein paar Tiergehegen drum herum. Zur Erfrischung probieren wir eine Spezialität Surinames, geschabtes Eis mit Sirup übergossen, gar nicht schlecht! Als alle Kinder müde gespielt sind, fahren wir zum Tulip Supermarkt und fühlen uns sehr europäisch. Die Atmosphäre ist komplett anders, als in den China-Märkten, so hell und kategorisch sortiert. Schade, dass wir gar nicht soviel brauchen. Zurück in Domburg schwimmt unser Eric nur mit Badehose zwei Bahnen im Pool, jippie, noch ein Schwimmer in unserer Familie!

 

                                                                                                                 

Morgen starten wir Richtung Tobago.

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Kommentare: 1
  • #1

    Liane und Bernhard (Donnerstag, 10 November 2016 22:33)

    Hallo, Ihr Lieben 4, schon vor vielen Tagen fand ich Eure interessante Frühstückslektüre.
    Eure tollen Reiseerlebnisse sind natürlich unschlagbar. ich wußte noch gar nicht, daß Ihr Euch in der Tierwelt so gut auskennt. (z. Bsp. Goldfadenspinne) Eric nun auch unter den Schwimmern zubegrüßen, ist ganz toll und ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor für euch. Während unserem Aufenthalt in der Toskana-Therme haben wir uns ein ganz klein wenig im salzigen Wasser wie in der Karibik gefühlt. Ihr macht alles richtig. Unser Rat: Genießen, genießen und nochmals genießen!!! Ist Euch eigentlich bewußt, daß es schon 1 Jahr her ist, daß wir uns in Lanzarote voneinander verabschiedet haben? Wie die Zeit vergeht! So, bevor es melancholisch wird: laßt Euch ganz herzlich umarmen von Euren Eltern und Großeltern Liane und Bernhard.