Tobago 05.10. bis 20.10.2016

Unsere Überfahrt von Suriname bis nach Trinidad und Tobago dauert fünf Tage. Die Segelbedingungen waren moderat. Ein Tag lang beste Bedingungen, ein Tag wenig Wind dafür viel Welle und einen Tag jagen uns Böen und Squalls. Wir sehen fliegende Fische, eine Delfinschule und in der Nacht schon von weitem einen taghell erleuchteten Tanker, den wir zuerst für einen Leuchtturm hielten.

 

Tobago wirkt sehr grün und unbewohnt. Die Ankerbucht bleibt lange vor unseren Augen verborgen. Aber dann sehen wir 23 Segelmasten und wissen, da ist unser Ziel. Ganz schön voll hier. Wir ankern um 8Uhr30 Bordzeit. Von der SY BADOC bekommen wir gleich alle nötigen Informationen und machen uns gleich nach dem Frühstück auf, um den Papierkram zu erledigen. Wir bekommen Ärger bei der Immigration, weil wir kein Clearance-Formular aus Suriname für die MANGO haben, so etwas stellen sie dort nicht aus. Die Beamtin lässt sich von uns die Ausklarierungsprozedur erklären, wir schreiben alles auf und unterschreiben, dann ist sie zufrieden. Beim Zoll geht der Ärger weiter. Unsere Ankunftszeit wird angezweifelt. Mann sollte genau während der Öffnungszeiten dieser Behörde ankommen, sonst gibt es Overtime-Gebühren. Mit 8Uhr30 fühlten wir uns sicher. Leider haben die Beamten genau hingeschaut und akzeptieren unsere Ausrede mit der vergessenen Zeitumstellung nicht. Wir löhnen 50 USD für „eine halbe Stunde zu früh“. Dafür gibt es noch jede Menge Infos über Restaurants, WIFI, Bibliothek, schöne Spaziergänge, den öffentlichen Nahverkehr…Wir bekommen jede Menge Formulare (kein A4-Format) und kehren aufs Schiff zurück. Dort finden wir schließlich den Grund für den fischigen Geruch, der während der halben Überfahrt herangeweht wurde. Unter dem Holzgitter der Cockpitentwässerung langen zwei tote fliegende Fische. Keine Ahnung, wie sie dort hingelangen konnten, zumal auf dem Gitter allerhand Dinge standen. Am späten Nachmittag fahren wir an den kleinen Strand der Pirates Bay, wo die Kinder endlich mal wieder im Sand spielen können und die Eltern viele neue Bekanntschaften schließen.

 

In Charlotteville gibt es keinen Geldautomaten, der ausländische Karten akzeptiert. Also fahren die Männer zur Inselhauptstadt Scarborough und holen Titis (TT=Trinidad und Tobago-Dollars). Dabei sehen sie gleich noch die halbe Insel und einen liegengebliebenen Bus, für dessen Motorschaden gerade kein Ersatzteil auf der ganzen Insel zu bekommen ist. Den Nachmittag verbringen wir wieder am Strand und schnorcheln gemeinsam zum nahegelegenen Riff.

 

Nach der Schule und kleineren Instandhaltungsarbeiten an der MANGO fahren wir an Land. Wir gehen in die (starkklimatisierte) Bibliothek und lesen jede Menge Kinderbücher vor. Da sie alle auf Englisch sind, geht das Übersetzen relativ flüssig. Wir laufen noch ein wenig durch die kleine verschlafene Stadt Charlotteville und finden binnen 20 Minuten 9 Geldstücke, 1,16 TTD. Hier liegt ja das Geld auf der Straße!

 

Wir probieren zum ersten Mal Milchpulver aus. Wenn man genügend Pulver nimmt, wird tatsächlich Milch daraus. Zum Anrühren in der Tasse, wie Kakao eignet es sich aber nicht, dann klumpt es. Wir bleiben also bei Tetrapak-Milch und nehmen das Pulver in Zukunft für Pudding und Griesbrei. Eine kulinarische Hiobsbotschaft: die Hälfte unserer Eier aus Suriname ist schlecht geworden, so ein Mist.

 

Das verdirbt uns jedoch nicht unseren Sonntag. Wir laufen zum Fort Campleton, das am Ende nur aus einem Pavillon und zwei drapierten Kanonen bestand. Auf dem Weg finden wir einen Geldschatz auf der Straße. Danach können unsere Kinder ihre suchenden Augen gar nicht mehr vom Boden lösen, immer wieder finden sie eine Münze. Am Nachmittag gehen wir wieder Schnorcheln.

 

Nick hilft einem einheimischen Fischer, sein Boot ins Wasser zu schieben. Ein paar Stunden später kommt dieser Fischer bei uns vorbei und bietet uns frischen Lobster an. Alle unsere Einwände räumt er aus und sagt uns sogar, wie wir ihn zubereiten sollen. Wir lassen uns auf dieses kulinarische Abenteuer ein. Nick hat keinerlei Berührungsängste. Das Exemplar erwacht in seinem Eimer mit Meerwasser zu neuem Leben. Wir bestaunen die langen stacheligen Fühler, sehen seine klappernden Schläge mit dem Schwanz und nehmen uns die Zeit für eine ganz genaue Betrachtung dieses seltsamen Lebewesens. Nick hat auch seinen Spaß und freut sich wenn der Rest der Familie quiekt. Der Lobster kommt in unseren größten Topf mit kochendem Salzwasser, er ändert seine Farbe und wird orange. Wir servieren das Schwanzfleisch mit Kartoffelbrei und werden alle richtig satt.

Eric ruft: „Wir haben einen Fisch!“, keiner glaubt ihm. „Einen roten Fisch!“ Oh, es ist ernst. Wir hatten die Angel über Nacht im Wasser und noch vor dem Frühstück filettiert Nick diesen wunderschönen roten Red Snapper. Darauf freuen wir uns heute den ganzen Tag.

 

Unser Mietauto ist diesmal ein Nissan, wie fast alle Autos hier. Wir kämpfen uns die engen steilen Kurven aus Charlotteville hinauf zum Flagstaff Hill mit Blick auf die Insel St. Giles. Hier vereinigen sich Atlantischer Ozean und Karibisches Meer, was besonders an stürmischen Tagen beeindruckend sein muss. Über kurvige aber gute Straßen, sogar ab und zu mit Beschilderung (im Gegensatz zu Suriname, wo Wegweiser gänzlich fehlten) erreichen wir den Eingang zu den Argyle-Waterfalls. Ein netter Spaziergang führt uns an Kakaobäumen und anderen einheimischen Baumarten (alle mit Bezeichnung) vorbei, es gibt auch viel Bambus zu bestaunen. Nach 30 min erreichen wir das Bächlein und das 6m tiefe Bassin. Die Wasserfälle ergießen sich über mehrere Etagen. Den steilen Aufstieg verkneifen wir uns. Dafür genießen wir die Abkühlung und schwimmen ein paar Runden ungestört. Den Kindern hat es ein großer Rettungsring angetan. Später bauen sie Dämme zwischen größeren Felsen. Als sich der erste Hunger meldet, gehen wir zurück. Wir fahren bis zu einem Rotistand (Roti ist eine Kartoffel-Gemüsemischung mit Hühnchen oder Fisch, eingewickelt in einen großen Teigfladen, lecker und macht richtig satt).

 

Unser letztes Ziel für heute ist das Fort King George bei Scarborough. Die Herausforderung, neben dem Linksverkehr, sind hier die Ampeln. Wir wissen eigentlich nicht, welche Ampel für uns zuständig ist. Hupt es hinter uns, fahren wir los. Im Fort gab es Kanonen (natürlich!) in allen Größen, gut erhaltene Gebäude, ein kleines Heimatmuseum, dazwischen parkähnliche Anlagen und einen schönen Ausblick auf das Meer. Mehr schaffen wir heute nicht. Wir fahren zurück und genießen unseren Red Snapper.

 

Am nächsten Tag fahren wir die Northern Ridge Road, die nördliche Insel-Straße. Die Straße ist eng, sehr kurvenreich und einsam, abgesehen von ein paar Kühen und Ziegen am Straßenrand. Wir können einen Blick in verschiedene Ankerbuchten werfen, die wir dann aber doch nicht mit der MANGO besuchen. Schließlich erreichen wir Pidgeon Point. Im Steghaus, einem Wahrzeichen von Tobago, essen wir erstmal Roti, umgeben von hellblauem Meer und dicken Wolken. Unsere Kinder bekommen Aufpusteschwimmringe geschenkt und sind glücklich. Sie spielen ausdauernd und friedlich im Wasser und am Strand. Auch ein Regenschauer stört nicht. Auf dem Rückweg bunkern wir Lebensmittel. Unser Beiboot lässt sich heute nicht ganz so gut rudern…

 

Fischer Joe kommt mit seinem Boot vorbei und holt Nick zur Arbeit ab. Sie fahren zu vier verschiedenen Stellen, holen seine Reusenkörbe ein, bestücken sie mit neuen Ködern und bringen sie an anderer Stelle wieder aus. Der Fang besteht aus Lobstern, Red Snappern und kleinen grätigen längs gestreiften Fischen. Nick packt richtig mit an. Nach etwas einer Stunde ist Nick wieder bei uns an Bord. Sein Lohn ist ein Lobster („…den esse ich doch so gerne“, sagt Eric), den wir aber trotzdem bezahlen. Die Freude in der Familie ist unbeschreiblich.

 

In der Ankerbucht steht jetzt viel Schwell. Die Schiffsbewegungen fühlen sich an, wie auf See, vielleicht erhöht das ja unsere Seefestigkeit, hofft Sophie. Am kleinen Strand der Pirates Bay ankern wir das Beiboot und schwimmen die restlichen Meter zum Strand. Wir genießen den Nachmittag, die Kinder buddeln. Doch plötzlich kommen Riesenwellen. Unser Beiboot mit Motor wird an Land gespült. Es ist halbvoll Salzwasser und Sand. Wir schöpfen wie die Weltmeister und ziehen das Boot bei jeder Welle etwas höher auf den Strand. Der Elektromotor wird in der Süßwasserquelle entsandet, er ist zum Glück wasserdicht und funktioniert noch tadellos. Natürlich macht die Brandung keine Pause, als wir wieder starten wollen. Isa soll das Boot im brusttiefen Wasser halten, verliert jedoch bei jeder Welle Bodenkontakt. Am Ende hält Nick das Boot, ein sehr netter Mann bugsiert unsere Kinder durch die Brandung und hilft beim Einsteigen. Zurück auf der MANGO haben wir die Nase erst einmal gestrichen voll. Jetzt kommt das Aufräumen und Saubermachen.

 

Am nächsten Tag steht noch mehr Schwell in der Bucht. Wenn sie gerade im Wellental sind, können wir manchmal die Rümpfe der anderen Schiffe gar nicht sehen. Wir dachten, die Wellen schickt ein alter Hurrikan von der Mitte des Atlantiks. Nicht nur, es gab wohl auch ein Seebeben. Auf jeden Fall ist es unmöglich, heil an Land zu kommen.

 

Nach der Schule am 20.10. gehen wir zu den Behörden zum Ausklarieren, natürlich starten wir vor 16 Uhr, sie hätten sicher gerne noch mal Overtime-Gebühren kassiert. Pah! Wir gönnen uns noch einen Restaurantbesuch und geben unsere letzten Titis im kleinen Supermarkt aus. Vollbeladen rudern wir zur MANGO zurück, schwimmen noch eine Runde ums Schiff, machen uns seefest und gehen 15Uhr58 Anker auf Richtung Grenada.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Elke und Rolf (Sonntag, 11 Dezember 2016 16:45)

    Hallo ihr vier Heute komme ich endlich mal dazu um eure interessanten auspflüge und die wunderbare Dokumentation zu beantworten.viele Aufregungen und interessantes Bildmaterial kann man sehr gut bestaunen.heute ist der 3.Advent und die Zeit rast und sie ist auch sehr schnell lebig.uns allen geht es gut .Was wir von Euch auch hoffen .was macht die Schule für Sophie sie ist sicherlich fleißig beim lernen oder?Eure Mahlzeit en Vorhallen der Fisch klingt für mich lecker wie Ihr ja wisst esse ich ihn ja gern da bin ich neidisch .Am 20. fahren wir zu doreen zum 40.geburstag ,rolf hat einige Fotos aus alten Zeiten heraus gesucht toll.Ja und dann ist bald Weihnachten, vor ein paar Tagen war es bitterkalt aber heute stürmt und regnet es.Wir umarmen euch ganz fest und denken viel an Euch.Mit vielen lieben Grüßen aus nordhausen wünsche n wir euch eine sonnige Adventszeit