Grenada Teil 1, 21.10. bis 15.11.2016

Es geht los mit gutem Wind und ziemlich viel Welle. Die erste Nachtschicht (Isas) ist ruhig, sternenklar und später mondbeschienen. Die zweite Nachtschicht wird blöd, unbeständiger Wind, einige Squalls, aber genug Wind zum Segeln. Als Grenada in Sicht kommt, erinnern wir uns an Teneriffa, genauso grün und stark bebaut. Es sind viele Segelboote unterwegs, wir müssen sogar mehrmals ausweichen. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Beim Frühstück lauschen wir dem Cruisers Net auf Ch 66. Hier wird alles Wichtige und Unwichtige für die Segler bekanntgegeben, z.B. Wetter, Veranstaltungen, Schätze aus der Bilge usw. Jetzt fühlen wir uns gut informiert (haha) und laufen Richtung Prickly Bay. Erschreckenderweise sind alle Buchten, ja eigentlich die gesamte Südküste Grenadas mit Masten zugepflastert. Wir befürchten, keinen Ankerplatz zu finden. Voller Sorge funken wir die SWEDE DREAMS an, die wir ja noch von unserer Biskaya-Überquerung kennen. Sie ermuntern uns, das Ankerfeld bis ans Ende zu durchqueren. In der Nähe des Strandes gibt es noch einen Platz für uns. Und so war es auch. SWEDE DREAMS schickt auch gleich ein Begrüßungskomitee zu uns herüber. Wir werden ausführlich beraten zu allen Fragen der Einklarierung, Versorgung, WIFI, Waschen, Müll…. Sophie wird in der Zwischenzeit spontan zu einem Schwimmkurs am Strand abgeholt, ja die HIGGINS-Familie (kennen wir aus Teneriffa) freut sich auch über unsere Ankunft. Schon sind wir mittendrin in der Segler-Szene. Am Nachmittag gehen wir zu den Behörden, die ihr Gebäude gleich neben dem Dinghi-Steg haben. Wir geben unsere Daten online bei Sailclear ein. Die Beamten müssen nur noch ausdrucken und stempeln. Bezahlen können wir leider noch nicht, haben ja noch keine East Caribbean Dollars. Die Beamten akzeptieren 20 Euro als Kaution und wir sollen morgen wiederkommen. Man hätte auch in US-Dollars bezahlen können. Nick besorgt Geld und Brot in der Stadt, ein ordentlicher Fußmarsch in der Sonne. Dafür belohnen wir ihn und uns mit Eis und Rumpunsch in der Tikki-Bar.

 

Am nächsten Tag melden wir uns als Family-Crew im Cruisers Net an. Sophie tut dasselbe etwas später beim Kids Net. Auf Englisch, wir sind ja so stolz. Wir bekommen sogar Resonanz von anderen Seglern.

 

Heute Nachmittag ist eine Kinder-Halloween-Party in Secret Harbour, der Nachbarbucht, die wir nach 20 min zu Fuß erreichen. Zum Glück haben wir noch Sophies Flamenco-Kleid, vom Karneval in Santa Cruz. Eric möchte sich diesmal als Mädchen verkleiden und bedient sich bei Sophies Kleidern. Es sind richtig viele Kinder da und unsere haben irre Spaß. Es gibt eine Hüpfburg, Musik, eine Schaumkanone und einen Schmink-Stand. Wir kommen in Kontakt mit vielen anderen Familien. Schwuppdiwupp hat Sophie eine Rolle in einem Theaterstück, das in zwei Wochen aufgeführt werden soll. Wow, so viele Aktivitäten, wir fühlen uns leicht gestresst, hihi. Aber es ist toll, so schnell dazuzugehören!

 

 

 

Die nächsten Tage vergehen mit Schule, Wäsche waschen, Yoga, Schnorchel- oder Strandausflügen und dem Abarbeiten der Einkaufsliste beim Shipchandler (einer Art Baumarkt für Bootsbedarf, leuchtende Augen bei allen Männern…).

 

Am 26.10. steht eine Insel-Rundfahrt mit Cutty an. Wir besichtigen eine Schokoladenfabrik, wir dürfen sogar in die Herstellungsräume hinein und natürlich von der Schokolade kosten. Im Outlet bekommen wir Schokopralinen zum Kosten. Die Angestellte hatte ein sehr großes Herz für Kinder und gibt sehr viele Muster heraus, die unsere beiden an ihre Eltern weiterreichen. Na gut, dann kaufen wir eben auch welche. Wir sehen einen kleinen Flughafen, auf dem Rennfahrer Louis Hamilton als Junge trainiert haben soll, die Anandale Wasserfälle, die genauso waren, wie man sich tropische Wasserfälle vorstellt, leider sehr verregnet. Zum Mittag sind wir in der River St. Antoine Rum Distillery. Wir sehen wie das Zuckerrohr mittels wasserkraftgetriebener Walzen ausgepresst wird. Der Saft wird auf 15% Zuckergehalt aufkonzentriert (er kommt mit 8 bis 10%) und gelangt anschließend für 8 Tage in einen Gärbottich. Danach wird auf 75% Alkoholgehalt destilliert. Alles wirkt sehr altmodisch hier. Am Ende dürfen wir kosten, kaufen aber nichts. Wir sehen den Grand Etang Lake im gleichnamigen Nationalpark. Dieser See wird ausschließlich von Regenwasser gespeist. Kein einziger Fluss mündet in diesen See. Für die schöne Aussicht halten wir am Haus der Morne Tendue Plantation. Hier hat Präsident Reagan mal zu Mittag gegessen. Noch einen paradiesischen Ausblick gibt es vom Petit Anse Hotel aus, direkt auf Palmen und Meer. Auf dem Rückweg sehen wir noch Petroglyphen, in Fels gehauene Gesichter und den Sonnenuntergang, durchqueren St. Georges, die Hauptstadt von Grenada. Neben den Hauptattraktionen der Insel zeigt uns Cutty aber auch, warum Grenada den Beinamen Spice Island (Gewürz-Insel) trägt. In jedem Garten wachsen Obst-Bäume (z.B. Avocado, Mango, Soursop, Noni, Jackfrucht, Golden Apple, Grapefruit, Mandarine, Limette oder Kakao) oder Gewürze (z.B. Muskatnuß, Lemongras, Ingwer, Turmoil, Ylang Ylang, Lorbeer, Nelke, Zimtrinde). Cutty hält an, lässt uns probieren oder schnuppern. Wir sehen zum ersten Mal Rainbow-Eukalyptus und blaues Mahagoniholz. Die Frangipani-Caterpillar (Raupe) trägt zur allgemeinen Erheiterung bei. Leider konnten wir keine Mona-Monkeys sehen. Ihnen war es heute sicher zu regnerisch.

Unser Bewegungsdrang führt uns einige Tage später nach Clarkes Court. Unser Navigationsprogramm hat uns einen schattigen Waldweg vorgeschlagen. Ansonsten beschatten wir uns mit unseren Sonnen/Regenschirmen. Wir organisieren unseren Werft-Aufenthalt und holen uns noch ein paar Tipps von Jake von CA Y EST, den wir auch noch aus Teneriffa kennen. Er verrät uns, dass es hier jeden Tag Essen auf Rädern gibt, welches wir sogleich probieren. Den Rückweg erleichtert uns Segler Brian mit seinem Auto, jippie! Wir gönnen uns Eis und sind sehr zufrieden mit uns.

 

 

 

Nach einigen Theaterproben soll nun endlich das Stück „Mad Hatter’s Teaparty“ uraufgeführt werden. Wir basteln Sophie ein paar Hundeohren und einen Schwanz. Alle Darsteller bekommen ihre Gesichter entsprechend angemalt. Dann geht es los. Alles klappt viel besser als bei den Proben. Sophie sagt ihren Text fehlerfrei und voller Stolz. Kinder aus neun Nationen, viele davon sind keine Englisch-Muttersprachler, ernten am Ende einen Riesen-Applaus. Zur Abrundung gibt es Kuchen und Plätzchen für alle und den Kinofilm Alice im Wunderland mit Johnny Depp. Wir bleiben noch so lange, unsere Kinder werden von den spannenden Szenen total mitgerissen. Ein schöner Abendspaziergang führt uns zurück zur Prickly Bay.

 

 

 

Einmal durch die Landeshauptstadt hindurchfahren ist uns etwas zu wenig. Wir machen einen Ausflug nach St. Georges per Bus. Dort schauen wir uns die drei Kirchen an. Eine hat ein neues Dach, eine wurde von Hurrikan Ivan komplett zerstört. Auch viele Häuser tragen noch die Spuren der Verwüstung. Das Fort ist jetzt eine Polizeischule und total verbaut. Alte und neue Gebäude sind labyrinthartig vermischt. Aber man hat einen schönen Blick von oben auf die Hafenstraße. In einem Supermarkt holen wir uns 1,5 Quart Eis (im metrischen System: 1,42 Liter). Das ist heute unser Mittagessen. In der Post können wir endlich unsere Karten von Tobago versenden, dort gab es nämlich keine Briefmarken. Mehr gibt es für uns nicht zu sehen. Den Rest des Tages verbringen wir am Strand.

 

 

 

Auf den Laternenumzug freuen sich unsere Kinder seit dem Kindergarten jedes Jahr. Wir basteln also zwei vortreffliche Laternen, diesmal mit Tetrapacks als Rahmen. Die Beleuchtung funktioniert genau wie letztes Jahr mit Stirnlampen. In der Tikki-Bar warten wir auf die Dunkelheit (Sonnenuntergang ist 17Uhr39) und eine Regenpause. Dann fahren wir mit dem Beiboot durch das Ankerfeld, singen lauthals Laternenlieder und geben an. Wir haben mächtig Spaß und beim Abendessen für einige Tage schönes romantisches Licht.

 

 

 

Auf unserer Abschiedsrunde durch das Ankerfeld erfahren wir, dass wir fürs Rauskranen wahrscheinlich alle Segel abschlagen müssen. Das finden wir ganz schön blöd. Bei unseren Nachbarn von der ROTHIM bleiben wir hängen und unterhalten uns sehr gut, während unsere Kinder mit deren Kindern spielen. Für Belustigung hat die Schrift in den Kinderbüchern geführt. Sophie wollte nämlich lesen. Ihr Hebräisch war aber noch nicht ganz ausgereift, lustig oder?

 

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