St. Anne, Martinique 16.12. bis 31.12.2016

„Die abgestorbenen Bäume dort, das sind alles Masten!“ sagt Nick mit gesträubten Nackenhaaren. Wir kreuzen näher heran an St. Anne, ein riesiges Ankerfeld, aber doch recht licht. Beim zweiten Versuch hält der Anker.

 

 

 

Sophie hat endlich ihren wackelnden Schneidezahn verloren. Das Drama und die stündlichen Updates aus ihrem Mund waren zuletzt ziemlich nervend. Zum Abendessen probieren wir Pizza aus der Pfanne nach einem Rezept der ROTHIM, gut gelungen.

 

 

 

Das Einklarieren ist hier sehr einfach. In einer Snackbar steht ein Computer, an dem man ein paar Formulare ausfüllt, drucken lässt. Der Angestellte drückt seinen Firmenstempel darauf, signiert und fertig. Leider kein Stempel für den Reisepass!

 

Die Stadt ist recht klein, aber ruhig und gemütlich. Es gibt alles, was man unmittelbar braucht. Auf einem Hügel steht eine kleine Kapelle. Der Weg hinauf ist mit den Stationen des Leidensweges Christi illustriert. Die Kinder sind sehr interessiert, Sophie lernt gleich noch die römischen Zahlen kennen. Auf dem Rückweg, wir sitzen schon im Beiboot, treffen wir die L’ATTITUDE und schwatzen kurz bis eine böse Regenwolke zum Aufbruch zwingt. Natürlich erwischt sie uns. Isa schützt mit ihrem Körper die Baguettes, die Kinder kreischen so laut, dass uns andere Boote Asyl anbieten. So dicke Regentropfen machen richtig nass. Als wir die MANGO erreichen ist der Schauer vorbei und wir sind durchweicht bis auf die Knochen.

 

 

 

Telefonat mit Oma. Sie rät Eric: „Du musst aufpassen, dass dich der Wind nicht wegpustet.“ Die Antwort: „Ich bin schwer, ich habe nämlich Knochen in meinem Körper und auch mein Gehirn!“ Soso.

 

 

 

Ein Dinghy-Ausflug führt uns nach Le Marin. Statt der Wellenberuhigung geht es in der Bucht von Le Marin erst richtig los. Nach 45 min Dinghyfahrt kommen wir klitschnass an. Wir treffen Ralf und Inge von der MALWIEDER mal wieder und kaufen unseren Kindern erstmal neue, trockene T-Shirts. Gemeinsam laufen wir durch den Ort zu Carrefour und Leader Price, zwei Supermärkten, in denen wir uns für die nächste Zeit verproviantieren wollen. Nebenbei arbeiten wir viel von unserer Einkaufs- und Ersatzteilliste ab. Am späten Nachmittag probieren wir den Dinghysteg von Leader Price. Wir schlagen tüchtig zu. Unser Beiboot liegt mit 70l Getränken jetzt ganz schön tief. Die bangen Fragen: Reicht der Sprit noch bis nach Hause zur MANGO und wenn ja, wann fängt der Regen an? Der Treibstoff reichte geradeso (in Zukunft wollen wir eine Reserveflasche mitnehmen), der Regen erwischte uns etwa 50 m vor dem Ziel. Wir flüchten auf die MANGO und sind froh, wieder da zu sein.

 

Es ist Regenwetter und wir haben für zwei Tage ein Auto gemietet. Wir fahren nach Fort-de-France, der Inselhauptstadt und erfreuen uns an tollen Straßen nach europäischem Standard und dem unvermeidlichen Berufsverkehr mit Stau. Wir gehen zuerst zu Decathlon, einem Sportladen und anschließend zu Galleria, dem größten Einkaufszentrum auf der Insel. Die Idee hatten, zwei Tage vor Weihnachten, nicht nur wir. Es gibt tatsächlich einige nützliche Dinge, die wir dem Weihnachtsmann unterjubeln können, zum Glück. Unsere Kinder freuen sich sehr über die viele Weihnachtsdeko überall. Für sie kann es gar nicht genug glitzern und funkeln. Wir sind eher geschockt von den vielen Menschen hier, Orientierungslosigkeit, Planlosigkeit, schon das Beschaffen von Mittagessen wird zur Herausforderung. Nie wieder! Auf dem Rückweg halten wir noch an zwei Aussichtspunkten. In St. Anne regnet es wieder mal. Wir sind hundemüde. Vor der Küste ist ein Segelboot in Not geraten. Der Funkverkehr ist unsere Unterhaltung zum Abendessen (die Besatzung lässt sich von einem Frachter abbergen, das Schiff driftet nun im Karibischen Meer).

 

 

 

In Le Marin holen wir den bestellten Keilriemen ab, das Weihnachtsgeschenk für MANGO. Dann fahren wir an der Ostküste Martiniques entlang Richtung Norden bis zur Halbinsel de la Caravelle. Dort besichtigen wir die gut gepflegten Ruinen einer ehemaligen Zuckerrohr- und Kaffeeplantage. Nebenan führt ein Wanderweg durch die Mangroven. Isa besteht auf die Wanderung, denn wir alle haben Bewegung bitter nötig. Auch die Wanderer mit den schlammigen Schuhen schrecken uns nicht ab. Ja, es ist wirklich schlammig! Zuerst versuchen wir den Matschstellen auszuweichen und darum herum zu balancieren. Als unsere Kinder den ersten Fuß im Schlamm haben, weinen sie bitterlich, obwohl sie die ausdrückliche Erlaubnis haben, sich schmutzig zu machen. Die Schilder, die zu Ruhe aufrufen, um die seltene Vogelwelt nicht zu stören, bremsen den Heuldrang unserer Kinder nicht. Nick und Eric dichten ein Lied, dann geht es endlich besser. Wir sehen Mangroven, bekommen die Besonderheiten ihrer Vermehrung erklärt und entdecken sogar verschiedene Krabbenarten. Dafür hat sich der Weg doch gelohnt! Die sauberste war am Ende Sophie. Wir haben nicht sehr viel von der Umgebung gesehen, denn wir mussten ja die ganze Zeit auf den Boden schauen. Am Ende fühlen wir uns gut (und stolz). Alle Pfützen auf dem Weg zum Parkplatz werden genutzt, um die Füße/die Schuhe zu waschen. Wenigstens unser Mietauto soll nicht darunter leiden.

 

Im Riesenbaumarkt BATIR wird Nick für einen Franzosen gehalten. Als er in akzentfreiem Französisch sagt: „Je ne parle pas francais (Ich spreche kein Französisch)“, glaubt ihm keiner. Auch sein Angebot, auf Deutsch oder Englisch auszuweichen, wird standhaft ignoriert. Irgendwie lustig…

 

Der neue Camembert verstinkert unseren ganzen Kühlschrank.

 

 

 

Weihnachten

 

Hier in der Gegend kommt der Weihnachtsmann erst in der Nacht, also völlig stressfrei für die Eltern. Beide Kinder akzeptieren das ohne Murren. Wir singen Weihnachtslieder und freuen uns, dass Eric so gerne mitsingt. Er kann sich endlich die Texte merken. Der Familienfavorit ist das Nikolauslied.

 

Heute findet ein BBQ statt, das von den Seglern am Strand organisiert wurde. Wir treffen einige bekannte Gesichter, z.T. aus Grenada wieder. Die Würstchen schmecken besser als erwartet (der Thüringer legt die Latte sehr hoch…) und die Kinder spielen mit den Kindern der vereinten Nationen (und üben nebenbei englisch).

 

Als es dämmert kehren wir zurück zur MANGO, singen alle Weihnachtslieder, die wir kennen und freuen uns auf morgen früh, wenn die Geschenke ausgepackt werden.

 

 

 

Die Plätzchen und die Milch wurden verzehrt, also muss der Weihnachtsmann auch dagewesen sein. Die Kinder suchen den Sack auf dem ganzen Schiff und entdecken ihn schließlich im Deckshaus. Wir packen unsere Geschenke aus und genießen anschließend das gemütliche Weihnachtsfrühstück. Die Freude war riesig! Sophie sagt: „Oh, ich glaube der Weihnachtsmann kauft auch bei Decathlon ein, wie wir!“ Naja, er kann schließlich nicht alles herstellen lassen...

 

Am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages besuchen uns Ralf und Inge von der MALWIEDER und bringen sensationellen selber gebackenen Quark-Apfel-Kuchen mit. Davon bleibt natürlich nicht viel übrig!

 

 

 

Am zweiten Feiertag sind wir zum Geburtstag auf dem Katamaran FLIPFLOPS eingeladen. Dort sind viele Kinder, einige kennen wir schon von dem Theaterstück in Grenada. Nun erfahren wir auch ihre richtigen Namen. Die Eltern sind auch sehr nett, es gibt eine Männer und eine Frauenrunde. Die Kinder toben durch den ganzen Katamaran, wow, soviel Platz!

 

 

 

Noch ein Dinghy-Ausflug nach Le Marin. Diesmal schützt uns eine Plane vor Wasserspritzern! Nick entsorgt sein Altöl und klappert zusammen mit Ralf einige Shipchandler ab. Die Fahrt im schnellen Dinghi war auch ein Erlebnis: Gleitfahrt! Isa wäscht Wäsche. Im Waschsalon herrscht großer Andrang. Isa muss genau aufpassen, wann sie dran ist und wird böse (auf Französisch) als jemand den Trockner belädt, aber nicht startet, weil die zweite Maschine noch nicht durch ist, grrr! Inge ist auch mit da und gibt Rückendeckung und liest den Kindern vor. Natürlich nutzen wir auch die Duschen der Marina, kostenlos. Weil die Pizzeria um 14 Uhr nichts mehr verkauft und auch der Bäcker wie leergefegt wirkt, verlegen wir das Mittagessen auf die MALWIEDER. Baguettes mit Käse und nettem Plausch. Anschließend begeben wir uns auf Shoppingtour zum Leader Price. Eigentlich brauchen wir nicht wirklich viel, verlassen aber den Laden vollgepackt. Schadet ja nichts!

 

 

 

 

In der Nacht hat es nur einmal geregnet. Der Tag verspricht, schön zu werden. Wir gehen wandern zur Grand Anse des Salines. Der Weg führt zuerst durch halbschattigen Wald, die Wege sind größtenteils abgetrocknet, ab und zu ist ein Stückchen Straße zu laufen. Oder der Weg führt am Meeresufer entlang, wo man dem Donnern der Brandung lauschen konnte. Alle sind lieb und sogar bereit, in den Schlamm zu treten. Aus den angekündigten anderthalb Stunden sind drei geworden. Zum Schluss der fünf bis sechs Kilometer ist dann doch die Luft raus. Der lange (und schönste) Strand wird gut bewirtschaftet. Wir lassen es uns im erstbesten Restaurant schmecken. Wir waren aber auch ausgehungert. Die Kinder turnen anschließend noch etwas über den Strand, bis Sophie der Länge nach hinfällt und jämmerlich weint, weil ihre Sachen nun sandig-salzig sind. Wir wollen mit dem Bus zurückfahren, finden aber keine Haltestelle (es gibt auch keine Buslinie). Stattdessen laufen wir auf einer Bundesstraße. Den Weg zurück schaffen wir so niemals! Also versuchen wir zu trampen. Als Familie wirken wir harmlos. Das fünfte Auto hält an und nimmt uns mit bis nach St. Anne. Juhu, so ein Glück! Auf der MANGO packen wir schnell unsere Badesachen und treffen uns mit den anderen Kindern am Strand von Club-Med. Hier sind kaum Wellen im Gegensatz zur Grand Anse des Salines, wo ordentliche Atlantikwellen ankamen.

 

 

 

Silvester

 

Am frühen Nachmittag findet wieder ein Segler BBQ statt. Leider beginnt es wieder zu regnen. Es wird nass und kalt. Wir setzen unsere Gespräche auf der FLIPFLOPS fort und lassen die Kinder dort baden, bis sie blau vor Kälte sind. Gegen 18 Uhr verschwinden wir, bringen die Kinder nach dem Abendessen ins Bett. Wir Eltern schauen den Überlängefilm „Avatar“ und können uns so wach halten. Kurz vor Mitternacht werden die Kinder geweckt, damit sie das Feuerwerk sehen können. Beladen mit allen Hasen und Kuscheltieren schauen wir gemeinsam das Club-Med-Feuerwerk an. In anderen Dörfern gab es auch kleine Feuerwerke, außerdem zwei Fallschirmsignalraketen und zwei Signalfackeln. Danach gehen wir alle zu Bett. Bonne Anee!

 

Eric beginnt das neue Jahr, wen wundert’s, mit einem dicken Schnupfen.

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