Martinique 01.01. bis 16.01.2017

Neujahr in Martinique

 

Wenigstens müssen wir das Schiff heute nicht von den Überresten des Feuerwerks befreien. Nach einem ungestörten Neujahrsfrühstück fährt Nick noch mal Brot holen. Isa bereitet alles für unsere Abfahrt vor. Die Feiertage sind vorbei, und wir waren jetzt wirklich lange genug hier. Relativ spät für unsere Verhältnisse, nämlich halb elf, fahren wir los. Es sind ja nur 15 sm bis zum nächsten Ziel. Wir segeln fast die ganze Zeit, haben Böen bis 30 kn oder Flaute, Winddrehungen, Squalls, der ganz normale Wahnsinn für diese Region. Der beeindruckende Diamant Rock (Rocher du Diamant) wurde anno 1804 von den Engländern besetzt und im Schiffsregister der Royal Navy als HMS Diamond Rock geführt. 17 Monate haben die Engländer von dort aus die französische Schiff-Fahrt gestört. Er sieht noch ganz schön angeschossen aus, oder war das die Erosion?

 

Beim Last-Minute-Studium unseres Reiseführers sind wir verwirrt. Grand Anse, Petit Anse, Les Anses d’Arlet. In welche Bucht wollten wir noch mal? Die heißen ja alle gleich! Wir biegen spontan ab in Les Anses d’Arlet, ankern und bereuen unsere Wahl nicht. Eine schöne Kirche dominiert die Stadtansicht, sowie ein langer Strand, glasklares Wasser, aber leider blödes Regenwetter. Wir erkunden den kleinen Ort trotzdem. Die abendliche Beleuchtung der Kirche erinnert uns an Weihnachten, wir sind wohl etwas sentimental geworden.

 

Eric kämpft mit seinem Schnupfen. Sophie hat Energie übrig, morgen geht zum Glück die Schule wieder los.

 

 

 

Schule klappt super. Danach fahren wir zum Stadtstrand. Hier liegt ein Felsen im Wasser der gerne beschnorchelt wird. Das machen wir auch. Wir sehen einige kleine Fische, gelbe, kaminartige Korallen (Schwämme) und wundern uns über die verschwommene, aber nicht trübe Sicht. Des Rätsels Lösung war ein einmündender Süßwasserbach. Salz- und Süßwasser mischen sich freiwillig nicht so schnell. Wir holen Mittagessen und kehren anschließend zur MANGO zurück. Am Nachmittag packt uns alle der Bewegungsdrang. Der Wanderweg zur Nachbarbucht Grand Anse d’Arlet sieht verlockend aus, auf dem Navi nur 1,5 km. Das schaffen wir noch. Dummerweise lagen Höhenmeter, Felsen und Schlammkuhlen im Weg. Wir kommen etwas in Zeitnot. Bei Sonnenuntergang 17 Uhr 45 erreichen wir das Ziel. Eigentlich wollten wir von oben einen Blick auf das Ankerfeld werfen, aber es ist alles so zugewachsen. Im Meer waschen wir den Schlamm von den Schuhen und treten den Rückweg an, diesmal über die Straße, etwa 900 m, eben, mit Gehweg und Beleuchtung. Im letzten Schimmer der Dämmerung erreichen wir, völlig fertig, unser Schiff.

 

 

 

Am nächsten Tag gehen wir noch einmal Schnorcheln, diesmal vom Beiboot aus auf der Südseite der Bucht. Hier gibt es tolle Korallen, ein paar bunte Fische, Fischschwärme. Das Wasser ist so klar, man fühlt sich wie in einem Aquarium. Der Einstieg ins Bötchen klappt ganz gut, wer sportlich ist, ist klar im Vorteil, die andere wird reingehievt. Am Nachmittag erweitert sich unser Bekanntenkreis exponentiell. Vier Schiffe mit Familien sind in der Bucht angekommen. Später treffen wir einige von ihnen am Strand wieder.

 

Zuviel Schwell vertreibt uns aus der Bucht, obwohl hier so viele Familienboote liegen. An der Grande Anse d’Arlet zögern wir kurz, so vielversprechend ist es dort nicht, gleiche Richtung, gleicher Schwell. Wir nehmen Kurs auf die Anse Noire, ein Geheimtipp, den zwei dicke Katamarane vor uns wohl auch kannten. Wir müssen aufpassen. Überall schwimmen leere Plastikflaschen, an denen Fischfallen befestigt sind. Die wollen wir nicht im Propeller haben. Diese Bucht ist wirklich klein. Wir finden einen Ankerplatz und der Nachbar, der relativ nahe war, fährt prompt weiter, als wir den Motor stoppen. Herrlich hier, hohe Berge, schwarzer Strand mit Palmen, stabile Pier, viele Schnorchler. Denen tun wir es gleich und schnorcheln auf der Sonnenseite der Bucht. Wir sehen viele Korallen, vor allem dicke Schlote mit kleinen Fischen, verschiedene Seesterne (Schlangenstern, Kissenstern, den Nick uns zum Anfassen heraufholt), einen Feuerfisch, Trompetenfisch, viele Seeigel mit schwarzen und weißen Borsten. Um die MANGO herum schwimmen viele kleine Squids (Tintenfische). Die Kälte treibt uns schließlich aus dem Wasser. Die Eltern genießen noch etwas das Ambiente. Später lauschen wir den Sound des Dschungels: Grillenzirpen, Vögel rufen, Mondschein, leises Wellengeplätscher…

 

 

 

Die Nacht war ruhig. Nach dem Frühstück, noch bevor die ersten Ausflugsboote kommen, gehen wir Schnorcheln. Gleich am Anfang sehen wir eine Schildkröte, die jedoch rasch von uns wegschwimmt. An Rande der Bucht tummeln sich riesige Fischschwärme kleiner silbriger Fische und die dazugehörigen Jäger. Es ist wieder wie im Aquarium. Das Riff verläuft hier senkrecht und ist stellenweise sehr farbenfroh, toll.

 

Am Nachmittag laufen wir den Sentier de la Ravine Anse Noire. Zuerst führt dieser Weg an einem Bach entlang, den wir öfter durchqueren müssen. Später kommen ein paar Höhenmeter auf und ab dazu. Unsere Kinder haben keine Lust und meckern oder trödeln. Als wir feststellen, dass das letzte Wegstück nicht mehr existiert, ist es schon recht spät. Nick schwärmt aus und sucht eine Alternative. Der Weg ist sehr schmal und verwuchert und endet in einer Art Wiese. Wir folgen dem niedergetrampelten Gras, finden den Weg und krabbeln einen Abhang hinauf. Häuser – Zivilisation – Sonnenuntergang! An der Straße entlang laufen wir bis zum Abzweig Anse Noire. Die kleine Betonstraße soll uns in 2 km ans Ziel bringen. Es fahren nur wenige Autos in unsere Richtung, aber als wir den Daumen rausstrecken, hält gleich eins an. Gerettet! Wir werden bis zum Parkplatz über unserer Bucht gefahren, rudern zurück und können pünktlich 18 Uhr 30 Abendbrot essen.

 

Am nächsten Tag stromern wir ein wenig die Trampelpfade auf der Landzunge zur Nachbarbucht entlang. Wir haben einen tollen Ausblick auf die Anse Dufour und fragen uns, was die Taucher wohl alles sehen in größerer Tiefe? Im kleinen Dörfchen gönnen wir uns mal wieder ein Eis (also viermal Eis) nach den anstrengenden Wanderungen der letzten Zeit. Dann geht es zurück zur MANGO und Anker auf. Wir motoren (mit Unterstützung der Segel, natürlich, bei derben 5 bis 6 bft) nach Fort de France, haben Wind und Welle gegen uns. Aber eine Stunde hält man das schon mal aus. Anker runter und an Land erstmal zu Mc Donalds. Direkt neben dem Steg ist ein kleiner Spielplatz, der als Ziel für den Rückweg verlockt. Wir schlendern durch die Stadt, finden den Carrefour und schließlich auch Baguette. Das hatten uns die Einheimischen in den anderen Läden schon weggekauft, unglaublich! Unsere Kinder haben heute viel Energie, hüpfen, jagen Tauben, rennen. Auf dem Spielplatz können sie toben bis zum Sonnenuntergang. Als unsere Kinder im Bett sind lauschen wir dem Klang einer Trommlergruppe, die wohl schon für Karneval übt. Die Wellen in der Bucht lassen endlich nach, weil nicht mehr so viele Fähren verkehren (diese Raser machen riesige Heckwellen!).

 

 

 

Heute wollen wir das Fort von Fort de France besuchen, was gar nicht so einfach ist. Die Eintrittskarten bekommt man nur bei der Touristeninformation, dorthin müssen wir erstmal zurücklaufen. Dort sagt man uns, dass Kinder unter 6 Jahren im Fort nicht erlaubt seien. Kurzerhand ändern wir Erics Alter und versichern, anscheinend glaubhaft, dass er ein lieber Junge ist und immer hört. Das Fort ist mit einem Gittertor verriegelt und wird immer noch militärisch genutzt. Wir bekommen Besucherausweise und werden nochmals belehrt. Wir sahen keinen einzigen Soldaten und auch die obligatorischen Riesenkanonen fehlten. Dafür gab es Iguanas und sehr massive Mauern. Am Nachmittag gibt es hier eine Hochzeitsfeier, die Torte wurde gerade angeliefert (und mit Blicken verschlungen! Soviel zum Thema Sicherheit).

 

Nach einem kurzen Abstecher zum Spielplatz, sehen wir uns noch einige Sehenswerte Gebäude an und landen wieder mal bei den Supermärkten Carrefour und Leader Price. Am Abend findet im nahegelegenen Park ein Karnevalscontest statt. Das schauen wir uns natürlich an. Trommlergruppen, Sänger und Tänzer in bunten Kostümen aus allen Teilen Martiniques haben viel Spaß, uns ihre Künste darzubieten. Wir werden immer mal vom Regen erfrischt. Die Kinder stellen sich unter die Schirme fremder Leute und werden schließlich müde. Wir wissen also nicht, wer gewonnen hat.

 

 

 

Nach dem Sonntagsfrühstück ziehen wir los zur nicht ganz nahe liegenden Bushaltestelle. Wir sind rechtzeitig da und können sogar noch verschnaufen. Im Bus treffen wir Kreuzfahrer von der „Anthem of the Seas“, die heute Morgen vor unserer Nase eingeparkt hat. Wir kommen ins Gespräch und werden mit Zimtschnecken vom Kreuzfahrerbuffet versorgt. Die wichtigste Frage unserer Kinder war nämlich: Ob es schon zum Frühstück Sahnetorten gibt, oder erst später? Unser Bus kämpft sich durch einen Stau in dem auch Ralf und Inge von der MALWIEDER stecken. Wir sind am Jardin de Balata verabredet, einer Art botanischen Garten, der auf heimische Regenwaldflora spezialisiert ist und sogar einen Baumkronenpfad besitzt, der aber erst ab 8 Jahren ist. Der Garten ist sehr schön angelegt und zeigt uns Palmen, Bambus, Bromelien, Seerosen, tropische Pflanzen mit üppigen Blüten (natürlich meckert Nick, weil Isa zuviel fotografiert. Es ist aber auch schön hier!). Am Eingang des Baumkronenpfades stehen groß die Regeln und Beschränkungen. Nach dem Alter unserer Kinder fragt aber keiner. Wir nehmen sie einfach mit, schließlich können wir sie nicht allein unten stehen lassen, oder?

 

Nach der Busfahrt zurück dürfen die Kinder noch mal lange auf den Spielplatz. Eine Karnevalstrommlergruppe zieht trommelnderweise vorbei.

 

 

 

Auch hier lernen wir zwei Schiffe mit Familien-Crews kennen, die CROIX DU SUD und die ELEONORE. Beide haben je zwei Kinder. Wir finden es schön, dass so viele Kinder zwischen 4 und 9 Jahren miteinander spielen. Die Spielsachen auf den anderen Schiffen sind ja auch ziemlich interessant, Eric ist fasziniert von Lego Technik, Sophie kann endlich wieder einmal Frozen gucken…

 

Auf unserer Fahrt nach St. Pierre machen wir einen kleinen Umweg zur 1000m-Tiefenlinie. Wir wollen nämlich Delfine sehen. Leider vergeblich. Wir fahren weiter und ankern. Unsere Kinder machen einen langen Mittagsschlaf, den Rest des Tages verbringen wir an Bord. Wir hoffen, einen Blick auf den Vulkan Mt. Pelee zu erhaschen, der sich unter einer Wolkenmütze versteckt. Klappt natürlich nicht.

 

 

 

Die ganze Stadt steht im Zeichen des Vulkanausbruchs von 1902, der alles zerstörte und alle Einwohner bis auf einen tötete. Der einzige Überlebende saß gerade in einer Kellerzelle mit dicken Mauern des örtlichen Gefängnisses und kam mit ein paar Verbrennungen davon. Das Mauerwerk der Kathedrale besteht im unteren Teil aus ursprünglichen Steinen. Deutlich sieht man, wo nach dem Vulkanausbruch wiederaufgebaut wurde. Auch die Ruinen des Theaters sind Zeugen der Katastrophe, die die einstige Hauptstadt Martiniques zerstörte.

 

Dann hören wir Trommeln und Musik. Die Ankunft der Schwimmer aus dem 16 sm entfernten Trois Ilets wird erwartet. Das Rahmenprogramm wird von der Gesellschaft gegen Herzinfarkt und Schlaganfall gestaltet. Es gibt sogar einen Aerobic-Marathon. Wir kehren zurück zur MANGO und schwimmen lieber um unser Schiff herum.

 

 

 

Heute setzen wir den Stadtrundgang von gestern fort. Die Einheimischen haben uns vom Weg zur Statue der Heiligen Maria abgeraten, weil wir noch nicht auf dem Mt. Pelee oben waren (eine 4h-Wanderung bergauf…). Also besuchen wir zuerst das Vulkanmuseum mit Artefakten, die der großen Hitze zum Opfer gefallen sind, z.B. Glasscherben die zerknüllt aussahen oder einer gefalteten Bronzeglocke, wirklich beeindruckend. Danach machen wir uns auf den Weg zur Destillerie Depaz. Auf halbem Wege werden wir mitgenommen von einer Angestellten. Der Rundgang ist frei, führt durch eine große parkähnliche Anlage mit traumhaftem Chateau, überall dekorative Palmen, große alte Mangobäume (sogar mit Früchten). Auch die Herstellungsanlagen konnten wir besichtigen, da gerade kein Rum hergestellt wurde. Natürlich gab es auch eine Boutique, wir kaufen aber nichts. Wir machen uns auf den Rückweg und werden wieder im Auto mitgenommen. Toll hier! Nach unserem verspäteten Mittagessen kommen wir auf dem Dinghysteg ins Gespräch mit JUMBIE, denen wir vom Beiboot aus immer zu gewunken haben und die wir schon in der Tyrellbay gesehen haben. Sie versorgen Nick mit dem aktuellen Chris-Parker-Wetter (C.P. ist der Wettergott der Amerikaner, wie bei uns Meeno Schrader mit WetterWelt), weil wir noch unentschlossen sind, ob wir morgen weiterfahren oder nicht. Inzwischen bricht auf der MANGO der Kindergarten aus. Emma (5) und Jana (6) besuchen uns. Eric möchte gern mitspielen, aber die drei Mädels lassen ihn nicht…Danach bereiten wir die MANGO für unsere Weiterfahrt nach Dominica (nicht verwechseln mit der Dominikanischen Republik) vor.

 

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