Antigua 17.02. bis 12.03.2017

Beim ersten zartroten Schimmer am Horizont fahren wir los und folgen der Einfachheit halber unserem Track im Kartenplotter. Bis zur Landspitze Pointe de la Chaise müssen wir motoren, ab dort segeln wir. Ein Regattaboot kreuzt dort herum und kommt uns zweimal sehr nahe. Wir können nicht ausweichen, die Küste wäre im Weg, grrr! Der Wind lässt nach, wir motorsegeln, dann frischt er wieder auf, so dass wir sogar die verbummelte Zeit aufholen können. Die ganze Zeit kalkulieren wir die Ankunftszeit: Wird es vor Sonnenuntergang sein? Wir hoffen, dass die Dämmerung hier „im Norden“ etwas länger dauert und wir beim Ankern noch etwas Licht haben. Leider nein. Wir sind eine halbe Stunde zu spät in der Falmouth Bay. In der Dunkelheit können wir Entfernungen schlecht einschätzen, unbeleuchtete Ankerlieger, Wracks, rasende Dinghies. Da helfen auch Leuchttonnen nicht wesentlich weiter. Rechts von uns sehen wir ein Ankerfeld, welches wir dankbar ansteuern. Wir ankern zum zweiten Mal in der Dunkelheit und sind gleich beim ersten Versuch zufrieden. Die Familie von der TRISMIC heißt uns Willkommen.

 

Nick erledigt die Formalitäten, nachdem wir allen uns bekannten Booten Hallo gesagt haben. Unsere Kinder gelten hier als Passagiere, nicht als Crew, denn als Crew muss man mindestens zwölf Jahre alt sein. Ihre täglichen Aufgaben dürfen unsere Passagiere aber trotzdem ausführen (Hihi!)

 

Den Nachmittag verbringen wir mit drei anderen Familien und ihren Kindern am Strand. Abends düsen wir mit unserem Beiboot noch mal in den Hafen und gucken uns Luxusyachten an. Auf die Welcome-Party zur Antigua 600 Regatta werden wir leider nicht eingeladen. Wir sind kurz Zaungäste und amüsieren uns über die zur Schau getragene Überheblichkeit.

 

Am nächsten Vormittag wollen wir Nelson’s Dockyard besichtigen. Unterwegs können wir live beobachten, wie der Superyacht-Dreimaster MALTESIAN FALCON (google das mal!) ablegt. Wow, dieses Schiff soll sogar ein U-Boot an Bord haben.

 

Nelson’s Dockyard ist eine uralte Werft. Hier wurden die frühen Segelschiffe auf die Seite gelegt, um die Arbeiten am Unterwasserschiff ausführen zu können. Die Holzschiffe hatten ganz schön unter dem Teredo-Wurm zu leiden. Die ganze Anlage ist sehr gepflegt und zieht viele Kreuzfahrer an. Abgesehen von Buchten und Stränden ist es die einzige Sehenswürdigkeit in Antigua.

 

Den Nachmittag verbringen wir wieder am Strand.

 

Zusammen mit der CROIX-DU-SUD und der Eleonore laufen wir nach English Harbour und lassen uns vom Wassertaxi nach Galleon Beach übersetzen. Von hier aus laufen wir nach Shirley Heights. Wir hoffen, von dort aus den Start der Antigua 600 Regatta am besten sehen zu können. Wir finden einen guten Platz. Die ELEONORE hat einen großen Sonnenschirm dabei. Direkt neben uns landet ein kleiner Helikopter und lädt den offiziellen Fotografen ein. Am Restaurant hat Radio Antigua alles für die Live-Übertragung vorbereitet. Hendrik von der CROIX-DU-SUD kommentiert als erfahrener Regattasegler alle Vorgänge auf dem Wasser und entwirrt die vielen Segelboote und Klassen. Spannend wird es, wenn sich Schiffe zu nahe kommen. Dann müssen reflexartig die Ausweichregeln umgesetzt werden, sonst knallt es. Heute lief alles unfallfrei. Alle zusammen wandern wir wieder zurück. Am Abend kommt netter Besuch von der FLIPFLOPS. Sie bringen ihre Tochter Erin mit. Alle Kinder dürfen aufbleiben und schauen „Findet Nemo“ auf Englisch. Gegen 22 Uhr sagt Sophie heulend, dass sie ins Bett möchte. Das verabschiedet unseren Besuch leider vorzeitig.

In der Nacht gab es eine blöde Winddrehung. Wir hatten plötzlich sehr „enge Nachbarn“. Es gab viel Schwell und unsere Position wollte immer mal wieder geprüft werden. Weg hier! Wir segeln 10 sm nach Green Island. Unterwegs holen wir die belgische HIGH FIVE ein und können sie sogar überholen. Wir gewinnen das Rennen nach Green Island. Naja, sie wussten nichts von diesem Wettbewerb…

 

Kurz vor dem Ankerfeld gibt es einen tüchtigen Squall mit viel Wind und dichtem Regen. Genau in diesem Augenblick legen drei Segelboote ab, im schlimmsten Moment und wir mussten ihnen auch noch ausweichen! Okay, dann ist eben mehr Platz für uns. Wir ankern, et voilà: die Sonne scheint wieder. Hier sieht es so ähnlich aus wie in den Tobago Cays, vielversprechend.

 

Wir sind spontan zu einer Kinder-Geburtstags-Party am Strand eingeladen. Es kommen immer mehr Familien. Beim Anstehen für die Pfannkuchen zählen wir sechzehn Kinder! Die Kinder baden, streunen durch den Wald, sehen Echsen, Schlangen, Vögel und jede Menge Einsiedlerkrebse. Letztere wurden eifrig gesammelt. Fast jedes Kind hatte am Ende solch ein „Haustier“. Es gab eine Burg, in die die Tiere eingesperrt wurden, später wurden spannende Einsiedlerkrebs-Wettrennen veranstaltet. Alle hatten viel Spaß. Sophies Krebs hat sich gerächt und ihr in die Hand gezwickt, was ihrem Schreien nach zu urteilen sehr schmerzhaft war.

 

Sehr schöne Party. Wir verabschieden uns bei Sonnenuntergang zurück auf die MANGO.

 

Als Isa erwacht zeigt der Funkwecker 12:26. Es war aber erst 7:26. Da hat sich wohl ein deutsches Funksignal bis hierher durchgekämpft...

 

Nach der Schule rudern wir zum Strand. Sophie will uns all die verschlungenen Pfade zeigen, die sie gestern mit den anderen Kindern erkundet hat und führt uns zu einem anderen Strand. Herrlicher Sand, klares türkisblaues Wasser und sogar eine Sitzgelegenheit mit Sonnenschutz – was will man mehr! Beim Schnorcheln findet Nick eine riesige lebende Conchschnecke (Fechterschnecke), die wir genau studieren. Eigentlich wollten wir beobachten, wie sie zurück ins Meer läuft, sie war aber wohl noch zu geschockt. Nick bringt sie zurück ins tiefe Wasser, entzieht sie damit den hungrigen Blicken der anderen Segler.

 

Auch am Nachmittag verbringen wir wieder eine schöne Zeit am Strand.

 

An Bord spielen wir Dame, unsere Kinder waren neugierig auf dieses Spiel. Sie verstehen die Regeln schnell und versuchen immer wieder, uns zu schlagen. Irgendwann vergeht ihnen die Lust aufs Verlieren.

Wir motorsegeln zurück nach Falmouth Bay. Das Fort Berkeley kennen wir dort noch nicht. Wir sind enttäuscht, es gibt nur eine einzige Kanone. Eine Windbö beschädigt unseren Sonnen-/Regenschirm, er war aber auch schon rostgeschädigt. Wir entdecken den Jamie-Oliver-Supermarkt. Bilder vom Profikoch auf der Fassade hatten unsere Neugier geweckt. Sehr hübsch und ganz schön teuer. Wir sind sicher nicht die Zielgruppe, es gibt genügend gutbetuchte Yachties mit Chefkoch an Bord…

 

Wieder treffen wir uns am Nachmittag mit anderen Familien am Strand. Die Kinder hatten im Wasser so viel Spaß, dass die coole grüne und große blaue Schaufel unbemerkt Beine bekommen haben. Dafür produziert der Windgenerator wieder Energie…

 

Von Unternehmungsgeist gepackt nehmen wir den Bus zur Inselhauptstadt St. Johns. Die Tour führt uns einmal quer über die ganze Insel. Es gibt aber nicht richtig viel zu sehen. Alte und neue Häuser, ein paar Geschäfte, alles eher lieblos und ungepflegt. Nach dem Busbahnhof kommen wir zuerst zum auffälligen Denkmal des ersten Ministerpräsidenten und Gründers der Nation.

 

Unsere Suche nach neuen Sandschaufeln verläuft in allen China-Läden erfolglos. Wir begeben uns zum Hafen und landen unweigerlich im Souvenir-Distrikt für dir Kreuzfahrer, von Sophie sehr passend „Klunkerstraße“ genannt. Die Dame im Touristenbüro informiert uns, dass Antigua vor allem Restaurants, Souvenir-Läden und Strände zu bieten hat. Ein Blick in unsere entsetzten Gesichter lässt sie zumindest noch das Antigua-Museum erwähnen, welches wir auch sogleich besuchen. Hier lernen wir etwas über die Namen lokaler Biere. Diese sind dem ursprünglichen Inselnamen gewidmet, z.B. Kubuli oder Hairoun. Der Höhepunkt unseres heutigen Tages ist jedoch unser Besuch beim Roti-King, was für uns eine der Hauptattraktionen der Insel ist. Mmh, Roti!

 

Die nächsten Tage verbringen wir in der Nachbarbucht Carlisle Bay. Nachdem wir umgeankert haben um aus der Starkwinddüse herauszukommen, empfangen wir jetzt sogar das schnelle Internet des Luxus-Ressorts auf der MANGO. Wir sparen ca. 1000 USDollar pro Nacht und verzichten auch auf den Restaurantbesuch, nachdem wir herausgefunden haben, dass die Preise auf der Speisekarte nicht Ostkaribische Dollars sondern USD sind. Dafür arbeiten wir fleißig an unseren Reiseberichten und laden auch einige hoch.

 

Nach dem letzten Wetterdownload setzen wir die Segel und verlegen uns in die Mosquito Cove bei Jolly Harbour. Das Ankerfeld ist sehr eng. Wir kurbeln unser Kiel-Schwert hoch und ankern das allererste Mal in der vordersten Reihe. Bei 1,60 m Tiefe fällt der Anker. Isa schwitzt, Nick wäre gerne noch 10 m weiter vorgefahren. Beim Ankerabtauchen (Nachschauen, ob er richtig eingegraben ist) läuft Nick an der Ankerkette entlang und fühlt den Anker mit den Füßen. Er kann sogar neben dem Rumpf der MANGO stehen, vielleicht geht das Säubern des Unterwasserschiffs hier einfacher und schneller. Die Sicht unter Wasser beträgt leider nur 20 cm.

 

Man wohnt hier an der Waterfront in Reihenhäuschen mit dazugehörigen Bootsstellplätzen. Der Supermarkt ist wirklich super und versorgt uns die nächsten Tage immer mal wieder mit leckerem, frisch gekochten Mittagessen aus der Box. Der Strand ist voller Muscheln, eine schöner als die andere, Isa sammelt, die Kinder buddeln. Zusammen mit der Familie der LARIDAE laufen wir den ganzen Weg in die Nachbarbucht. Dort ist der Strand feiner, die Wellen höher und das WIFI kostenloser. Auf dem Rückweg werden wir alle auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks mitgenommen, Abenteuer. So bleibt noch genügend Zeit, am Muschelstrand zu spielen und die meckernden Gemüter zu besänftigen.

 

Dann herrscht genau das Wetter, weswegen wir nicht weiterfahren können. Zuviel Wind, aus der falschen Richtung. Einige bekannte Boote verziehen sich in die Marina, wir bleiben an unserem Ankerplatz, geben noch etwas mehr Kette und lauschen beim Einrucken dem erbärmlichen Quietschen des Kettenhakenseils. Leider können wir nicht einmal mehr an den Strand gehen, weil es durch die Wellen zu gefährlich wäre.

 

Im Hafen liegen auch zwei deutsche Boote mit Kindern. LADY SUNSHINE und WILMA. Wir treffen uns entweder am Strand oder besuchen uns wechselseitig. Sophie findet in Martha (7) eine neue Freundin, Eric spielt erstaunlich harmonisch mit Jarvik (3).

 

Die Nachbarbucht liegt eigentlich nur hinter den Mangroven. Uns packt der Entdeckergeist, wir wollen die Durchfahrt finden, denn zu Fuß ist es ganz schön weit gewesen. Das Wasser ist ziemlich flach. Wir rudern bzw. staken uns voran. Es ist himmlisch ruhig hier, Wasserläufer, Mangrovenquallen und Moskitos sind zu sehen. Am Ende siegen die Mangroven. Die letzten 20 m sind zu flach und zugewachsen. Ein Reiher konnte dort stehen, schade. Wir fahren wieder zurück. Kurz vor unserer MANGO säuft der Außenborder ab. Die letzten 5 m müssen wir rudern. Nick baut den Motor auseinander und reinigt den Vergaser. Als alles wieder zusammengesetzt ist, klappt die Probefahrt auf Anhieb. Wir sind alle stolz auf Nick’s mechanisches Geschick.

 

Endlich ist das Wetter wieder milder. Wir motorsegeln 5 Meilen weiter zur Deep Bay. Wir sind mit LADY SUNSHINE am Strand zum Spielen und BBQ verabredet. Vorher rudert Nick mit den Kindern zum Wrack-Schnorcheln, während Isa Wasser produziert und das Fleisch fürs Grillen vorbereitet. Wir sind erstaunt über den Appetit unserer Kinder, sie essen schneller als das Fleisch gart. Dann spielen sie weiter bis zum Sonnenuntergang. Auf dem Rückweg überlegen wir uns, morgen zum Fort Barrington hinaufzusteigen.

 

Und das tun wir dann auch. Ein kurzer Anstieg und schon sind wir da. Wir genießen die tolle Aussicht über Deep Bay, die Lagune dahinter und bis nach St. John’s. Türkis in verschiedenen Schattierungen. Unsere Kinder verstecken sich in den Pulver-Lagerräumen und erschrecken LARIDAE und andere Besucher des Forts. Das scheint ihnen irre viel Spaß zu machen, genau wie die schöne Zeit am Strand.

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