British Virgin Islands 01.04. bis 02.05.2017; Teil 1

Die Überfahrt zu den BVIs wird eine Nachtfahrt. Zeitgleich mit uns starten zufällig noch zwei andere Segelboote, die wir nach etwa drei Stunden segelnd überholt haben. Dummerweise kann der Katamaran nicht der Letzte sein. Er startet den Motor und setzt sich wieder an Position eins. Dann segelt er wieder. Wir brauchen wieder drei Stunden zum Überholen. Wir segeln lieber allein, vor allem nachts! Da muss man nicht befürchten, dass der andere am Steuer einschläft und zu nahe kommt. Ärgerlicherweise konnten wir nicht mal den Kurs so anpassen, dass uns die Wellen nicht so arg durchschaukeln… Ach, das Meer ist ja so groß…

 

Die erste Insel ist schon lange in Sicht, als wir in den Gorda Sound einfahren. Mit Einklarieren wird es heute leider nichts mehr, die Beamten machten überpünktlich Feierabend. Wir verbringen den Rest des Tages auf der MANGO, schwimmen, lesen und beobachten das Geschehen der kleinen Fähren von hier aus. Am Abend machen auch die Hunde und Hähne Pause und überlassen die Akustik den Grillen.

 

Am nächsten Morgen geht es zum Einklarieren. Die Beamten sind sehr freundlich und hilfsbereit und verkohlen uns ganz schön. Angeblich darf man nur noch zwei Tage in den BVIs bleiben und muss dann ausreisen. Bei der Rückkehr gibt es wieder zwei Tage Aufenthalt… Isa glaubt kein Wort und hält das alles für einen Aprilscherz. Gestern war der erste April, heute wird nicht mehr gescherzt. Die beiden Beamten haben wirklich gute schauspielerische Qualitäten. Wir spielen im Geiste bereits mögliche Visa-Szenarien mit den USVIs durch. Nach ein paar Minuten erlöst man uns endlich. Wir zahlen und bekommen unsere Stempel. Wir ankern um, diesmal südlich vom Prickly Pear Island. In der Nähe der MANGO schwimmt eine Schildkröte. Nick springt gleich ins Wasser und sieht, dass sie von Schiffshaltern (Remora) begleitet wird. Außerdem bringt das erste Schnorcheln die Sichtung eines Rockens und Barrakudas und im Schatten der MANGO halten sich riesige Tarpone auf. Ziemlich gut, schon. Am Nachmittag erkunden wir das nahegelegene Riff hinter dem Saba-Rock. Der Boden des Brusttiefen Wassers ist mit Seegras bewachsen, in dem ab und zu Korallen in die Höhe wachsen, die wie ein kleines Aquarium von Fischen bewohnt sind. Nick entdeckt einen Oktopus in seinem Korallenversteck, ein Rieseneinsiedlerkrebs versucht sich in zwei Schneckenhäusern zu verstecken, ein Rochen kommt Isa ganz nah, wir sehen eine Seegurke und jede Menge lebende Conchschnecken.

 

Beim Schnorcheln am Nachbarriff sehen wir mehr Korallen, die aber durch die Kraft der anrauschenden Brandung zum Teil zerstört sind. Hier gibt es mehr kleine Fischschwärme. Unsere Kinder schwärmen für die „Dories“ aus den NEMO-Filmen (Blue Tang) und andere kleine scheue Gesellen, sogar ein Kugelfisch lässt sich Blicken. Den Nachmittag verbringen wir trocken im Bitter-End-Resort auf Virgin Gorda, per Dinghy nur ein Katzensprung von unserem Ankerplatz entfernt. Wir flanieren durch das schön angelegte Gelände und lassen uns in einem Laden von den Preisen schocken. Lappiges Toastbrot kostet 6 US-Dollar. Die Tarponfütterung auf dem nahegelegenen Saba-Rock lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Es war sehr informativ (sie können uns nicht fressen, ohne Zähne, haha), auch Seesterne, Seegurken und Muränen waren zu bewundern.

 

Wir setzen Sophie mit ihrer neuen Freundin Kim auf der einsamen Insel aus, vor der wir ankern. „Geht spielen!“ Und das tun sie auch. Auch ein Besuch der Insel-Ziegen wird nicht als Störung empfunden, obwohl sie einen Teil des selbstgebauten Hauses demolieren. Zeit für ein paar Reparaturen, z.B. unser Moskitonetz.

 

Wir werden unruhig. 30 Tage Aufenthaltserlaubnis in den BVIs müssen gut genutzt werden. Auf Anegada kann man mit Glück echte Flamingos bewundern. Klingt wie ein Abenteuer. Nach dem Frühstück segeln wir los. Es ist ziemlich viel Verkehr. Wir zählen 25 Segelboote und Katamarane um uns herum. Hier ist ein großes Charterrevier. Auf jeden Fall kommen wir flott voran, weil auch ordentlich Wind herrscht. Erst im Kanal zum Ankerplatz motoren wir wieder, haben relativ viel Gegenwind und erstaunlich wenig Wasser unter dem Kiel. Wir ankern in der ersten Reihe hinter dem Riff. Da gibt es auch nicht soviel Windwelle. Nach dem Mittagsschlaf fahren wir an Land. Der kleine Ort ist schnell erkundet, verstreute Souvenirläden und Restaurants. Wir folgen eine recht einsamen betonierten Straße, genießen die Stille und biegen zum sogenannten Flamingo-Pond ab, einem Salzsee ohne Flamingos. Schließlich erreichen wir Pomato-Point, das Westende der Insel. Statt Palmen wachsen hier Pinien, seltsam und unerwartet. Der Strand ist schön weiß und durchsetzt mit Meeresfrüchten aller Art. Dann checken wir das Mietvehikel-Angebot, verschieben die Entscheidung Auto, Roller oder Fahrrad auf den nächsten Tag. Doch recht spontan wählen wir die Fahrräder. Unsere Kinder dürfen auf unseren Fahrradstangen mitfahren. Da die Insel recht eben und alle Straßen betoniert sind, geht die Rechnung auf. Wir erhaschen einen Blick auf die Flamingo-Kolonie, die wir am anderen Ende eines Salzsees nur als pinkfarbigen Streifen wahrnehmen. Weiter geht’s zum Loblolly Beach, dem schönsten Strand der Insel. Herrlich klares türkisblaues Wasser, grober schwerer Korallensand- Nick schnorchelt sofort los, ist aber leicht enttäuscht. Die Beach-Bar begeistert uns mehr. Herausfordernde Kletterbäume versprechen Abenteuer für die Kinder und spenden Schatten für die Erwachsenen. In Hängematten kann man herumhängen oder sich auf der Slackline (straff-gespanntes Balancierband) probieren. Hier spielen unsere Kinder lieber als am Strand. Nach einer Erfrischung radeln wir in der Mittagshitze zurück, aber mit Rückenwind. Noch eine Nacht hier bleiben, och nee. Wir gehen Anker auf, ärgern uns im Kanal über das Segelboot, das mitten im Weg ankert und fahren fast ganz einsam zurück nach Virgin Gorda. Die letzten 5 sm sind wir wirklich sehr langsam, aber Nick weigert sich, den Motor zu starten und wartet auf jedes kleine Lüftchen. Trost gibt uns die Delfinschule, die kurz bei uns nach dem Rechten schaut. Wir ankern vor Spanish Town außerhalb des Mooringfeldes. Es herrscht viel Fährverkehr, der unsere MANGO ordentlich durchschaukelt. Ist ja nicht für ewig.

 

Der Grund für die Wahl des schlechten Ankerplatzes heißt „The Baths“. Hier befindet sich ein Felsenlabyrinth, das wir erkunden wollen, bevor der unendliche Zustrom der Charterer beginnt. Direkt nach dem Frühstück düsen wir im Beiboot los. Wir halten am ersten Traumstrand und versuchen per Land weiterzukommen, leider unmöglich. Die Spalten zwischen den dicken Steinen sind einfach zu groß (Big Trunk Bay). Die nächste Bucht probieren wir auch (Spring Bay). Dort sehen wir auch schon die ersten Nationalpark-Moorings. Wir befestigen das Beiboot an der Grenze der Schwimmzone und schwimmen an Land. Niedlicher Strand mit Hotel, Pinien, Palmen und auch großen Steinen. Unseren Kindern gefällt es hier außerordentlich gut, dennoch fahren wir noch eine Bucht weiter. Jetzt sind wir richtig! Dieser Strand hat Infrastruktur: Beach-Bar, Toiletten, Schließfächer… Gelbe Pfeile weisen uns im Felsenlabyrinth  den Weg. Es ist alles sicher. Schwierige Stellen haben Halteseile, Geländer oder Treppen. Es ist voll, aber noch nicht übervoll. Wenn man kurz wartet, kann man auch Fotos ohne störende Touristen schießen. Der Weg führt gleich weiter zum Devils Beach. Dort finden wir wieder einen Traumstrand mit klarem, türkisblauem Wasser, goldenem Sand und ein paar von den großen Granitsteinen. Die Kinder toben und schnorcheln im Wasser bis wir denselben Weg zurückgehen. Mittlerweile hat es sich ganz schön gefüllt hier. Wir halten kurz in Spanish Town, steigen jedoch nicht aus, weil der Supermarkt weggezogen ist und man 2 US-Dollar pro Person zahlen soll!

 

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