Bonaire 30.05. bis 09.06.2017

Beim Klar-Schiff-Machen sehen wir, was Sand-Haze in Wirklichkeit bedeutet. Nicht nur trübe Sicht aufgrund feinstem Saharastaubes in der Luft, nein, das ganze Schiff ist bräunlich, die Leinen, die Fenster, die Flagge…Vor der Fahrt putzen kommt jetzt nicht mehr in Frage, vielleicht regnet es ja mal auf der bevorstehenden dreitägigen Fahrt.

 

Wir segeln mit achterlichem Wind und ruhiger See. Es ist so, wie wir uns das Segeln vorstellen. Richtung Westen ist schön und einfach. Gleich am ersten Tag besuchen uns Delfine. Am zweiten Tag sehen wir die Mittagssonne im Norden. Darauf achten wir am Ankerplatz eigentlich nie. Aber wir befinden uns auf 13°N, die Sonne nähert sich ihrem Wendepunkt bei 23°N und steht deshalb nördlich von uns. In der Nacht wird es aufregend. Schon von Weitem konnte Isa die Lichter eines 400 m langen Schiffes erkennen. Das AIS versichert, dass es genügend Platz gibt, um aneinander vorbeizukommen. Doch da werden wir angefunkt. Isa weckt schnell Nick, man weiß ja nie. Der wachhabende Offizier hatte anhand unserer MMSI gesehen, dass wir ein deutsches Boot sind. Da er selbst Schweizer ist, wollte er ein wenig deutsch reden. Wir funken fast eine halbe Stunde. Sein Schiff ist ein Arbeitsschiff, das Pipelines für Rohöltransporte zum Festland verlegt. Sehr interessant, wie die 500 Crewmitglieder versorgt werden und regelmäßig nach Hause können. Es gibt sogar eine Eismaschine für Softeis am Bord…Als an Bord der MANGO bereits wieder Ruhe eingekehrt ist, nimmt sich unser Gesprächspartner sogar die Zeit, einen Eintrag in unserem Gästebuch zu verfassen, super, macht ja sonst keiner!

 

Irgendwann lassen die Winde nach, die Strömung auch, was solls, wir haben Zeit. Am Abend sehen wir Wetterleuchten am Horizont, das aber nicht näher zieht.

 

An den venezuelanischen Inselchen schleichen wir uns vorbei, ohne Positionslichter oder AIS, nur für den Fall dass Piraten nach uns Ausschau halten.

 

Am nächsten Morgen nähern wir uns Bonaire.  Als die Sonne aufgeht fliegt ein Vogelschwarm an der MANGO vorbei, zuerst wirken sie schwarz, aber im Sonnenlicht eindeutig pink! Das waren Flamingos mit Kurs auf Venezuela. Hoffentlich sind noch welche dageblieben. Von der Insel sehen wir zumindest den Leuchtturm, sonst nichts. Die Insel ist so flach wie eine Nordseeinsel. Beim Näherkommen kann man ein paar Häuser ausmachen und später riesige Salzberge. Ein Kreuzfahrtschiff fährt in die Bucht und wieder hinaus um zu ankern. Mach uns Platz! Wir finden relativ schnell eine Mooring (Ankern ist hier verboten, zum Schutz der Riffe) und frühstücken erstmal in Ruhe. Eine Stunde nach uns kommt die BLACKBILLY an, die wir noch aus Brasilien und Surinam kennen, wow, die Welt ist klein. Die Kinder verbringen den Vormittag im erfrischenden klaren Wasser. Gleich 20 m hinter der MANGO geht das Riff los, da gibt es viel zu entdecken. Am Nachmittag klarieren wir ein, holen uns beim Tourismusbüro Anregungen für eine Insel-Tour und essen leckeres Eis. Den Rest des Nachmittags verbringen wir auf dem Spielplatz, endlich mal wieder. Unsere Kinder wissen das wirklich zu schätzen und toben sich richtig aus. Mit Eisessen und Spielplatz vergehen die meisten unserer Nachmittage hier auf der Insel. Wir lernen auch noch weitere Familien und ihre Kinder kennen.

 

Für zwei Tage haben wir einen Mietwagen ausgeliehen, den inseltypischen weißen Pickup mit Allradantrieb. Zuerst erkunden wir die Südhälfte der Insel. Die Straße führt zunächst an der Küste entlang, vorbei an verschiedenen Tauchspots, die alle benannt sind und mit gelben Steinen markiert sind. Wir sehen die riesigen Salzberge, die wir ja von der Annäherung an die Insel schon kannten und auch ein Transportschiff, das heute beladen werden soll. So ziemlich der gesamte südliche Inselteil besteht aus Arealen zur Salzgewinnung. Die Flamingos fühlen sich hier sehr wohl und sind auch aus der Nähe zu beobachten. (Sind sie doch nicht alle nach Venezuela geflogen…) An der Südspitze der Insel steht der Leuchtturm, der erst nach einigem Hin und Her erbaut wurde. Die Einheimischen fürchteten Piratenübergriffe, die Geschäftsleute Schiffsverluste durch die vielen Riffe. An der Riffgeschützten Lac Bay machen wir Mittagspause. Unser entspannter Blick gleitet über flaches glattes Wasser dieses Windsurferparadieses. Wir verkneifen uns den Sprung ins Wasser, weil die Sonne so stark brennt. Dafür nähern wir uns dem Höhepunkt des Tages: Das Donkey-Sanctuary, ein Esel-Refugium, welches man im Auto durchfahren kann. Hier kümmern sich die Menschen um verletzte oder abgemagerte Tiere. Wenn die Esel wieder fit sind können sie im riesigen Freigelände weiterleben, sie bekommen regelmäßig Futter und Wasser. Von uns lassen sich die Esel streicheln, futtern gerne unsere Karotten, versuchen, unser Auto abzudrängen und strecken neugierig ihre Köpfe zum Fenster hinein. Das war ein Spaß. Auf dem Aussichtspunkt von Seru Largu machen wir ein kleines Picknick, bevor wir uns die Indianerfelszeichnungen in Boka Onima anschauen. Wilde Esel gibt es hier auch. Der Rückweg führt zuerst über eine Dreckstraße auf die Hauptstraße, welche dann ohne Vorankündigung zu einer Einbahnstraße wird, leider entgegenkommend. Wir müssen also zurückfahren und die längere Strecke zurücknehmen.

An unserem zweiten Autotag schließen sich uns die Australier Lulu und Sean von der BLACKBILLY an. Wir fahren zusammen zum Slaagbai-Nationalpark im Norden der Insel. Der Eintritt kostet 25 Dollar pro Erwachsenem, da trifft uns fast der Schlag. Wir zahlen und befahren die Dirtroads mit unserem Pickup. Am Eingang ist ein kleines Museum. Besonders eindrucksvoll war die Pflege eines Kaktus-Gartenzauns. Die Straße führt an der Küste entlang, vorbei an spektakulären Blaslöchern, geschützten Pools, versteinerten Korallen an „Felswänden“, versteinerter ehemaliger Meeresboden, Leuchtturmruinen etc. An einem Tümpel mit Vogelbeobachtungsmöglichkeit suchen wir einen Platz für unser Mittagspicknick. Es ist angenehm schattig. Eine belgische Familie mit Kindern kommt. Alle Kinder machen sich auf, um die Umgebung zu erkunden. Dabei reden sie irgendwie englisch. Es harmoniert. Am Wayaka Beach schnorcheln wir und sehen viele bunte Papageifische und zwei riesige Midnight-Parrotfische (sicher 80 cm lang). Nett und erfrischend. Der letzte Stopp führt uns nach Boka Slagbaii, wo es endlich WCs gibt und Flamingos aus nächster Nähe. Das war es mit Sehenswürdigkeiten in diesem Nationalpark. Bis zum Ausgang sind es noch 60 min Dirtroad. Ab und zu sitzt ein Raubvogel auf einem Kaktus oder ein kleines orange-schwarzes Vögelchen. Lulu hat sich sehr nett mit unseren Kindern beschäftigt und Sophies Englisch-Verständnis ist erstaunlich.

 

Direkt neben dem Spielplatz ist ein kleines Heimatmuseum, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Auch die Sehenswürdigkeiten von Krahlendijk, der Stadt, wo wir ankern sind schnell abgegrast. Wir landen wieder in der Eisdiele und kaufen eine riesige Wassermelone, sicher 10 kg schwer, die wir am Nachmittag mit den zwei anderen Familien teilen. Jetzt sind sieben Kinder auf dem Spielplatz, die hier toben, klettern und laut sein können. Und die Eltern haben viel Zeit füreinander.

 

Der Lazybag, also die Tasche in die das Großsegel fällt, hat ein paar schwache Nähte, die wir nachnähen lassen. Binnen eines Nachmittags ist das erledigt. Dann bereiten wir die Überfahrt nach Curacao vor.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0