Kolumbien 25.06. bis 12.07.2017

Unser frühmorgendlicher Start verläuft ruhig und problemlos. Entlang der Küste von Curacao haben wir sogar WIFI-Empfang, so dass wir noch ein paar Spanisch-Lektionen absolvieren können. Nachdem wir die Kreuzsee zwischen Curacao und Aruba hinter uns haben, gibt unser MP3-Player den Geist auf. Katastrophe! Nach kurzem, lautem Geschrei beginnen unsere Kinder schön zu spielen und sogar selbst zu singen. Es folgt ein herrlicher Segeltag bis zum Cape de la Vela, welches als das Kap Hoorn der Karibik bekannt ist und sehr oft von Stürmen umtost wird. Wir haben großes Glück und ruhige Bedingungen. Auf den letzten Meilen bis nach Santa Marta lässt der Wind immer mehr nach, so dass wir schließlich motoren müssen. Die Marina ist erst vor fünf Jahren erbaut worden und befindet sich nicht auf unserer Seekarte (die vor unserer Abreise teuer aktualisiert wurde, Schweinerei!). Leider ist es Mitternacht, als wir uns nähern. Wir folgen den Tonnen zum Industriehafen und finden ein nettes Plätzchen zum Ankern. Am nächsten Morgen geleiten uns die Marineros der Marina Santa Marta zu unserem Liegeplatz. Im Marinaoffice erledigen wir den Papierkram. Der Agent, der fürs Einchecken zuständig ist, ist Angestellter der Marina und braucht von uns nicht extra bezahlt zu werden. Er kümmert sich um alle Stempel und auch um den „Temporären Import“ unserer MANGO, die nach fünf Tagen beantragt werden muss. Wir sind sorgenfrei und spazieren durchs gut bewachte Marinator bis zum nahegelegenen Supermarkt. Butter ist verhältnismäßig teuer, Bier ist spottbillig. Dann lassen wir unsere Kinder das Landleben auskosten. Zusammen mit den vielen anderen Kindern fahren sie Roller. Eric besteht darauf, Laufrad zu fahren. „Das ist nicht zu klein, guck mal Mama, das passt wie angegossen!“ Und wenn es ihnen zu heiß wird, trifft sich die Meute in der Captains-Lounge. Irgendein Kind hat sicher ein Tablet oder IPad oder so was dabei, um Videos zu gucken…

 

 

 

Santa Marta hat eine sehr schöne Altstadt mit netten Kolonialbauten, einem bilingualen Goldmuseum, schattigen Plätzen und neugierigen Leuten, die unsere Kinder bewundern. Blonde Kinder sind hier selten. Da können wir gleich Spanisch üben, denn Englisch kann hier von den Einheimischen kaum jemand. Die Atmosphäre ist entspannt. An der Hafenpromenade probieren wir das Straßenessen und sind begeistert. Grillspieße und Maiskolben. Die frischen Fruchtsäfte mit Milch oder mit Wasser sind auch prima und klasse Durstlöscher. Hier lässt es sich leben.

 

 

 

Wir haben uns mit der Familie der HIGGINS verabredet, um gemeinsam nach Minca zu fahren. Die Bushaltestelle ist leider nicht mehr dort, wo der Lonely Planet (Reiseführer) sie angibt. Die Kolumbianer sind sehr hilfsbereit und bringen uns zum Fahrkartenladen. Nach dem erfolgreichen Fahrkartenkauf fahren wir 45 min im Taxi Collectivo hinauf in die Berge nach Minca. Das Klima ist hier angenehm kühl. Schon beim Aussteigen werden wir von Motorrad-Taxi-Fahrern in Empfang genommen, die behaupten, der Weg bis zur Finca de la Victoria wäre sehr weit. Isa glaubt ihnen nicht und wir laufen ca. zweieinhalb Stunden für ca. 6 km leicht bergauf. Die Straße hat durch die vielen Regenfälle und diverse Erdrutsche stark gelitten, aber egal. Wir sehen jede Menge bunter Schmetterlinge, Bambus und sogar Pferde. Am Ziel besuchen wir das „Restaurante“ und stärken uns ordentlich. Dann lassen wir uns die Ernte und Verarbeitung von Kaffee erklären (und dafür mussten wir nicht in die Kaffeeanbauregion von Kolumbien fliegen!). Für den Rückweg lassen wir einen geräumigen Jeep kommen, der uns sogar bis nach Santa Marta bringt. Darüber sind wir sehr froh. Unsere Kinder finden schnell wieder zu ihren Kräften und düsen sogleich mit ihren Rollern und Laufrädern durchs Gelände, während die Erwachsenen erstmal ihre Mückenstiche pflegen. Ein sehr schöner Tag.

 

Für unsere Reise nach Cartagena stehen wir früh auf und fahren zum Busbahnhof. In Südamerika fährt angeblich immer ein Bus zum angepeilten Ziel. Wir haben also noch nichts gebucht. Der Ticketkauf entpuppt sich als etwas intransparent, viele Schalter verschiedener Busgesellschaften, keine Fahrpläne oder Preise. So etwas mögen wir ja gar nicht. Auf Empfehlung unseres Taxifahrers kaufen wir die letzten 4 Plätze bei Brasilia. Später bemerken wir, dass die Einheimischen ihre Kinder auf dem Schoß mitfahren lassen, kostenlos. Fünf Stunden unsere Kinder auf dem Schoß? Wir glauben, das Geld für ihre Fahrkarten war gut investiert. Der Bus kommt von einer anderen Stadt und hat Verspätung. Erst als wir unsere Plätze eingenommen haben, atmen wir auf, stellen die Klimaanlage, die auf Tiefgefrieren eingestellt ist, aus und müssen uns von amerikanischen Schrottfilmen berieseln lassen. Dummerweise haben wir uns ein verlängertes Wochenende ausgesucht. Der Verkehr ist sehr dicht. In der ersten großen Stadt Baranquilla, der Heimatstadt der Sängerin Shakira, verlieren wir sicherlich eine Stunde im Stau. Die Landschaft ist jetzt ganz flach. Wir fahren durch die Rio Magdalena Ebene. Als wir uns endlich Cartagena nähern, kommt noch ein dicker Stau, kurz vor dem Busbahnhof. Natürlich bieten uns die versammelten Taxifahrer ihre Dienste an. Wir steigen in den Metrocar, der uns mit derselben Geschwindigkeit zum Minipreis in die Altstadt bringt. Es handelt sich um einen recht schrottreifen Bus mit Quastendekoration, der jederzeit hält um neue Fahrgäste aufzunehmen. Der Kassierer ist immer unterwegs zwischen den beiden Bustüren, kassiert, ruft Ziele, grüßt Bekannte, hilft mit Sperrgepäck…Das waren sehr unterhaltsame anderthalb Staustunden. Es ist schon halb sieben, als wir unser Hostel finden. Nach einigem hin und her bekommen wir auch unser schönes Zimmer mit Balkon und Bad. Die Empfangsdame hatte uns zuerst ins fensterlose Backpackerzimmer verfrachtet. Eine lehrreiche Erfahrung für die Kinder. Dann laufen wir noch ein paar Meter, essen Grillspieße, lauschen Straßenmusikanten und saugen noch ein paar neue Eindrücke auf, bis alle in ihre (royalen) Betten fallen.

 

 

 

Am nächsten Tag erkunden wir das Castillo San Felipe de Barajas. Es gibt sogar einen Film über das größte und stärkste Fort außerhalb Spaniens. Es wurde nie eingenommen. Cartagena musste viele Piratenangriffe ertragen bevor das Fort erbaut wurde, denn von hieraus transportierten die Spanier ihr Gold nach Europa. Mit Taschenlampen ausgerüstet erkunden wir die schmalen dunklen Gänge, das Highlight für unsere Kinder. Auch die imposanten Mauern und natürlich Kanonen begeistern. Danach gehen wir in die Altstadt und essen Eis in der besten Eisdiele der Stadt, die uns von Mitseglern empfohlen wurde. Unsere Wahl fällt auf die Sorten Baumtomate, Mora und Schokolade. Sehr exotisch aber superlecker! Dann wandern wir noch ein wenig durch die Gassen und besuchen das Goldmuseum. Hier erfahren wir, wie die filigranen Schmückstücke hergestellt wurden und die in der Gegend ansässigen Indios die Landschaft gestalteten, um besser mit den jährlichen Hochwassern zurechtzukommen.

 

Tagsüber waren die Kirchen alle geschlossen. Bei unserem Abendspaziergang erhaschen wir dann einen Blick auf Santo Domingo und San Diego und bekommen sogar noch etwas Segen ab. Auf der Stadtmauer entlang geht es zurück zum Hostel.

 

 

 

Die Hauptattraktionen kennen wir nun. Wir besuchen das Museum der Inquisition. Cartagena war einer von drei Standorten für Inquisitionsgerichte in Zentralamerika. Die Ausstellung fesselt uns nicht gerade und die vielen Moskitos in den Ausstellungsräumen lassen uns die Flucht ergreifen. Unsere Kinder haben zum ersten Mal eine Guillotine gesehen.

 

Dann gehen wir ins sehr interessante Seefahrtsmuseum. Gut gemacht und sehr anschaulich. Am Besten gefällt uns der U-Boot-Simulator. Hier hätten die Kinder den ganzen Tag verbringen können. Heute war es schwierig Mittagessen zu besorgen, kaum Straßenverkäufer unterwegs. Ach ja, ein Feiertag. Wir ziehen uns in unsere vier Wände zurück und ruhen uns aus. Am Abend springen unsere Kinder Trampolin und haben plötzlich alle Energie der Welt.

 

 

 

Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen und treten den Rückweg an. Wir haben vorerst keinen Plan. Aber ein Transportbeamter, dessen Antwort Isa nicht versteht, hält uns den richtigen Bus an, um zum Busbahnhof zu gelangen. Wir fahren zwar nicht den direkten Weg, haben aber gleich noch eine kleine Stadtrundfahrt. Am Eingang des Busbahnhof fragt und ein junger Kerl nach unserem Ziel und schon verbreitet sich die Kunde (Nick wird ärgerlich!). Der uniformierte Busfahrer persönlich geleitet uns zum Bus, der zwar klein, aber dennoch klimatisiert ist. Direkt vor dem Bus kaufen wir unsere Fahrkarten und schwupps sitzen wir drin. Nach wenigen Minuten geht es bereits los. Das ging ja schnell. Es ist wenig Verkehr. Der Assistent des Fahrers ruft unterwegs potentiellen Fahrgästen das Ziel zu. Dieser Bus findet seine Gäste, nicht umgekehrt. Unterwegs steigen immer mal Leute zu oder aus, auch Straßenhändler, von denen wir unser Mittagessen kaufen. Diesmal sitzen wir alle zusammen und können die vorbeiziehende Landschaft genießen. Die Filme waren wieder nicht „angemessen“. Isa äußert den Verdacht, dass es vielleicht billiger sei, Bus zu fahren, anstatt ins Kino zu gehen…

 

Per Taxi geht es zurück zur Marina. Inzwischen geht ein heftiger Wolkenbruch nieder. Wir stellen uns kurz unter. Als wir zur MANGO rennen, stellen wir fest, dass hier sogar die Pfützen warm sind. Endlich wieder zu Hause!

 

Hier kommt noch ein Grund, warum wir Kolumbien gern mögen: Nick geht in alle verfügbaren Elektronik-Läden auf der Suche nach einer USB-Verlängerung. Das spricht sich schnell herum, aus allen Läden strömen die Verkäufer herbei und durchsuchen anschließend ihre Bestände. Sehr geschäftstüchtig! Nun gibt es einen geräuscharmen Ventilator für die Achterkabine, was die Schlafqualität dort bei 30 bis 32°C Raumtemperatur erheblich verbessert.

 

 

 

Noch einmal fahren wir nach Minca. Diesmal besuchen wir den schönen Marinka-Wasserfall. Der Weg ist besser als der zur Kaffeeplantage und wird auch seltener von den Motorrad-Taxis frequentiert. Hier hören wir wieder die Geräusche des Dschungels, sehen viele bunte Schmetterlinge, einen Riesenkäfer (oh, die gibt es also auch außerhalb der Museen!?), seltsame und bekannte Pflanzen. Am Wasserfall ist es uns dann zu frisch. Keiner will baden. Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zum Spielplatz bevor wir zurück nach Santa Marta fahren. Dann führt Nick seine ausgepowerte Mannschaft durch die Stadt zum Supermarkt. Aber auch Grill-Spieße und Eis vermögen unsere Lebensgeister nicht mehr zu wecken. Wir schleppen uns zurück zur Marina und berichten den anderen Seglern von unseren Abenteuern.

 

 

 

Für unsere Abreise geben wir unsere Pässe ab für den Papierkram. Agent Jonathan regelt das schon für uns. Leider vergisst er nicht, das Geld für das Cruising-Permit (dass wir in kolumbianischen Gewässern segeln dürfen) zu kassieren. Schade, doch noch am letzten Tag. Wir waschen noch mal Wäsche (Curacao war uns eine Lehre) und lassen die Kinder toben. Ungünstigerweise regnet es ab dem frühen Nachmittag, was die Bewegungseinheiten unserer Kinder stark dezimiert. Nick geht noch einmal einkaufen. So richtig ist es uns nicht wie losfahren…

 

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Kommentare: 1
  • #1

    elkeund rolf (Sonntag, 08 Oktober 2017 16:06)

    Hallo IHr Vier nun ist es schon eine weile her wo wir uns in Nordhausen/Ilfeld gesehen haben,es waren schöne Stunden und die Zeit verging so schnell,aber nun steht Ihr vor Eurer letzten Etappe und wir wünschen Euch viel Glück /Kraft und Ausdauer sowie immer günstigen Wind um das Ziel zu erreichen.Ich war für ein paar Tage in Italien und Rolf war mit Doreen in den Bergen zum wandern,beide hatten wir super schönes Wetter.Last Euch fest umarmen und liebe Grüsse aus Nordhausen.