Panamakanal 17.10 bis 18.10.2017

Oje, heute ist es soweit. Wir sind definitiv aufgeregt. Unsere Gäste aus Holland verstehen das ganze Brimborium nicht so ganz. In Holland gibt es sehr viele Schleusen und manche Skipper erledigen das ganze Handling allein und ohne Hilfe, mehrmals am Tag.

 

 

 

Den ganzen Vormittag geht Nick seine Listen durch und checkt die Einsatzfähigkeit aller Systeme. Die Ankerwinsch hat plötzlich eine Macke und dreht sich nicht. Uwah!!! Aber wir kennen da einen deutschen Segler mit seinem Kumpel, Elektroingenieur und Maschinenbauer, die zaubern ein wenig und kriegen das wieder hin. Dadurch retten sie unseren Transittermin und bewaren die MANGO-Crew vor dem totalen Nervenzusammenbruch. Unser dritter Linehandler Leroy kommt. Ja, das Schiff hat vier Ecken, also vier Linehandler, Nick muss steuern und die Kinder lassen wir lieber nicht ran…Alle gehen noch einmal duschen als ein Anruf kommt, unser Termin hätte sich verschoben, wir müssten schon eine Stunde eher los. Na gut, verlassen wir die Marina eben schon 12Uhr30. Wir ankern in den „Flats“, wo der Advisor uns um 15Uhr30 beehrt. Inzwischen hatten wir gemütlich Mittag gegessen und Däumchen gedreht, wenn wir dass eher gewusst hätten…

 

Anker auf. Der Rat des Advisors: “Follow the grey ship!“ Erst schnell und dann Schneckentempo bis in den Wartebereich der Gatunschleusen. Nachdem die GEKI STAR vor uns in der ersten Schleuse sicher liegt, müssen wir uns beeilen. Zeit ist hier Geld. Wir machen die MANGO an einem Schlepper fest, der Steuerbord an der Schleusenwand festliegt. Schon geht es los. Es strudelt und gurgelt gefährlich und in weniger als 10 min sind wir „oben“. Schnell die Leinen vom Schlepper entfernen der der GEKI STAR bei der Einfahrt in die nächste Schleuse hilft. Wir folgen, machen uns wieder am Schlepper fest. Der Advisor verlangt seine ihm zustehende Mahlzeit. Wir laden ihn zum warmen Essen ein, doch solange möchte er nicht warten. Zum Glück ist er mit Sandwich zufrieden und bekommt sogar noch Nachschlag. In der dritten Schleuse wird es bereits dunkel. Um 18Uhr35 verlassen wir die Gatun Locks und befinden uns 26 m über Meeresspiegelniveau auf dem Gatunsee. Dieser ist aber zu tief zum Ankern, deshalb machen wir an einer unbeleuchteten Riesenmuring fest, von der auch der Advisor abgeholt wird. Nun kochen wir Abendessen, quatschen noch ein wenig und gehen früh zu Bett. Leroy will im Cockpit schlafen, aber ab 01Uhr 15 regnet es sintflutartig. Zwei Stunden später kommt er endlich rein, wir verteilen die Schlafplätze neu (Nick schläft bei den Kindern in der Bugkabine, Diana und Isabel teilen sich die Achterkabine, Elmar und Lupita haben die Salonliege und Leroy schläft neben dem Schwertkasten im Durchgang zur Bugkabine). Mit verschlossenen Fenstern wird es wieder eine heiße, stickige Nacht.

 

 

 

Der Advisor soll irgendwann zwischen sechs und sieben Uhr morgens kommen. Wir stehen bereit, alle haben gefrühstückt und ihre Zähne geputzt. Halb acht geht es los. Die erste Anweisung lautet: „Fahrt so schnell ihr könnt.“ In Erwartung dieser Ansage hatte Nick die Geschwindigkeitsanzeige der MANGO etwas zu unseren Gunsten manipuliert. Mit 5 Knoten, wie in unserem Vermessungsprotokoll, muss der Advisor sich zufriedengeben. Auf dem Gatunsee fühlt sich unser Schiff sichtlich wohl und läuft mühelos ihre 5,7kn.

 

Für den Gatunsee wurde der Rio Chagres aufgestaut. Es wimmelt nur so von kleinen grünen Inselchen. Die Tierwelt zeigt sich uns leider nicht. Wenn man die Seekarten hat, bräuchte man eigentlich keinen Advisor. Außerdem ist das Fahrwasser durchgehend betonnt. So motoren wir drei Stunden, bis wir zum Culebra- oder Guillard-Cut kommen, der eigentlichen baulichen Meisterleistung des Panamakanals. Hier wurden Unmengen Felsmaterial abgebaut, um die Durchfahrt zu dem zweiten Schleusenkomplex zu schaffen. Im Moment wird der Panamakanal als Einbahnstraße betrieben. Die neuen vergrößerten Schleusen sind bereits in Betrieb aber das Fahrwasser ist noch nicht durchgängig für zweispurigen Verkehr ausgelegt. Das ist auch der Grund, weshalb wir vor den Pedro-Miguel-Schleusen solange auf unseren Schleusenpartner NIAMEY MAERSK warten müssen. Zuerst kreiseln wir vor der Brücke des Jahrhunderts, um uns herum hören wir Gewitterdonner. Als wir vor der Schleuse anlegen, tobt das Gewitter direkt in unserer Nähe, heftiger Wind und erneut sintflutartiger Regen. Da haben wir genug Zeit um die schlimmsten Dinge zu besprechen, die in den Schleusen passieren können, grusel. Wir sind die ersten in der Schleuse und können noch eine Stunde zuschauen, wie NIAMEY MAERSK hinter uns an glänzenden Lokomotiven in die Schleusenkammer gezogen wird. Der Panamakanal ist übrigens der einzige Kanal, wo der Kapitän der Frachtschiffe seine Befugnisse an den Lotsen der Panama-Kanal-Behörde abgibt. Die Besatzung kann Fotos machen, denn das ganze Schleusen wird von Linehandlern und Angestellten des Kanals übernommen. Und wir müssen uns selber helfen…

 

Für die Abwärtsschleusung wird die MANGO mit vier Tauen in der Mitte der Schleusenkammer gehalten. Die Kanalarbeiter haben uns dünne Leinen zugeworfen, an die wir unsere dicken Leinen knoten. Sie waren bei uns nicht sehr treffsicher und brauchten bis zu fünf Anläufe, das war nicht gut für unsere Nerven! Pedro-Miguel-Schleuse geschafft, jetzt können wir bereits die beiden Miraflores-Schleusen sehen und müssen nur noch die halbe Meile über den Mirafloressee fahren. Wieder werden die Leinen übergeben, wieder heißt es warten bis unser Schleusenpartner bereit ist. Halb so schlimm, denn hier gibt es etwas zu sehen, das Besucherzentrum (mit Webcam, hallo nach Hause! Und danke für das Foto!) und ganz viele Seevögel, vor allem Pelikane.

 

Die beiden Miraflores-Schleusen liegen hier direkt hintereinander. Alle Leinen werden an Land zur nächsten Schleuse getragen, wir fahren also nur in Schrittgeschwindigkeit, um die Schleusenarbeiter nicht zu überlasten. Noch einmal warten, dann aber sinken wir auf Pazifikniveau. Die Schleusentore öffnen sich, wir überfahren die Grenze zwischen Süß- und Salzwasser ohne Probleme und die ersten Lasten fallen uns von den Herzen. Jetzt verlässt uns unser Advisor, er wird von einem Lotsenboot abgeholt. Am Muringfeld des Balboa Yacht Club verlassen uns auch alle unsere Linehandler, Leroy und die Crew der SEPTEMBER BLUE. Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet und wir sind ihnen noch heute dankbar. Zum Glück liegt ihr Hotel gleich um die Ecke unseres Ankerplatzes in Las Brisas, so dass wir uns in den nächsten Tagen noch öfter sehen können. Als wir endlich dort ankern mit Blick auf die erleuchtete Skyline von Panama City ist es 18Uhr30 und ziemlich dunkel. Extra für uns gibt es ein tolles Feuerwerk, danke, hihi.

 

 

 

Wer mehr über den Panamakanal wissen möchte, findet bei Wikipedia eine lesenswerte Zusammenfassung, auch mit Verweisen auf weitere Quellen.

 

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