Pazifiküberquerung 01.11. bis 09.12.2017

Wir ersparen euch die langatmigen Details und beschränken uns auf die Höhepunkte. Jetzt nach 2 Monaten sehen wir diese Fahrt mit etwas anderen Augen.

 

 

 

Zurückgelegte Entfernung und Dauer: etwa 4300 Seemeilen in etwa 39 Tagen

 

Zuerst wollen wir die Bucht von Panama verlassen, versuchen nach Südwesten zu kommen, klappt zuerst prima, dann gibt es Winddrehungen. Wir kommen Ecuador sehr nahe, Wind und Strömung sind gegen uns und sehr stark. In Landnähe hoffen wir auf mildere Bedingungen. Wir ankern 36 Stunden vor Punta Galera.

 

Dann versuchen wir uns an der Küste entlang Richtung Süden zu kämpfen, ein Trauerspiel, Strömung, Gezeiten und viele Fischer machen das fast unmöglich. Auch mit Kreuzen kommen wir kaum nach Süden. Der Plan war, unsere Dieselvorräte in Salinas aufzustocken und dann beruhigt den Pazifik zu queren. Wir geben diesen Plan nach zwei Tagen Bolzerei auf und segeln direkt vom Kontinent weg. Delfine beglückwünschen uns zu dieser Entscheidung. Die Galapagos-Inseln durchsegeln wir. Ist ne Abkürzung. 300 sm weiter nördlich wird vom Segelführer empfohlen, aber wir wollen ja mal ankommen. Wir stoppen hier nicht, obwohl es sicher sehr reizvoll gewesen wäre. Die finanziellen und administrativen Hürden sind uns zu hoch (vielleicht später mal). Wir lassen die Inseln links liegen und schauen eine ZDF-Dokumentation über die Tierwelt der Inseln an. Nach den Galapagos-Inseln geraten wir in eine Flaute, die herrschende Strömung transportiert uns aber trotzdem mit 2kn in die richtige Richtung. So kommen wir nie vor Weihnachten an! Der Wind kommt wieder, wir kommen gut voran. Ab dem 27. Tag haben wir für eine Woche bedeckten Himmel und ununterbrochen Squalls, das bedeutet Starkwind (reffen), Winddrehungen, Regen und am Ende Windstille bis der nächste Squall aktiv wird. Das war eine sehr anstrengende Zeit, kaum Schlaf, immer Bedenken. Es bildet sich ein dickes Tiefdruckgebiet südlich der Gambier-Inseln. Wir wollen vorher ankommen, denn Wind und Wellen auf die Nase können wir nicht gebrauchen. Wir setzen unser Leichtwindsegel, um viele Meilen zu erledigen, bis der Wind nachlässt. Ja, aufregende Wetterberichte! Nach knapp 2 Stunden hören wir Plopp! Der Block von Spifall ist gebrochen. Wir bergen unser schnellstes Pferd und rechnen aus, wie weit wir mit unseren Dieselvorräten kommen können. Wir motorsegeln bis zum Ziel und kommen gerade rechtzeitig vor dem dicken Wetter an.

 

39 Tage auf dem Kalender und 36 Tage reine Reisezeit, von Ecuador aus waren es  30 Tage, von den Galapagos-Inseln rechnerisch 24 Tage. Wir betrachten immer die ganze Reise von den Las Perlas bis zu den Gambiers mit 39 Tagen. 120 Motorstunden.

 

Unsere Bilanz nach der Ankunft: Das war sehr, sehr lang, so weit fahren wir nie wieder!!! Später sprechen wir mit Darryl, der 2 Tage nach uns von den Las Perlas gestartet ist und 58 Tage unterwegs war, allein… Respekt. (So schlecht waren wir gar nicht, im Nachhinein.)

 

 

 

Fische und andere Meeresbewohner: Wir haben nur an 13 Tagen geangelt und insgesamt einen Fisch gefangen und einen Köder verloren. Oft waren uns das Wetter oder die Wellen zu rau. Mit dem Filettiermesser zu arbeiten, während das Schiff schlingert, war uns das Risiko nicht wert. In Ecuador kauften wir einen großen Mahi-Mahi von den Fischern. Unser Fang war ein exzellenter Yellowfin-Tuna am 18.Tag. Fast jeden Tag finden wir Fliegende Fische und kleine Squids, Tintenfische auf unserem Deck. Insgesamt 42 fliegende Fische (manche konnten wir retten, die meisten sind schon stinkig-steif) und 16 Tintenfische.

 

Delfine sehen wir vor allem in Landnähe. Viermal sehen wir Wale oder ihren Blas. Besonders beeindruckend war ein Walbesuch am 27. Tag. Ein einzelner Bulle (Southern Right Whale?) kommt der MANGO sehr nahe. Man hätte von der Badeplattform aus seinen Kopf berühren können. Dann taucht er ab und springt neben unserem Schiff, bläst, taucht. Leider taucht er immer auf der Kamera-abgewandten Seite auf, so dass wir das Ding schließlich weggelegt und die Show genossen haben. 30 Minuten einzigartige Schönheit in dieser Wasserwüste (und Anspannung. Wenn er uns rammt…)

 

Kurz nachdem wir uns von der Küste Ecuadors verabschiedet haben, bekommen wir Besuch von einem jungen Vogel, der es sich auf unserem Bugkorb bequem macht. Er bekommt dort aber auch viele Salzwasserduschen ab. Dort hockt er drei Tage lang, bis er von seiner schimpfenden Mutter abgeholt wird. Zum Abschied hinterlässt er uns einen Gruß aufs Sonnenverdeck.

 

 

 

Zeitzonen: Unterwegs wurden viermal die Uhren umgestellt, was immer ein großes Ereignis für unsere Kinder war! Orientiert haben wir uns dabei an den Zeiten des Sonnenauf- und Untergangs und an unserem Bauchgefühl. Während in Deutschland die Tage immer kürzer wurden, wurden sie gegen Ende dieser Passage bei uns immer länger. Mit der Sonne scheint hier irgendetwas nicht zu stimmen. Sie geht zu früh auf und zu spät unter. Die Erklärung: MANGO nähert sich dem 23. Breitengrand, dem Rand der Tropen. Sicherheitshalber fragen wir nach der Ankunft unsere Ankernachbarn nach der Uhrzeit.

 

 

 

Höhepunkte: Partys und Geschenke natürlich! Nach etwa einem Viertel der Strecke gab es Rätsel-Ausmal-Bastel-Geschenke die genau den Geschmack unserer Kinder trafen und ausgiebig genutzt wurden.

 

Eine Flaschenpost haben wir bei unserer „unter 2000 Meilen“-Feier ins Meer geworfen. Mal sehen, ob sich jemals jemand meldet.

 

Am ersten Dezember holen wir den selber gebastelten (von der MALWIEDER) Adventskalender vom letzten Jahr heraus. Die Kinder freuen sich wie Bolle. In Deutschland gab es bei unserem Besuch leider noch keine Kalender. Ihr könnt Euch kaum vorstellen, was auf der „unter 1000 Meilen“-Feier (01.12.) los war, als die nächsten Geschenke von SEPTEMBER BLUE übergeben wurden. Es waren echte Schokoladen-Adventskalender! So eine Freude! „Jetzt sind wir ein richtiges Luxusboot.“, sagt Sophie. Am ersten Advent gab es ein Weihnachtsbuch von den Großeltern, ja da kommen wir ganz schön in Stimmung.

 

Der Nikolaus war auch da, obwohl weder Mama noch Papa in der Nacht etwas bemerkt haben. Wir hatten den Kindern glaubhaft versichert, er würde uns mitten auf dem Pazifik nicht finden. Wie nützlich doch Positionslichter sind…

 

Beide Kinder verlieren je einen Wackelzahn (Erics erster), die zarte Zahnfee kommt aber wirklich nicht bis hier raus. Sie beehrt uns erst am Ziel.

 

Die Äquatorüberquerungen wurden zu Beginn noch gefeiert, die fünfte dieser Passage dann nur noch mit einem Achselzucken zur Kenntnis genommen.

 

 

 

Temperaturen: Man könnte annehmen, dass es in Äquatornähe sehr heiß sei. Auf 4° Nord (4.Tag) holen wir die Fleecejacken raus. Auf dem Weg zu den Galapagos-Inseln sinkt die Wassertemperatur aufgrund kalter Meeresströmungen von etwa 27° auf 19°C (immer noch mehr als in der Ostsee, aber wir sind an tropische Temperaturen gewöhnt!) und somit auch die Lufttemperatur. Nun werden auch die Jogginghosen nötig. Wenigstens schwitzt jetzt keiner mehr, trotz brennenden Sonnenscheins. Im Logbuch vom 29.11. steht dann wieder: „Segeln ohne Socken, Sommer wir kommen dir näher!“

 

 

 

Sonstiges: Unsere letzten Äpfel essen wir eine Woche vor dem Ziel. Auf der „HISPANIOLA“ (Die Schatzinsel) stand eine Apfeltonne auf dem Deck, vielleicht gar keine so schlechte Idee fürs nächste Mal. Die letzten Tomaten und frischen Ananas gibt es bereits am 16. Tag unserer Reise.

 

An 33 von 39 Tagen macht Sophie Schule, ganz freiwillig. So geht die Zeit auch herum. Man kann schließlich nicht den ganzen Tag lesen. Sophie schafft drei Kinderbücher, Isa liest 5 Erwachsenenbücher und die Kinderbücher von Sophie, damit sie mitreden kann. Wir hören viele Hörspiele und haben Kontakt über Satellit, z.B. zu unserem Wettermann Elmar von der SEPTEMBER BLUE, der uns nur besseren Wind versprechen kann, aber keine Macht hat das Wetter zu ändern. Dennoch hat er uns gut aufgemuntert.

 

Die Kinder waren erstaunlich lieb und verständnisvoll. Alle Befürchtungen unsererseits am Ende unbegründet.

 

Wir hatten 26 Tage mit viel Spaß und guter Stimmung, 7 Tage waren eher durchwachsen, Isa hatte einen schlechten Tag, Nick neun. Schieben wir das mal aufs Wetter.

 

Auch mit Schäden sind wir gut davongekommen (poch, poch, poch auf Holz). Nur kleinere Sachen, die am Ziel schnell behoben wurden.

 

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