Französisch Polynesien, Gambier-Inseln Teil 1; 09.12. bis 31.12.17

Nur noch am Außenriff entlangfahren, dann folgt der Kanaleingang. Der Kanal ist gut betonnt, schön breit und genau wie auf der Seekarte. Wir sehen links und rechts viele Bojen der Perlfarmen. In der Ankerbucht des Hauptortes Rikitea (Mangareva) liegen fünf Boote, wir haben dort auch noch Platz. Nach dem Mittagessen zieht es uns Erwachsene in die Waagerechte. Später testen wir das Wasser auf Schwimmbarkeit. Es wird für gut befunden. Nach ausgiebiger Körperpflege bauen wir das Beiboot auf, nur in den Ort schaffen wir es heute nicht mehr.

 

 

 

Am nächsten Tag genießen wir unseren ersten Landgang seit fünfeinhalb Wochen. Es ist Sonntag mit strahlendem Sonnenschein. Es sind viele Leute unterwegs, die freundlich grüßen oder winken, wir natürlich auch. Das Laufen fällt uns etwas schwer, wir torkeln unfreiwilligerweise, müssen aufpassen, dass die Kinder nicht vom Gehweg fallen. Der junge Beamte bei der Gendarmerie vertröstet uns auf Montag zum Einklarieren. Na gut. Wir gehen weiter bis zur Kirche, wo gerade der Gottesdienst zu Ende ist. Auf dem Rückweg sehen wir einige kleine Läden und hätten uns fast einen Broiler gekauft, aber dafür wurde leider keine Kreditkarte akzeptiert. Wir finden auch heraus, wo der Bäcker ist (verkauft wird morgens 4.00Uhr und 14.00Uhr) und dürfen im Restaurant das WIFI benutzen, um unsere Ankunft per WhatsApp zu melden. Den Kindern reicht es. Sie können leider nicht verstehen, dass wir heute noch nichts kaufen können. Den Rest des Tages verbringen wir auf der MANGO.

 

 

 

In der Nacht gab es einige Regenschauer. Es hat sich merklich abgekühlt und ist grau, windig und regnerisch. Sophie schreibt unsere Weihnachtspost bis sich das  Wetter etwas beruhigt. Das ist also die Kaltfront, vor der wir die letzten Tage davon motort sind. An Land tragen wir Jacken und Regenschirm. Irgendwie scheint sich die Insel aus ihrer Verankerung gelöst zu haben. Alles schwankt. Wir fühlen uns zunehmend schwindlig. Beim Laufen geht es, beim Sitzen und Stehen wird es schlimmer. Ist das die Landkrankheit? Uah!

 

Bei der Gendarmerie vervollständigen wir das Zollformular, das wir nur nach Papeete senden müssen. Bei der Post können wir Euro in Pazifische Francs umtauschen (2018 tauschen sie nur noch US-Dollars, den Grund dafür verstehen wir nicht) und die Briefe wegschicken. Das Wetter treibt uns zurück auf die MANGO. Gegen 14 Uhr versucht Nick sein Glück beim Bäcker (einer Garage mit Baguette-Backofen). Leider ist das Brot schon alle. Als Nick vor lauter Fassungslosigkeit nicht wieder geht, beginnt der Bäcker sogar, ein wenig Englisch zu sprechen – Tomorrow, morgen. Im Shop von gestern bekommt er Möhren, Kartoffeln und zwei Stücke süßes Brot. Wenigstens hier gibt es etwas. Nach dem Abendbrot schleicht er sich noch einmal mit unseren Mülltüten von der Überfahrt an Land. Die Dämmerung soll sein Treiben verschleiern. Dummerweise ist in der Mehrzweckhalle, nahe der Mülltonnen, eine Veranstaltung. Es sind also viele Leute unterwegs. Egal. Ohne Müll kommt er wenig später zurück zur MANGO, wo Isa mit Insektenspray gegen eine Kakerlake kämpft. Fliegendes Mistvieh!

 

 

 

Die Mehrzweckhalle steht offen und hat nur ein paar Fußballtore als Inneneinrichtung. Wir bewegen uns und die Kinder und spazieren anschließend durch den Ort, wo wir die Aufmerksamkeit der einheimischen Kinder wecken. Sie fragen uns aus und wir sie. Leider konnten wir uns ihre polynesischen Vornamen nicht merken. Das stört aber nicht beim Fußballspielen. Wir besuchen auch Fritz, den Deutschen mit der Waschmaschine und erobern Pampelmusen vom Baum einer netten Familie.

 

 

 

Die PAKIA TEA mit Tom, Sonja und ihrem Sohn Keanu (5) ist angekommen. Zusammen mit ihnen begeben wir uns auf Obst und Gemüsejagd. Dazu laufen wir auf die andere Seite der Insel. Wir werden häufig von freundlich grüßenden Leuten in Pickups überholt. Wir finden Bananen, Zitronen, scharfe Chilischoten, Papayas und sogar Kürbisse. Alles am Wegesrand. Unser Rucksack ist auf dem Rückweg ganz schön schwer. Alle Kinder halten diesen Dreistunden-Fußmarsch gut durch. Isa ist froh, wieder zurück zu sein und hat am nächsten Tag schlimmen Muskelkater.

 

 

 

Nick geht regelmäßig in aller Frühe zum Bäcker und besorgt Baguette. Kurz vor Weihnachten verlässt den Bäcker die Lust. 4 Tage lang gibt es kein Baguette, weil der Bäcker zu faul zum Arbeiten ist. Was für eine Einstellung! Es hängt auch kein Zettel am Laden…

 

 

 

Als das Versorgungsschiff kommt, wollen wir Diesel kaufen, der direkt vom Schiff 130 F pro Liter kostet, statt 200 F im Laden. Andere Segler hatten uns schon informiert, dass die Mindestabnahmemenge 200l beträgt. Nach dem Kaffeetrinken düsen wir hin. Alles ist sehr geschäftig und wohl-organisiert. Es gibt ein Mini-Büro, wo wir unseren Diesel ordern und bezahlen. Unsere Kanister werden aus dem dicken Schlauch befüllt, was eine Ewigkeit dauert. Wir füllen die ersten 100 Liter in unseren Schiffstank und holen die zweite Hälfte Diesel. Die 1000-Liter-Fässer für die Stromgeneratoren der Insel sind schon abgeholt, die sechs neuen Autos für die Insel auch. Trotzdem werden noch Container abgeladen und leere Benzinfässer verstaut. Sehr interessant für uns. Die beiden Gendarmen waren auch da, in Camouflage. Haben sie etwa mit vorweihnachtlichen Ausschreitungen gerechnet?

 

Wir wurden zum Weihnachts-BBQ auf der Insel Taravai eingeladen, wie alle anderen Segler auch. Wir folgen der Christmas-Karavane zur Nachbarinsel von Mangareva. Die Riffeinfahrt meistern wir mittels Augapfelnavigation und der Tracks von SY PITUFA (Streckenaufzeichnungen, die uns auf all unseren Wegen in den Gambiers geholfen haben). Außerdem kommt uns Pierre, der Gastgeber, mit dem Motorboot entgegen und geleitet uns bis zum Ankerplatz. Toll. Am Nachmittag sehen wir, wie das Loch für den Erdofen ausgehoben wird. Wir laufen auf einem breiten, gemähten Weg entlang bis zur hübschen alten Kirche. Dort steigen wir halb auf den Glockenturm, ganz hoch trauen wir uns nicht, es ist ziemlich dunkel im Turm. Der Weg führt uns weiter zum Haus von Hervé und Valerie mit ihren Kindern Aland (15) und Ariki (6). Sie zeigen uns ihren gepflegten Garten und ihr Haus und sind sehr nett. Als später noch andere Segler zu Besuch kommen, ziehen wir uns zurück. Bei Pierre wird schon heftig gefeiert, unsere Kinder wollen jedoch zurück auf die MANGO. Hier gibt es nur Naturgeräusche, Wellen, Wind, die Hühner…sehr schön.

 

 

 

Nick geht mit zum Holzmachen für den Erdofen. Pinus australis only, Hartholz! Dabei geht die Axt kaputt. Inklusive ist eine einstündige Wanderung über die Insel. Aber weil sie sehr früh gestartet sind, ist Nick rechtzeitig zurück, damit wir noch Schnorcheln können. Es herrscht strahlender Sonnenschein und Windstille. Die Korallen unterscheiden sich deutlich von denen in der Karibik. Von den Fischen erkennen wir einige Arten wieder, sehen aber auch jede Menge Doktorfische und sogar Seegurken. Am Nachmittag hackt Nick weiter Holz. Körperliche Arbeit tue mal wieder richtig gut, meint er.

 

 

 

Heute ist Heiligabend. Nach dem Frühstück eilen wir auf die Insel, um dem Bestücken und Verschluss des Erdofens beizuwohnen. Das Feuer brennt bereits und erhitzt die Steine darüber. Eine in Palmwedel eingeflochtene Ziege und ein Schwein sind die Hauptdarsteller des BBQs, daneben kleine Brotlaibe, Puddingartiges Dessert und andere einheimische Gerichte. Dicht verschlossen gart das Ganze mehrere Stunden. Man ist sich uneinig wann der Ofen geöffnet werden soll. Schließlich wird vorsichtig der Sand abgetragen und die Säcke und Palmwedel entfernt. Nur kein Sand ins Essen! Das Schwein ist so weich, dass es schwierig wird es aus dem Loch zu bergen. Die Ziege war ja praktisch verpackt und ließ sich gut herausheben. Inzwischen kamen Regenschauer, Tische und Bänke wurden ins Trockene und wieder herausgeräumt. Dann lassen wir es uns schmecken. Es war eine bunte Mischung, denn jeder hat noch etwas mitgebracht, Salate, Kuchen, Brot, Nachtisch. Für Bewegung ist auch gesorgt, Fußball oder Volleyball oder einfach herumtollen. An diesem Tag lassen wir, vollgefressen wie wir sind, das Abendessen ausfallen. Nick wird vom Schlafzauber eines Wichtels getroffen und hat keinerlei Erinnerungen mehr an den Abend. Unsere Kinder bangen, ob der Weihnachtsmann uns hier findet…

 

 

 

ER war da, hat alle Weihnachtsplätzchen aufgegessen und Geschenke dagelassen, Juhu! Noch vor dem Frühstück packen wir aus. Alle freuen sich riesig. Leider ist heute solch ein Mistwetter, wir müssen den ganzen Tag drinnen bleiben. Vorlesen, Gesellschaftsspiele und der Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ machen trotzdem einen schönen Tag für alle. Joyeux Noel!

 

 

 

Wir bleiben noch ein paar Tage hier in Taravai, spielen am Strand mit Ariki und Keanu, warten auf schöneres Wetter und Isa kuriert ihre dicke Erkältung aus (wie die Hälfte der anderen Boote auch). Zum Glück ist es kein Dengue-Fieber, das grassiert hier nämlich gerade.

 

Das nächste Ziel ist das Motu (unbewohntes Inselchen) Tenoku. Dummerweise hat sich unser Anker irgendwo 16m unterhalb der Wasseroberfläche verhakt. So tief runter kann Nick nicht tauchen. Glücklicherweise hilft es, das Schiff zu wenden. Der Anker kommt frei. Eine Stunde später erreichen wir unser Ziel. Das Wasser ist türkisblau und klar bis auf den Grund. Korallenköpfe sind gut sichtbar und der Anker fällt in gut haltenden Sand. Kurz darauf gehen wir auch hier Schnorcheln, dabei begegnen wir einem Weiß- und zwei Schwarzspitzenriffhaien, die aber gebührenden Abstand zu uns halten. Am Nachmittag rudern wir zum Motu und kommen kaum bis an den Strand. Es ist sehr flach und alles voller Steine und Korallen. Hier gibt es viel zu entdecken, da die Strömung alles aus den Gambier-Inseln hier anschwemmt. Neben Muscheln, Korallenstückchen und jeder Menge Einsiedlerkrebsen (Die Schneckenhäuser rennen ja weg!) gibt es auch Flipflops, Stricke jeglichen Durchmessers und Perlfarmbojen. Leider nieselt es die ganze Zeit und es ist ablaufendes Wasser. Also schnappen wir unsere Schätze, schieben das Beiboot über die Korallen und kehren zurück. Zum Glück hatten wir den Außenborder nicht angebaut. So viele Korallen dicht unter der Wasseroberfläche verträgt er nicht.

 

 

 

Bei Windstille und Super-Sonnenschein sehen wir bei unbewegter Wasseroberfläche die Fische zwischen den Korallen sogar ohne ins Wasser zu springen. Wir schnappen den Fotoapparat und die Kinder und rudern los. Faszinierende Welt auch von hier oben. Später begeben wir uns wieder an Land, beobachten Baby-Schwarzspitzenriffhaie im Tidenpool (Pfütze, die bei Ebbe übrigbleibt) und bereiten die Perlfarmbojen auf ihren Einsatz vor. Sie sollen unsere Ankerkette im Schweben halten und ein Verheddern um Korallenköpfe verhindern.

 

Uns ist es nicht wie Sylvester zumute, zuwenig Schnee (kleiner Scherz!). Wir Erwachsenen schauen uns einen Überlängefilm an und blicken um Mitternacht auf die Rückseite der Hauptinsel. Wir sehen eine! Rakete in den Himmel steigen, Pling Pling und Bonne année!

 

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