Französisch Polynesien, Gambier-Inseln, Teil 2, 01.01.18 bis 15.02.18

Am Neujahrstag fahren wir zurück zur Hauptinsel Mangareva. Am Tag danach starten wir unsere Wanderung zum Mont Duff. Zuerst müssen wir ein Stück Straße auf die andere Seite der Insel laufen. Dort zweigt der Wanderweg ab und führt durch schattigen Wald. Als wir über steilen Kiefernnadel-bedeckten Waldboden kraxeln, teilweise sogar Halteseile nutzen müssen, vergessen wir kurz, dass wir uns auf einer Südseeinsel befinden. Die Himbeersträucher am Wegesrand tragen reichlich Früchte, was unsere Kinder sehr motiviert. Nach 422 Höhenmetern sind wir endlich oben. Natürlich kommt eine dicke Wolke und nimmt uns die Sicht. Wir harren aus, denn noch mal herkommen nur fürs Foto wollen wir nicht. Die Sonne zeigt uns die Außenriffe von den Gambier-Inseln, die Korallen und türkisblaue See, herrlich. Der Abstieg ist eine rutschige Angelegenheit und sehr mühsam. Kurz vor der Straße erwischt uns doch noch ein Regenschauer. Am Ende belohnen wir uns mit Eis und selber gepflückten Himbeeren.

 

 

 

Aufgrund massiven Muskelkaters lassen wir die nächsten Tage etwas ruhiger angehen. Wir besichtigen die schöne Südseekathedrale von Rikitea und sind überrascht, wie feierlich doch auch Perlmutt-Ornamente und riesige Perlausterschalen wirken können. In Südamerika waren die Kirchen ja eher Gold-überladen. Wir besuchen auch das Grab des letzten polynesischen Königs von Mangareva und die Ruinen des Konvents. Das war es dann auch schon in Bezug auf Sehenswürdigkeiten an Land.

 

Das Wasser riecht im Moment sehr fischig. Es hat viele weiße Partikel und Schleimfäden. Am Strand ist das Wasser rotgefärbt. Die Perlaustern oder die Korallen haben Nachwuchs gezeugt. Da verschieben wir den Badespaß lieber um ein paar Tage.

 

Für uns das schönste Motu, Motu Kouaku, besuchen wir zusammen mit der Familie der PAKIA TEA. Hier kann man richtig gut im Sand buddeln, Vögel beobachten und sogar Vogeljunge sehen. Man kann sein Ei auch einfach in eine Astgabel legen, ohne Nest. Die Küken verhalten sich absolut still und haben ein erstaunliches Gleichgewichtsgefühl. Wir entspannen uns total und erinnern uns an unseren Aufenthalt in Barbuda (vor Hurrikan Irma). Sanfte Hängemattenschiffsbewegungen und ein toller nächtlicher Sternenhimmel, was will man mehr?

 

Auf Kouaku waren wir insgesamt dreimal…

 

 

 

Tom und Sonja laden unsere Familie zur Fortbildung auf die PAKIA TEA ein. Sie sind beide Meeresbiologen und haben sogar Binokulare (ähnelt dem Mikroskop, vergrößert jedoch nicht so stark) an Bord. Heute unterrichten wir Meeresbiologie  und betrachten lauter Kreaturen, von deren Existenz wir bisher keine Ahnung hatten: Seespinnen, Schlangensterne, Borstenwürmer, Moostierchen, Kalkröhrenwürmer. Das Beste daran war, dass alle Tiere anschließend wieder ins Meer zurück durften.

 

Hier auf Kouaku gibt es auch einen fantastischen Lagerfeuerplatz, mit Sitzsteinen und Windschutz. Trockenes Holz sammeln wir am Strand und Grillgut haben wir dabei. Wir probieren ein neues Knüppelkuchenrezept aus und erinnern uns daran, wie viel Geduld man braucht bis er durchgebacken ist… Unsere Kinder spielen die ganze Zeit einträchtig und sehr kreativ am Strand mit Keanu.

 

 

 

Auf der Luv-Seite der Insel finden wir nicht ganz so paradiesische Bedingungen vor. Der Strand wirkt teilweise betoniert, die Überreste eines erodierten, gehobenen Korallenriffs. Der Bewuchs ist lichter und die Vögel verteidigen im Tiefflug ihre Nester.

 

Nach ein paar Tagen mit Schnorcheln und Erkunden des Kite-Surfer-Motus Tauna kehren wir nach Rikitea zurück. Wir müssen mal wieder einkaufen, Früchte finden und sehnen uns nach einer Wanderung.

 

Zusammen mit PAKIA TEA und der AVATAR machen wir uns auf den Weg zum Mont Mokotu, dem zweithöchsten Berg des Archipels. Es ist steil, heiß und anstrengend. Oben werden wir aber mit einer tollen Aussicht belohnt. Unseren Kindern brauchen wir jetzt nicht mehr mit Berg-Wanderungen zu kommen. Wir drücken uns in Zukunft etwas blumiger aus. Unsere Blessuren durch das mannshohe  Schneidegras benötigen etwas Pflege, von unten sah es aus, als müssten wir nur über eine Wiese laufen.

 

 

 

Das Versorgungsschiff ist endlich angekommen, jetzt können wir Kartoffeln, Möhren und ein paar Äpfel kaufen. Auf die Preise schauen wir hier lieber nicht, wir freuen uns einfach, dass wir vor dem Ausverkauf da waren. Die Post tauscht neuerdings keine Euros mehr um, nur noch US-Dollars. Wir verstehen die Regeln nicht, im Dezember ging es noch. Da müssen wir in Zukunft sparsam mit dem Bargeld umgehen. Zum Glück kann man überall mit Kreditkarte zahlen, außer beim Bäcker.

 

Nach einem weiteren Besuch auf Kouaku, wo wir auch die totale Mondfinsternis oder den Blutmond beobachten konnten, segeln wir nach Akamaru. Mit dem Beiboot landen wir vor einem kleinen Häuschen und lernen Pauline und ihren Mann kennen. Sie zeigen uns ihren großen, gepflegten und früchtereichen Garten und laden uns zur Kirche ein. Der Weg dorthin ist mit kurzem Gras bewachsen. Die beiden nehmen für die 200m ihren Motorroller! An der Kirche St. Maria treffen wir die anderen beiden Mitglieder der Kirchengemeinde und schwatzen eine Weile. Auf dem Rückweg nehmen wir viele Früchte, Gurken (ja, wirklich!), Zitronen und reife Bananen mit. Wow, das war viel!

 

Am nächsten Tag erkunden wir hier noch ein paar andere Wege und lernen drei weitere Bewohner und ihre Schweine kennen. Hier bekommen wir Papayas geschenkt. Die Polynesier sind wirklich großzügig.

 

Gut Schnorcheln kann man hier auch.

 

Am Sonntag sind wir in Taravai bei Hervé und Valerie zum BBQ eingeladen. Überraschenderweise geht es schon mittags los. Zum Glück wird der Kuchen rechtzeitig fertig, sonst müssten wir mit leeren Händen kommen. Es ist super hier. Die Kinder ziehen gleich mit Ariki los und erkunden den Garten und den Strand. Wir können uns mit den anderen Erwachsenen zahlreicher Nationalitäten unterhalten. So vergeht der ganze Nachmittag wie im Flug.

 

An den folgenden Nachmittagen spielen wir Boules (auch bekannt als Boccia) und schauen uns die Tricks der Profis ab. Der ganze Garten ist die Spielfläche, da kann man Fehlwürfe gut aufs unebene Terrain schieben.

 

Zurück nach Rikitea. Als wir Mehl und Milch bunkern wollen, werden wir abgewiesen. Alles ist alle. Wir müssen auf das Versorgungsschiff warten. Entsetzlich, wir dachten, solche Grundnahrungsmittel wären immer verfügbar. Da wir schon einmal an Land sind, lassen wir die Kinder auf den Steinen am Stadtanleger spielen. Die Einheimischen fischen eifrig, was Erics Interesse weckt. Eric bekommt kurzerhand eine Angelschnur in die Hand gedrückt und darf mitmachen. Er ist so glücklich und stolz! Natürlich möchte er nicht mit zurück zur MANGO kommen.

 

 

 

Am Abend beim Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte erblickt Nick eine riesige Ratte in unserem Badezimmer. Wir machen schnell die Badtür zu und präparieren die Rattenfallen mit Käse, Nutella und Papaya. Es rappelt. Wir vermuten (und hoffen), dass die Ratte ihren Weg an die frische Luft gefunden hat. Wir schließen alle Fenster oder befestigen Moskitonetze davor. Das Vieh soll bloß nicht wieder hereinkommen. Am nächsten Morgen stellen wir uns die bange Frage: Ist sie noch an Bord oder nicht? Die Badtür öffnen wir nur sehr vorsichtig, es springt uns nichts an. Draußen im Cockpit entdecken wir ein paar Köttel, oder sind die noch von gestern? Wir durchsuchen systematisch das gesamte Deck, ziehen sogar das Großsegel hoch, um in die Segeltasche zu schauen, nichts! Da bleibt uns nur noch das Warten auf die Dämmerung. Europäische Ratten sind dämmerungsaktiv, bei polynesischen sind wir uns nicht sicher. Natürlich spricht sich unser „Besuch“ bei allen Ankernachbarn herum. Viele schauen vorbei und stehen uns mit Ratschlägen zur Seite. Ratten können auf Booten verheerende Schäden anrichten, wenn sie etwa Kabel oder Wasserschläuche durchbeißen, von angeknabberten Nahrungsmitteln ganz zu schweigen. Wir finden keine weitere Spur der Ratte, halten jedoch die nächsten Tage unsere Vorsichtsmaßnahmen noch bei. Eines Morgens bekommen wir die Nachricht, dass das Nachbarboot eine Ratte an Bord hat. Ist sie etwa mit deren Dinghi von unserem Boot auf ihres gelangt? Wir verborgen unsere Fallen und sind insgeheim erleichtert. Wir deklarieren uns als rattenfrei!

 

 

 

Nach dem Tag der offenen Tür in der Berufsschule, wo wir auch Perlenkunst bewundern konnten, wollen wir noch einmal wandern. Zusammen mit PAKIA TEA laufen wir den Chemin Traversée, der uns über schattige Wege über den Rücken der Insel auf deren andere Seite führt. Am Scheitelpunkt steht ein steinerner Bogen, vielleicht ein altes Aquädukt? Auf der anderen Inselseite laufen wir zur „Zitronenstraße“ und am „Eierbauern“ vorbei zurück. Unterwegs stärken wir uns an zwei Kokosnüssen, die Tom mit seiner Machete fachmännisch öffnet. Zitronen bekommen wir auch geschenkt. Dann wird es Zeit, zurückzukehren. Die Sonne brennt erbarmungslos.

 

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