Amanu, Tuamotus, Franz. Polynesien 30.03. bis 14.04.2018

Fünf Tage dauert die Überfahrt. Meistens sind wir ziemlich schnell, aber auch die Strömung hilft gut mit. Am Ende verlässt uns der Wind, Squalls ärgern uns.

Amanu ist ein Atoll, in dessen Lagune man durch einen engen Pass gelangt. Die Strömung im Pass wird hauptsächlich durch die Gezeiten bestimmt. Die geringste Strömung ist zu erwarten, wenn die Tide kentert. In diesem fast strömungsfreien Zeitintervall ist die Passeinfahrt am sichersten. Etwas Strömung macht aber auch nichts. Leider gibt es nicht für alle Atolle Tideninformationen. Wir kannten die Zeiten für das Nachbaratoll und haben uns dann aufs Schätzen verlegt. Trotz Bremsen kamen wir zu früh und mussten warten. Bei Niedrigwasser (nach unserer Schätzung) wagten wir den Angriff. Es herrschte noch starke Gegenströmung, also herauslaufendes Wasser. Dagegen kommen wir nicht an. Wir segeln im Lee der Inseln auf und ab und warten auf ein Zeichen, dass die Strömung nachlässt. Nach drei Stunden versuchen wir erneut, durch den Pass zu kommen. Wir haben 2 bis 3 kn Gegenströmung, kämpfen uns trotzdem mit 2 kn Geschwindigkeit durch und biegen rechtzeitig vor dem Riff ab, welches gut sichtbar im Weg lag. In dem kleinen Naturhafen beim Dorf liegt schon ein Katamaran. Wir fahren noch eine Meile weiter und ankern hinter einem Riff, an dem man auch gut Schnorcheln kann.  Wir sehen Trompetenfische, Moorish Idols, verschiedene Butterflyfische, Christmastree-Würmer auf den Korallen und je einen Schwarzspitzen- und einen Weißspitzenriffhai. Eine riesige Muschel (einen Fuß Durchmesser) klappt bei Annäherung zu. Die Tridacnas sind auch empfindlich.

 

Die Kinder kontrollieren bereits vor dem Aufstehen, ob nicht der Osterhase schon da war. Die Zeit bis zum Frühstück nutzen wir zur Eiersuche. Gestern haben wir die gekochten Ostereier mit Wasserfarben bemalt. In Französisch Polynesien gibt es nämlich keine Hasen und schon gar keine Osterhasen. Ausnahmsweise kümmern wir uns dieses Ostern selber um die Eier und um das Verstecken. Um Chancengleichheit zu gewährleisten suchen beide Kinder nacheinander alle Eier. Das hat viel Spaß gemacht und anschließend ind alle hungrig auf unser Osterfrühstück. Unser Osterspaziergang findet auf einem Palmenmotu statt, mit Sandweg ins Zentrum, Kokospalmen, einem kleinen Pass ins Meer und vielen Korallentrümmern. Sophie und Eric beschäftigen sich mit ihren neuen Wasserpistolen, die Eltern spazieren. Anschließend rudern wir zur Hauptinsel und wollen eine Straße zum Ort suchen. Hier gibt es Kokospalmenwildnis, einen Abstellplatz für Walknochen und Perlfarmbojen. Die Straße finden wir nicht. Weil etwas Wind das Risiko für herabfallende Kokosnüsse erhöht, gehen wir zurück. Mittlerweile ist Erics Wasserpistole kaputt. Welche Volksrepublik für diese Kindertränen verantwortlich ist, kann man sich ja denken! Auf der MANGO nehmen wir sogleich die Reparatur in Angriff. Der Stempel einer Einmalspritze dient als Ersatzteil. Eric darf schrauben, Nick mit Sikaflex arbeiten. Die Wasserpistole funktioniert wieder!

 

Am nächsten Tag fahren wir mit dem Beiboot ins Dorf. Es ist schön geschmückt, hat zwei Kirchen, ein neues Gemeindegebäude, betonierte Straßen mit Speedbumps aber keine Autos. Wir werfen einen Blick auf den Pass. Es gibt wirklich Slackwater, also eine strömungsfreie Periode. Wir laufen ein paar Straßen entlang und finden wirklich die Straße bis zum Inselende. Da waren wir gestern nur 50 Meter vom Ziel entfernt. Auf dem Rückweg zum Dinghi holt uns der Bürgermeister des Ortes ein. Mit seinen 26 Jahren ist Francois seit 8 Jahren im Amt und außerdem Krankenpfleger des Ortes. Er beantwortet alle unsere Fragen (186 Einwohner, 36 Schulkinder und 5 Autos) und lädt uns zum Essen ein. Heute ist die Präsidentin der Kirche hier zu Besuch (ach, deshalb war geschmückt!). Es gibt Essen für alle aus dem Erdofen. Das gibt es nur viermal im Jahr, ha, und wir waren dabei! Ein paar Mädels laden uns an ihren Tisch ein und erzählen mit uns. Sie haben gerade Ferien und kommen aus dem Nachbaratoll. Wir probieren auch die polynesischen Spezialitäten Poisson cru und Sashimi, die aus rohem Thunfisch zubereitet werden. Superlecker! Außerdem erfahren wir die aktuelle Zeit: UTC minus 10h. Dass die Sonne jetzt schon um 17.15 Uhr untergeht finden wir blöd.

 

Beim Aufräumen der MANGO finden wir so einiges Verlorengeglaubtes wieder: diverse Puzzleteile, Sophies Bleistift aus der ersten Klasse, einen Kugelschreiber, auch ein Pixiebuch und Geld. Tolle Ausbeute, das Schiff verliert nichts. Vor einigen Tagen haben wir unverhofft Vorräte wiedergefunden, Gries für Griesbrei, Roggenmehl und Zucker. Mal sehen, welche Überraschungen uns noch bevorstehen, wenn wir mal „ausziehen“.

In der Mitte des Atolls gibt es ein sternförmiges Riff. Dort ankern wir und freuen uns aufs Schnorcheln morgen. Sophie hat Ohrenschmerzen, deshalb gibt es heute „nur“ eine Dinghitour. Es herrscht Windstille und wir erkunden genau, wohin wir morgen schwimmen müssen, um viele bunte Fische zu sehen.

Wir parken auf einem Aquarium. Drei Haie (Schwarzspitzenriffhaie) ziehen die ganze Zeit entspannt ihre Runden um die MANGO. Da hat Isa immer was zu gucken, als sie auf der Badeplattform Wäsche wäscht. Beim Auspowern der Kinder halten die Haie aber Abstand.

 

Nach ein paar Tagen fahren wir zurück zum ersten Ankerplatz. Nachdem das Versorgungsschiff da war, hoffen wir, ein paar Einkäufe tätigen zu können. Der Besitzer des Magasins (Laden) hat leider nichts, was er uns verkaufen könnte. Er hatte nämlich nichts bestellt. Zumindest verrät er uns, welcher Kunde gerade sehr viele Eier gekauft hat. Denn unsere Eierkalkulation ist durch Ostern etwas durcheinander geraten. Monsieur Roger, der Sekretär des Bürgermeisters im neuen Gemeindegebäude ist unser Mann. Er fragt, wie viele Packungen wir bräuchten und lässt eines seiner vielen Kinder damit vorbeikommen. Wir kaufen ihm 12 Eier ab und sind sehr froh. Dann fragen wir ihn und einige andere Leute im Dorf wann morgen im Pass Stillwasser ist. Irgendwann zwischen 7.00 und 12.00 Uhr morgen Vormittag. Die Einheimischen haben hochmotorisierte Motorboote und fahren durch, wann sie wollen. Das hilft uns nicht weiter. Wir raten also und beziehen unsere Erfahrung von der ersten Passdurchfahrt in unsere Überlegungen ein. Ob das ein guter Ansatz war, erfahrt ihr im nächsten Reisebericht.

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