Tahanea, Tuamotus, Franz. Polynesien 16.04. bis 15.05.2018

Geweckt werden wir an diesem Morgen durch einen Streit aus dem Kinderzimmer, halb sechs! Wir erledigen die restlichen Reisevorbereitungen, checken die Lage des Ankers (hat sich nicht unter Korallen verhakt) und wollen los. Da verdunkelt sich der Himmel, ein Squall geht auf uns nieder. Als dieser durchgezogen ist, lichten wir den Anker und motoren in Richtung Pass. Obwohl wir sie jetzt absolut nicht gebrauchen können, folgen weitere Squalls. Starkregen nimmt uns die Sicht. Zum Glück erleichtern uns GoogleEarth-Karten und GPS die Orientierung. Im Pass herrscht ausströmendes Wasser, Stärke nicht erkennbar. Wir riskieren es und werden mit teilweise 4 Extraknoten herausgeschoben. Geschafft. Da fällt uns allen ein riesiger Stein vom Herzen. Nach etwa einer Stunde sind die letzten Squalls durchgezogen und Segelwind kommt auf. So geht es mal zügig mal langsam, oft frustrierend squallig zwei Tage lang nach Tahanea. Wir sorgen uns um die Situation im nächsten Pass, bereiten uns aufs Schlimmste vor. Aber es ist hier ganz ruhig, keine nennenswerte Strömung, der Pass ist ja auch sehr breit. Wir fahren zu einem Ankerplatz, der uns von Seglerfreunden empfohlen wurde, in der Nähe vom Westpass. Der Ankergrund ist sandig und von Korallenköpfen übersät. Er erinnert ein wenig an russischen Zupfkuchen. Da heißt es, gut zielen oder am Ende tauchen müssen.

Den Rest des Tages lassen wir ruhig angehen, Linsensuppe mit Meicawürstchen fürs leibliche Wohl (Schätze noch ais Deutschland), Kleine Schnorcheltour um MANGO und entspannender Ruderdinghi-Ausflug fürs die Seele. Die Insel ist unbewohnt und ziemlich zugewuchert. Die Kokospalmen (die zum typischen Bild der Südseeinseln zu gehören scheinen) dienen der Kopra-Produktion. Ansonsten Korallentrümmer, Einsiedlerkrebse, Krabben und das permanente Rauschen der Brandung außen am Riff. Schön hier.

 

Hier gehen wir das allererste Mal Driftschnorcheln. Dazu fährt man bei Stillwasser (oder kurz davor) mit dem Dinghi an das äußere Ende des Passes. Die einlaufende Strömung transportiert einen durch dem Pass wieder in die Lagune hinein. Das Dinghi zieht man hinter sich her und kann ganz entspannt die Unterwasserwelt genießen.

Im westlichen Pass von Tahanea gibt es ein paar schöne Stellen, die wir auf diese Weise mehrmals erkunden. Vorsichtshalber haben wir die Kinder „an der Leine“. Das erleichtert auch die Kommunikation, wenn jemand etwas Interessantes gesehen hat.

So viele verschiedene Fischarten und Korallen haben wir noch nicht gesehen, wir können gar nicht genug von dieser Vielfalt bekommen.

Es gibt auch eine Stelle mit einem großen Schwarm Bigeye-Snapper. Der Schwarm ist immer dort zu finden. Unter ihnen kreisen die Weißspitzen- und die grauen Riffhaie, als hüteten sie ihr Essen. Wenn einer von ihnen einen Fisch geschnappt hat kommt Bewegung in den Schwarm. Die anderen Haie wollen nämlich ihren Anteil haben. Uns Schnorchler hingegen beachten sie nicht. Dies alles spielt sich in 5 bis zehn Metern Tiefe ab, weit weg also.

 

Das Atoll ist toll und hat noch mehr für uns zu bieten. In der Mitte soll es ein Motu voller Vögel geben. Wir machen uns mit der MANGO auf den Weg und sehen schon von Weitem die Vogelschwärme, die darüber kreisen. Leider trauen wir uns nicht zu ankern. Es ist sehr tief und der Ankergrund voller Steine und Korallen. Falls der Anker hier verhakt, bekommen wir ihn nicht mehr frei. Wir haben keine Taucherausrüstung an Bord und alles über 8 bis 10 m Tiefe ist für uns unerreichbar. Wir riskieren also nichts und fahren gleich weiter zum C-Riff (ist wie der Buchstabe geformt). Hier ankern wir traumhaft in korallenfreiem Sand, auf 4m Tiefe. Die wenigen Bommies (warum heißen die Korallenköpfe bei vielen Seglern wohl so?) sind erstaunlich artenreich und werden von uns gleich ausgiebig beschnorchelt. Kristallklares Wasser bei 28°C Wassertemperatur, da kann man nicht widerstehen. Nach dem Mittagessen kommt uns ein großer Stechrochen besuchen. Bei Windstille und unbewegter Wasseroberfläche können wir sogar seine Augenbewegungen sehen, als er die MANGO und uns in Augenschein nimmt. Nach einer Viertelstunde wird er von einem Schwarzspitzenriffhai abgeholt.

Später rudern wir zur Insel, die einen lang auslaufenden Sandstreifen hat. Wir laufen einmal rundherum und finden zwei Vogelnester am Boden mit je zwei Eiern. Sie waren gut getarnt und wären uns nicht aufgefallen, wenn die Vogelmama nicht weggeflogen wäre. Wir lassen die Kinder zurück und spazieren am Strand entlang bis zum Ende der Landzunge. Die Kinder begegnen der „Vogelfee“ in unserer Abwesenheit.

Vom Schnorcheln am C-Riff selber waren wir etwas enttäuscht. Vielleicht sind wir mittlerweile zu verwöhnt…

 

Da wir nun einmal auf der Südseite des Atolls sind, wollen wir das auch ausnutzen. Wir motoren weiter zum Midway-Riff, wo unser Anker in haarsträubenden 1,50 m Wassertiefe fällt. Nick kann stehen. Wie gut, dass wir unseren Tiefgang auf etwa einen Meter reduzieren können, wenn wir das Schwert hochkurbeln. Den Kindern gefällt es natürlich auch, dass sie ganz einfach den Grund beim Tauchen erreichen können. Wir umrunden das Motu, das und ebenfalls als Vogelmotu angepriesen wurde. Wir finden nur wenige Vögel, dafür ein Kopra-Arbeiterlager mit viel Unrat. Nachdem wir die ganze Insel umrundet haben, sammeln wir die Kinder wieder ein, die gerne noch ein wenig hier gespielt hätten. Dann setzen wir unsere Tagestour fort. Für den Nachmittag ist eine Winddrehung angesagt, dann wäre dieser Ankerplatz nicht mehr sicher. Beim 7-Riff fällt der Anker endgültig für die nächsten Tage, nachdem wir unseren Weg mittels GoogleEarth und wachsamen Augen an diversen Bommies vorbei durch grässliche Squalls gefunden haben. Den Nachmittag verbringen wir auf der nahegelegenen Sandbank, backen Sandkuchen, springen, rennen.

 

Das Motu ist etwas weiter weg vom Ankerplatz, was uns nicht davon abhält, es zu erkunden. Wir finden jedoch keine Nistkolonien auch keine Jungvögel, dafür zwei Rotfußtölpel, einige Seeschwalben und Spuren von Kopraproduktion. Als wir auf unser Schiff zurückkommen wirft gerade die BONAIRE ihren Anker neben uns. Wir kennen diese nette britische Familie noch aus Panama City und standen immer in Kontakt per Email. Jippie, Kinder zum Spielen für unsere Kinder und nette Schwatzrunden für die Eltern. Wir dürfen uns englische Kinderbücher von ihnen borgen und revanchieren uns mit Fischbestimmungsliteratur.

Nach ein paar Tagen zieht es uns zurück zum Westpass. Wir zeigen der BONAIRE die BBQ-Insel und die guten Stellen für das Drift-Schnorcheln. Da sie in den Marquesas (auch Franz. Polynesien) aufgrund des planktonreichen, trüben Wassers nicht Schnorcheln konnten, sind sie absolut überwältigt von den Eindrücken und wir freuen uns über ihre Freude. Auch die Riff-Kante an der Pass-Außenseite ist aufregend. Als wir ins Wasser springen, kommen jugendliche Graue Riffhaie angeschwommen. Isa zählt 16 Tiere,  seltsames Gefühl! 

 

Zusammen mit den anderen Seglern, die mittlerweile angekommen sind, veranstalten wir ein BBQ. Auf der Nachbarinsel wurde bereits gestern Feuerholz dafür gesammelt. Die Kinder beteiligen sich gern an der Errichtung und beim Anzünden. Das Büffet ist sehr abwechslungsreich, Ziegenrippchen, Haispieße, Brotfruchtpuffer, Pizzabrötchen, diverse Salate und Marshmallows. Wir bleiben bis nach Sonnenuntergang, die Rückfahrt im Dinghi ist spannend. Wo waren noch mal die Riffe, die wir umfahren müssen? Nick bringt seine Mannschaft sicher nach Haus. Unterwegs sehen wir eine sehr familienfreundliche Sternschnuppe. Sie ist sehr hell und fällt so langsam, dass die ganze Familie Nicks „Dadada!“ Folge leisten konnte. Super!

 

Östlich von unserem Ankerplatz, am Ostpass gibt es ein kleines Dorf, Village d’Otao, das nur von einer Handvoll Kopra-Arbeiter bewohnt wird. Die übrigen Bewohner sind vor langer Zeit weggezogen. Das wollen wir uns anschauen und fahren mit unserem Beiboot die 3 sm bis dorthin. Wir erwarten Ruinen und finden ein modernes Gebäude (2006 err.) zur Kopra-Lagerung und ein paar Blechschuppen. Eine kleine Kirche gibt es auch. Wir laufen ein wenig herum, bewundern kristallklare Wellen am Außenriff und erzählen ein wenig mit dem einzigen anwesenden Bewohner des Dorfes über Kopra und sein Leben.

 

Die Kinder aller Segelboote erkunden das Busch-Labyrinth. Beim Müllverbrennen starten wir ein Feuer-Projekt. Aus Insel-Material bauen die Väter einen Feuerbohrer und versuchen den Kindern das Prinzip von Reibung, Wärme und Glutbildung zu erklären. Das funktioniert natürlich nur im Fernsehen. Also kommt ein Feuerstarter zum Einsatz, ein Magnesium-Stab, von dem man Funken abschabt. Das geht auch sehr beschwerlich. Als Nick schließlich sein Macho-Messer nimmt, entzünden die zahlreichen Funken auch endlich den Zunder. Der Müll verbrennt ohne Widerworte. Am nächsten Tag nutzen wir den Brennglaseffekt um Feuer zu entzünden. Der Zunder ist nur zu einem schwachen Glühen zu überreden. Wir sehen etwas Rauch. Die Sonne versteckt sich immer mal wieder hinter Wolken, oder ein Kind wirft in seiner Neugier Schatten auf das Geschehen. Unser Fazit: Die sicherste Methode, ein Feuer zu entfachen ist ein Sturmfeuerzeug. Auf einer unbewohnten Insel zu stranden ist unser sicheres Ende. Deprimierend!

 

Beim letzten Schnorcheln im Westpass sehen wir zwei Manta-Rochen an der Wasseroberläche. Dummerweise werden sie von zwei heranrasenden Dinghies der anderen Boote vertrieben. Immerhin hat nun jeder von der MANGO Mantas gesehen.

 

Warum die Fahrt nach Fakarava nicht so entspannend war, lest ihr im nächsten Reisebericht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Liane Schroth (Dienstag, 21 August 2018 23:38)

    Hallo Ihr lieben Vier, wir lesen immer noch mit sehr viel Freude eure Reiseberichte. Zur Zeit habt Ihr wohl gutes Internet? Von solch kleinen Inseln hätte ich das nicht erwartet. Vor den Haien hätte ich großen "Respekt". Ihr seid aber schon recht erfahren mit solchen Meeresbewohnern. Den Kindern macht das Reisen auch immer noch viel Spaß, das freut uns auch. Unser Urlaub ist nun leider auch rum. Er war aber sehr schön, auch das Wetter. Den Omas und uns geht es sehr gut. Nino und Titus (Nino´s Schatten) besuchen uns jetzt des öffteren, ganz allein und spontan. Wir freuen uns darüber natürlich sehr. So. Der Globus steht bei uns stets bereit, wir sehen, wo der Wind euch hintreibt.
    Genießt eure tolle Zeit, sammelt noch viele neue Eindrücke und laßt euch ALLE 4 ganz
    herzlich umarmen v. euren Eltern und Großeltern Liane und Bernhard.