Fakarava, Tuamotus, Franz. Polynesien, 16.05. bis 30.05.2018

Die Strecke bis nach Fakarava beträgt etwa 45 Meilen, zu lang, um nach einer Tagesetappe noch sicher bei Helligkeit anzukommen und zu kurz, um nach einer Nacht erst bei Tagesanbruch am nächsten Pass zu sein. Wir essen ein frühes Abendessen und verlassen den Pass in Tahanea mit auslaufender Tide. Es herrscht noch etwas Tageslicht. Am Horizont sehen wir ein Segelboot, welches offensichtlich das gleiche Ziel hat wie wir. Es ist die MIDO, ein deutsches Paar, die wir schon aus Gambier kennen. Wir haben traumhafte Segelbedingungen, stabilen Wind, keine Wolken. Den guten Wind können wir aber gar nicht nutzen, sonst kämen wir mitten in der Nacht an. Alles Bremsen nützt nichts. Zu allem Überfluss kommt uns die MIDO auch noch sehr nahe. Das mögen wir überhaupt nicht. Wir drehen ab und segeln freiwillig Zusatzmeilen. Bei strahlendem Sonnenschein erreichen wir den Südpass in Fakarava, genau bei Stillwasser. Schon von weitem sehen wir das Muringfeld und sind überglücklich, dass noch eine Muring für uns frei war. Der Untergrund ist ankerfeindliche Koralle. So zerklüftet, dass wir den Anker nie wieder freibekommen hätten. Unter der MANGO lebt eine Muräne, viele Doktorfische laben sich am schmackhaften Algenbewuchs oder unseren Bio-Abfällen, Schwarzspitzenriffhaie ziehen ihre Bahnen…

 

Für Taucher ist das Drift-Tauchen im Südpass von Fakarava ein absolutes Muss. Wir Drift-Schnorcheln durch relativ trübes Wasser. Wir sehen schöne Korallen, sind aber etwas enttäuscht von der geringen Artenvielfalt der Fische. (Ja, wir sind verwöhnt von Tahanea.) Fast am Ende des Passes steht ein Bar-Restaurant. Dort sehen wir richtig viele Haie, die vermutlich ihren Anteil aus der Küche abstauben. Sie kommen uns ziemlich nahe, oder wir ihnen. Sie sind satt und ganz entspannt, wir sind froh, als die Strömung uns aus ihrer unmittelbaren Reichweite trägt. Das nennt sich „mit den Haien schnorcheln“, Touristenspektakel. Weiter um die Ecke ändert sich die Form der Korallen. Sie ähneln jetzt eher sanften Gras-Hügeln. Weil wir der MANGO schon recht nahe sind, schwimmen wir zurück. Nick plagt sich mit dem Beiboot ab, die Kinder haben ihre Taucherflossen an, tummeln sich wohlig im Wasser und interessieren sich kaum für das maritime Leben. Isa bewundert (und fotografiert) ausgiebig die vielen Grouper hier.

 

Nach zwei supergrauen Regentagen und einer empfindlichen Abkühlung auf 28°C (Isa muss sich nachts gut zudecken), nutzen wir die Sonne, um ein wenig auf der Hauptinsel zu spazieren. Von den Stegen der vielen Tauchanbieter kann man Schwarzspitzenriffhaie im flachen Wasser sehen, sehr sehr viele Haie. Wow!

Die Hauptstraßen der Insel sind grasbewachsen und von Palmen beschattet. Wir finden eine „Kinderhütte“ beim koralligen Pass-Strand. Dort lassen wir unsere Beiden allein spielen, sie erweitern das Mobiliar, während wir Erwachsenen noch ein wenig weiter laufen.

 

Eine schön übersichtliche Schnorchelstelle finden wir neben der zweiten roten Tonne. Ohne Strömung genießen auch unsere Kinder das Fischegucken, ohne angebunden zu sein.

Wir segeln eine Station weiter. Auf etwa der Hälfte des Weges bis zum Nordpass befindet sich der Pakokota Yacht Service. Hier nutzen wir das Internet und die Waschmaschinen ausgiebig. Bei unserem ersten Besuch an Land entdeckt unser Eric eine Tiefkühltruhe. In überraschend gut verständlichem Englisch fragt er, ob es auch Eiscreme gibt. Ihr hättet dabei sein sollen. Solch ein Jubel, als die Antwort ja lautete. Klar dass wir sofort zugeschlagen haben. Eis am Stiel hatten wir seit den Gambier-Inseln nicht mehr.

Mathieu, der Inhaber, empfiehlt uns, am Strand entlang zu laufen. Dort gibt es viel zu entdecken: Seesternskelette, Krabbenhüllen (Exuvien), Seeigelstacheln, viele Muscheln, Korallentrümmer und natürlich viel, viel angespülten Plastikmüll. Mathieus Hund begleitet uns unaufgefordert und zeigt uns den Weg zurück zur Straße, als wir genug vom Strand haben. Gut so, diesen Schleichweg hätten wir gewiss übersehen.

 

Zwei andere Familienboote im Norden des Atolls erleichtern uns die Entscheidung zum Aufbruch. Wir segeln ohne Wellen bis fast zum Ankerplatz und treffen uns anschließend zum Sundowner. Fakarava Village ist auch schnell erkundet. Immerhin können wir mal wieder das nötigste kaufen, zum Beispiel Eier, haha und Brot.

 

Eines Nachmittags laufen wir Richtung Süden bis zum Luxushotel. Dort gibt es auch eine kleine Ausstellung zur Perlenzucht, die auch eine wirtschaftliche Stütze des Atolls ist. Am Ufer entdecken wir Ammenhaie, die im Schatten unter den Holzstegen ausruhen, toll. Bisher kannten wir diese Vegetarier nur aus dem Aquarium.

Die Familie, die das Hotelgrundstück betritt, sieht in unseren Augen ganz normal aus, überhaupt nicht teuer oder luxuriös gekleidet. Am nächsten Tag treffen wir sie auf unserem Ankerplatz wieder. Eine Seglerfamilie, Meeresbiologen mit zwei Töchtern. Sie erkunden mit uns das flache Außenriff, zeigen uns lebendige Kaurie-Schnecken, Schlangenseesterne, Seegurken und eine Helmet-Krabbe, die aussieht, wie ein laufender kleiner Stein. Sehr interessant, sogar für die Kinder! Am nächsten Tag sind wir zum Plankton-Mikroskopieren eingeladen, weil die ALONDRA sogar ein Mikroskop an Bord hat. Wir sind sehr erstaunt, dass man das Plankton des Meerwassers erst anreichern muss. Zugegeben, das Wasser ist hier klar…Immerhin finden wir unter dem Mikroskop den Hai unter den Planktonlebewesen, einen Chaetognat und erfahren, dass sogar der riesige Ocean Sunfish zum Plankton zählt, weil er sich nicht aktiv fortbewegen kann, sondern von der Strömung getragen wird. Schade, dass sich unsere Wege trennen, das gemeinsame Forschen hat uns sehr gefallen. Wir segeln weiter nach …

Kommentar schreiben

Kommentare: 0